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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nach.« Dann ging Kullmer und ließ einen verdutzten Berger zurück, der hilfesuchend Julia Durant und Schulz anschaute.
»Ausgerechnet Kullmer kommt mit einem solchen Vorschlag! Ich hätte es von jedem erwartet... Was meint ihr?« Koslowski, der am Computer saß, meldete sich zu Wort: »Es hat Fälle gegeben, da haben Hellseher mit der Polizei zusammengearbeitet.« »Du triffst die Entscheidungen, wie immer«, sagte Schulz beißend, ohne auf Koslowskis Bemerkung einzugehen. »Und Sie, Kollegin?«
»Auch wenn ich normalerweise nicht viel von so was halte, so denke ich, sollten wir jede nur erdenkliche Möglichkeit in Betracht ziehen. Es gibt, soweit ich weiß, sogar den einen oder anderen Fall, wie Kollege Koslowski bereits angeführt hat, wo Polizei und Hellseher nicht nur zusammengearbeitet haben, sondern auch Erfolg hatten. Kullmers Vorschlag ist zwar außergewöhnlich, aber warum nicht. Die Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen.« Sie grinste Berger an. »Außerdem kenne ich da schon jemanden, Patanec.« Tiefe Ringe hatten sich unter ihre Augen gegraben, sie gähnte. Stand auf, nahm ihre Tasche vom Kleiderhaken, holte den Autoschlüssel heraus und sagte: »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich mich jetzt zu Hause etwas frisch machen und später zu dieser Party gehen.« »Seien Sie vorsichtig«, riet ihr Berger und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch. »Es gibt Leute, die man am besten wie Giftschlangen behandelt. Und ich wette, solche werden Sie auch heute abend treffen.« »Keine Angst, ich weiß, wie weit ich gehen kann.« »Was für eine Party?« fragte Schulz. »Menzel gibt heute abend ein rauschendes Fest, der gute Mann hat Geburtstag. Kollegin Durant will sich unter die Gäste mischen, um mehr dieser Leute kennenzulernen.«
Julia Durant verließ das Büro. Dämmerlicht, von Westen näherte sich eine weitere Gewitterfront, seit über einer Woche gewitterte es jeden Tag. Noch bevor sie zu Hause war, fielen die ersten Tropfen aus den von heftigen Windböen angetriebenen, schwarzen Wolken. Der Regen platschte auf die Straße und gegen die Scheiben, binnen Sekunden entwickelte sich daraus ein kräftiger Schauer. Es war kurz vor sechs, als sie ihr Fahrzeug vor dem Haus abstellte. Sie zog die Jacke über den Kopf, rannte zur Tür, war im Nu durchnäßt. Im Briefkasten gähnende Leere, nicht einmal eine Rechnung. Vor ihrer Tür die Zeitung, der Austräger kam nie morgens, so daß sie die Zeitung nicht mit ins Büro nehmen konnte, sie würde sich bei Gelegenheit darüber beschweren. Sie schloß auf, kickte die Tür mit der Ferse zu, schleuderte ihre Handtasche auf die Couch, zog sich auf dem Weg ins Bad bis auf die Unterwäsche aus. Sie ließ sehr warmes Wasser in die Wanne einlaufen, gab Badeschaum dazu, holte eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, nahm einen Schluck, setzte sich ins Wasser, stellte die Flasche auf den Wannenrand. Schloß die Augen, außer den Menzels und Bernhardts würde sie vermutlich niemand kennen. Vielleicht Patanec noch. Wahrscheinlich komme ich gar nicht rein, dachte sie achselzuckend. Nach dem Baden und Abtrocknen verrieb sie wohlduftende Bodylotion auf ihrem Körper, schminkte sich, zog frische Unterwäsche an und ein für eine Party angemessenes Kostüm, ein paar Spritzer Parfüm. Aß ein Salamibrot mit einer sauren Gurke, trank den Rest aus der Bierflasche. Löschte das Licht und ging. Es war genau einundzwanzig Uhr. Das Gewitter hatte sich längst verzogen, der Asphalt lag unter einer glänzenden Schicht, in der sich Laternen und die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos spiegelten. Vollkommene Windstille, Schwüle, noch ein paar Wolken, dahinter diffuses Licht entfernter Galaxien. Sie startete den Motor, stellte das Radio an. Nachrichten, Wetter, Verkehrsfunk, danach Rockmusik. Sie drehte die Lautstärke höher. Menzels Haus, Nobelkarossen in langer Schlange. Sie parkte hinter einem Porsche, hängte ihre Tasche über die Schulter, ging mit selbstbewußten Schritten auf das Haus zu. Über der Eingangstür bunte Leuchtgirlanden, zwei breitschultrige Männer in dunklen Anzügen achteten wie Wächter zur Unterwelt darauf, daß kein ungebetener Gast Zutritt fand. Die Kommissarin hätte wetten können, daß unter ihren Sakkos Schulter ha lfter und Pistolen steckten. Das Haus war hell erleuchtet. Musik, Stimmen. Sie ging auf die Höllenwächter zu, wurde argwöhnisch gemustert, doch keiner der beiden verlangte zu ihrer Überraschung das Vorzeigen einer Einladung. Sie

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