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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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die im Alter nachlässt. Dazu kommt, dass im Laufe der Jahrzehnte viele Gefäße aufgrund von Ablagerungen enger und weniger flexibel werden.
    Wie wir gesehen haben, kann ein entsprechender Lebensstil auf bestimmte Erkrankungen »aufschiebend« wirken. Dennoch scheinen vor allem jenseits des 85. Lebensjahres die Gene einen stärkeren Einfluss auf die kognitive Alterung zu haben als die Art und Weise, wie wir leben. Man könnte jetzt einwenden, warum sich dann nicht im Laufe der Evolution die Genvarianten eliminiert haben, die das Leben und unsere kognitive Leistungsfähigkeit jenseits des 85. Lebensjahres begrenzen. Dem lässt sich entgegnen, dass die Evolution in diesem Alter nicht mehr wirksam sein kann, da es weit jenseits der reproduktiven Phase keinen Einfluss mehr auf die Weitergabe der Gene hat. All dies ist aber Spekulation, Fakt ist, dass biologische Prozesse des Alterns jenseits des 85. Lebensjahres unser Altern stärker bestimmen, als dies in vorherigen Lebensjahrzehnten der Fall war.
    Postkarte aus dem Leben
    »Als Konrad Lang zurückkam, stand alles in Flammen, außer dem Holz im Kamin.« Besser kann man einen Roman über die Alzheimer-Erkrankung nicht beginnen. Der Roman Small World von Martin Suter beschreibt schonungslos, wie es erst die Kleinigkeiten sind, die sich bei dem Protagonisten Konrad Lang, Mitte 60, zu Beginn seiner Alzheimer-Erkrankung einstellen. Manchmal harmlose Vergesslichkeit, aber auch Sonderbarkeiten wie diese, dass er seine Brieftasche versehentlich in den Kühlschrank legt. All diese würde man mit etwas Wohlwollen noch als leichte kognitive Störungen (MCI) bezeichnen können. Bald aber vergisst Herr Lang, im Roman immer nur Konrad oder Koni genannt, den Namen der Frau, die er heiraten will. Der besondere Clou der Geschichte besteht darin, dass der Verlust der Fähigkeit, Neues abzuspeichern und Gedächtnisinhalte jüngeren Datums abzurufen, eine schwerreiche alte Dame, der Konrad Lang seit seiner frühesten Kindheit auf eine ungewöhnliche Art und Weise verbunden ist, in Bedrängnis bringt. Zwar hat er Schwierigkeiten, sich alltägliche Sachen zu merken, dafür werden in seinem Bewusstsein aber längst vergessene Begebenheiten aus seiner Kindheit wieder nach oben gespült; und hier scheinen »gefährliche« Erinnerungen dabei zu sein. Auch dies eine Erfahrung, die alte Menschen häufig machen: Während der »Alltagsverstand« und das Kurzzeitgedächtnis nachlassen, kommen immer häufiger längst vergessen geglaubte Erinnerungen hoch, manchmal so unverhofft und unerwartet, dass es nicht nur Konrad Lang, sondern auch eine ältere Dame zu erschrecken scheint – und bis hin zu Mordgelüsten geht. In Suters Roman fiebert und leidet man mit dem Protagonisten mit, folgt der detaillierten Beschreibung vom Fortschreiten seiner Krankheit mit Angst und Schrecken, aber auch mit Faszination und Neugier. Ob es hier und im wirklichen Leben zu erfolgreichen Therapien kommt, die mehr als ein Anhalten der Erkrankung bewirken, muss an dieser Stelle offen bleiben.
    Das Buch hat sich jedenfalls binnen kurzer Zeit eine Million Mal verkauft. Und dem französischen Regisseur Bruno Ciche ist eine wunderbare Adaption des Romans gelungen, in der Gérard Depardieu den alternden Freigeist Konrad Lang spielt.

KAPITEL 8
    Frischekur fürs Gehirn
    »Die sicherste Methode, die Zukunft vorherzusagen, besteht darin, sie zu gestalten.«
    Peter Drucker
    In ihrem Buch Memory! Neues über unser Gedächtnis erzählt die amerikanische Wissenschaftsjournalistin Sue Halpern von dem New Yorker Neurologen Scott Small. Er wird sehr häufig von älteren Menschen aufgesucht, die sich Sorgen um ihr Gedächtnis machen, weil sie Termine vergessen, den Namen von Klienten nicht erinnern oder den Titel eines Buches, das sie gerade gelesen haben, nicht nicht parat haben. In den meisten Fällen, berichtet Dr. Small, würden die neurologischen Untersuchungen keinen Hinweis auf eine Alzheimer-Erkrankung oder eine andere Form der Demenz ergeben. »Das ist ganz normales Altern!«, versucht er seine Patienten zu beruhigen. Woraufhin die ihm gegenüber sitzenden Menschen fast immer fragten, ob es nicht ein Medikament dagegen gebe. Nein, muss Dr. Small dann immer wieder betonen, denn Altern ist keine Krankheit!
    Das wollen wir gerne zugeben, aber dennoch wüssten auch wir gerne, wie wir unsere kognitiven Fähigkeiten, insbesondere die Leistungsfähigkeit unserer Gedächtnisses, möglichst lange möglichst gut erhalten können. Und auch

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