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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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so feinem Zwirn? Alle Achtung! Wer bezahlt das? Der Steuerzahler?«
    »Es geht um Lena.«
    »Ja   … Wenn es um Kinder geht, geht es immer auch um die Eltern. Ihre Tochter lebt seit dem Tod Ihrer Frau hier bei Ihnen, und Sie bekommt alles das hier   … «–   er zeigte auf die Bühne   –»   … hautnah mit? Ich stelle mir vor, wie das ist, für eine Vierzehnjährige.«
    »Sie schläft nicht auf der Bühne. Sie hat ein Zimmer.«
    »   … das ich mir mal ansehen darf? – Stimmt es, dass Sie ein Stück geschrieben haben und es nach Ihrer Tochter Lena benannt haben?«
    »Nein. Es gibt ein Stück,
Hesther,
in dem ich mich mit der Krankheit und dem Tod meiner Frau auseinandergesetzt habe.«
    »Ach, dann habe ich das verwechselt. – Wie fand denn Lena das Stück?«

27
    Zweieinhalb Stunden war der Kommissar geblieben.
    Wollte partout nicht glauben, dass die fünf Mädel vom Bolschoi sind.
    Jenissej beugte sich vor, berührte mit den Händen den Bühnenboden und schwang sich zu einem Handstand auf. So blieb er.
    Die Welt mal wieder auf die Beine stellen.
    Das Jackett war ihm übers Gesicht gefallen. Bemerkungen von allen Seiten. Er stand auf, zog es aus und warf es in die Menge seiner Leute.
    Im Medienkeller checkte er seine Mails.
    Das mache ich jetzt schon stündlich. Ich sollte einsehen, dass von Lena nicht mehr kommt. Kann sie wirklich in der Schweiz gewesen sein, wie Melina meint? Am besten sperre ich meinen Account und übertrage alles auf Pia oder Gert. Die können das filtern und ich   …
    Da war wieder die
F3L
-Datei. Oder war es eine neue? Abgesandt war sie wie die erste anonym. Aber sie musste von Lena stammen. Er zog den Anhang auf seine Festplatte, drückte F7 und öffnete die erste Kopie.
    »Ja!«, brüllte er und reckte die Faust.
    Das erste Filmbild zeigte einen Kreis von Sternen. Er fühlte sich in seiner Theorie bestätigt, dass Lena die
Himmelsharmonik
von Johannes Kepler als Schlüssel verwendete. Sie wusste, dass er Keplers Modell kannte, also hatte es Sinn.
    Es waren neun Sterne, schwarz umrandet, und mit einemsimplen Layout-Programm im Kreis angeordnet. Lenas Kamera war lange darauf gerichtet. Sonst geschah nichts.
    Die zweite Szene bestand ebenfalls nur aus einem Standbild. Ein alter Kampfhelm, eine schematische Zeichnung, die wahrscheinlich auch aus einem Netzarchiv stammte, darunter stand in Katalogschrift
Italia
. Die Kamera flackerte einige Male.
    Ein Kurzschluss?
    Die dritte Szene der Filmdatei präsentierte einen großen Kreis, und auf einer Linie vor ihm waren mehrere kleine Kreise angeordnet. Die Linie setzte sich in Punkten fort. Ein einzelner Kreis tanzte aus der Reihe und war Teil des großen. Wieder flackerte das Bild an einer Stelle.
    Dann war alles schwarz.
    Das war’s also.
    Es ist, als ob zwei Flüsse in mir sich vereinigen. Der eine mit warmem, klarem Wasser: Das gute Gefühl, ein Zeichen von Lena zu haben. Ich werde es entschlüsseln können. Der andere stechend kalt: Was ist, wenn ich nicht verstehe, was sie mir mitteilt?
     
    Diesmal zögerte Jenissej nicht. »Pia, komm runter, du bist die Deuterin der Zeichen.«
    »Was von Lena?«
    »Ja, ein neuer Film.«
    »Ich fliege.«
    Er ließ den Film noch einmal laufen.
    »Quatsch!«, sagte sie, als sie vor den Bildschirmen hockte. »Die Europaflagge hat zwölf Sterne. Das hier sind neun.«
    »Ja. Warum eigentlich? Es sind doch mehr Staaten. 27? Oder 29?«
    »Die Zwölf ist halt eine symbolische Zahl. Wahrscheinlich wollen sie nicht dauernd ihre Fahne aktualisieren. – Komm, bleib bei der Sache, Jenissej! – Spul weiter!«
    Er schaltete auf schnellen Vorlauf, weil nichts weiter passierte.
    »Na gut, der Mars ist klar, aber der Kreis   … «
    »Mars?«
    »Na, das ist der Helm von Mars, dem Kriegsgott. Warum Italien druntersteht, weiß ich nicht, müsste Rom heißen, vielleicht. Scheußliche Schrift, schau mal! – Der Kreis   … «
    »Wir sind bei Planeten«, sagte Jenissej. »Dann ist das hier die Sonne mit dem Planetensystem.«
    Pia nickte. »Möglich. Aber es ist so eine reduzierte Darstellung. Da wird sie nichts Zufälliges dringelassen haben. Diese Punkte hier, neben den kleinen Kreisen, was ist das?«
    »Asteroidengürtel?«
    »Der wäre nicht auf gleicher Ebene wie die Planeten, sondern zwischen ihnen, Jenissej. Wie gut kennt sich Lena in Sternkunde aus?«
    Er lachte. »Sie schaut diese Raumschiffserien.«
    »Das ist nicht die Sonne!«, rief sie. »Dieser eine Kreis inmitten des großen Kreises – das ist

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