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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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aus.
    »Ah! Melina von Lüttich! Ein Augenschmaus!« Schwarze Haartolle, braungebrannt, weißer Kittel.
    »Dr.   Fogh, guten Tag.«
    Er schüttelte lange und kräftig ihre Hand und suchte dabei in ihren Augen herum. »Wir sind uns schon eine ganze Weile nicht mehr begegnet, wie schön!«
    »Ich bin eben dabei, die T20 abzuschließen. Vier kommen morgen noch, aber das sind die Letzten.«
    »Ach, die T20 laufen noch? Sollten die nicht schon im Frühjahr abgeschlossen sein? Ach nein, das waren die Achtzehner. Ja, die Ergebnisse sind beachtlich. Also, so viel kann ich sagen: Wir sind auf einem guten Weg. Es läuft in den Parametern unserer Hypothesen, das ist ausgezeichnet. Optimal, besser kann es nicht sein.«
    Noch eine Floskel?
    Er sah sie an. »Aber genug der Floskeln. – Sind Sie so weit?«
    Melina sah sich um. »Einen Moment.« Am Gerät Nr.   4 brannte noch Licht. Das knipste sie aus, denn jetzt brauchten sie nur noch die Nummer 1.
    »Na dann, Gnädigste!« Er fuhr den Schlitten der ersten Röhre heraus und bot ihr die Liege an, als hätte er sie eben selbst abgewischt.
    Melina legte den Kittel ab.
    »Demnächst suchen wir Paare für die Röhre. – Ja, ja, es ist genau das, was Sie denken, Melina. Das Problem ist natürlich nach wie vor die fehlende Unvoreingenommenheit. Wer kann dabei schon vergessen, dass er in einer Röhre liegt und gescannt wird? Es ist leider immer das Gleiche: Wir erfahren nicht, was das Gehirn während eines bestimmten Gefühls macht. Wir erfahren nur, was das Gehirn während eines bestimmten Gefühls macht,
während es sich in einer engen
Röhre befindet

    Melina legte sich und ließ sich vom schwatzenden Doktor mit Sensoren ausstaffieren.
    »Demnächst suchen wir Freiwillige für eine optogenetische Reihe«, sagte Fogh. »Zunächst einmal müssen wir die Basis-Ergebnisse vergleichen: Ist die Optogenetik genauso verlässlich wie der Tomograf? Es sind also erst mal ganz simple Tests, um die Technik zu justieren. Überlegen Sie mal, ob das was für Sie wäre. Sie kennen das Verfahren?«
    »Den Begriff habe ich gehört.«
    »Professor Lascheter ist auf dem Gebiet
die
Kapazität. Er hat schon damit gearbeitet, als das
Institut Zucker
noch in der Schweiz beheimatet war. Auch in Afrika war das sein Schwerpunkt. Bei der Optogenetik werden zusammenhängende Gehirnzelltypen so präpariert, dass sie hernach von außen mit Licht aktivierbar sind – also quasi ein- und ausgeschaltet werden können. Man beobachtet, was die eingeschaltetenZellen bewirken. Auf diese Weise erkennen wir zuverlässig, wofür die Hirnareale zuständig sind.«
    Melina setzte sich selbst die Sensoren am linken Arm. »Das wäre die erste direkte Messmethode?«
    »Genau. Alle bisherigen Verfahren sind unzuverlässig. Die sogenannten Gehirn-Landkarten sind allenfalls so genau wie die ersten Atlanten der Menschheit. Nehmen wir eine der anerkannten Techniken, die fMRT. Mit der funktionellen Magnetresonanztomographie ist es wie mit allen anderen bisherigen Verfahren: Sie zeigt nicht 1   :   1, was im Kopf passiert. Sie misst nur den Wechsel des Sauerstoffgehalts im Blut von Gehirnarealen. Gleichzeitig zur Messung versuchen wir festzuhalten, was der Organismus währenddessen tut oder was er denkt. Aus der Kombination von Sauerstoff und Aktivität ziehen wir eine Information für unsere Gehirn-Kartografie. Das ist, als ob Sie beim Autofahren die Augen schließen und nach Gehör fahren.«
    Sie lächelte.
    Fogh überprüfte einen Sensor. »Die Optogenetik ist zielgenau. Wir brauchen keine Apparaturen mehr mit den Ausmaßen eines Busses. Das Empfangsgerät wird man bei sich tragen wie eine Handtasche oder ein Handy. Die Ergebnisse lassen sich sehen. Vorwiegend bei Ratten.«
    »Und ich soll mich als Rattenersatz melden? Schmeichelhaft!«
    Er lachte. »So ungefähr. Wenn das mit den optogenetischen Untersuchungen klappt, müssen wir Testpersonen nicht mehr zu zweit in einen Tomographen pressen, um die Hirnaktivitäten beim Sex zu messen. Sie können es einfach zu Hause tun, wie üblich.«
    »Nur mit einer Handtasche um«, sagte Melina.
    Fogh reichte ihr den Kopfhörer. »Alles klar?«
    »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Melina im Liegen, »geht es um die Gene von Proteinen, die bei Algen auf Licht reagieren. Opsinproteine? Diese Gene werden mit einem Schalter versehen, einem Promotor. Und dann in einem Virus ins Gehirn des   … Versuchstieres injiziert. Stimmt’s? Und das haben Sie mit mir vor?«
    Er hielt inne. »Warum

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