Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
fest auf Großmutter gerichtet und über seine Lippen zog sich ein dreistes Grinsen. Und auch Dan kam langsam zu uns herüber; das gleiche Grinsen, eine Augenbraue gehoben.
„Das sind ... die sind ... unnormal!”
„Äh ...” Ich schaute noch immer verunsichert hin und her. „Ich versteh nicht.”
„Das sind ... Homos!”
„Was?” Ich lachte los. „Großmutter, nein!”
Da bemerkte ich es. Robin und Dan widersprachen gar nicht. Ich drehte mich zu ihnen herum, sah sie fragend an. „Jungs?”
Mit einem süßen Lächeln streichelte Dans Nase über Robins Wange. „Sag, mein Süßer, bist du ein Homo?”
Nur kurz kostete Robin Großmutters angewidertes Gesicht noch aus, dann neigte er etwas den Kopf und küsste Dan unendlich sanft auf den Mund.
Meiner stand mir offen. Ich starrte die beiden hemmungslos an. So zärtlich hatte sich in der Schule niemand geküsst. Da hatte ich eher regelmäßig das Gefühl, es gäbe zum zweiten Frühstück Junge oder Mädchen roh. Aber das sah so ... süß aus. Süß? Moment, können zwei Jungs süß sein?
Ich hatte mich nie mit Homosexualität beschäftigt. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass es an unserer Schule so etwas gar nicht gab. Da wurde nur Geschlechterfremd gevögelt und das zur Genüge.
Ich konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken, als Großmutter schon schrie: „Siehst du? Siehst du das? PERVERSLINGE!” Sie lief flammendrot an.
„Großmutter, das sind doch keine Perverslinge. Wenn sie das schön finden und es sie glücklich macht”, wagte ich einen sanften Vorstoß, auch wenn mir klar war, dass der zumindest von Großmutter entweder gar nicht gehört oder komplett ignoriert wurde.
Robin wuschelte mir durch die Haare. „Du bist wirklich süß, Kleiner.”
Amüsiert hob ich die Augenbrauen. Okay, das erklärte zumindest das pausenlose Schatz und Baby.
„Jake, du kommst sofort mit!”
„Ich denk ja nicht dran. Meine Haare sind außerdem klatschnass!”
„Meine Friseuse ist gleich um die Ecke. Die kann sie dir trocknen und ... wieder anständig herrichten.”
Ich konnte es mir nicht verkneifen, auch wenn ich wusste, dass ich damit den Zorn von Großmutters Bestie entfachen würde, aber ich platze laut los, setzte mich richtig hin und sagte geziert: „Robin, einmal waschen und legen bitte.”
Dieser biss sich auf die Lippe, um nicht ebenfalls loszuprusten, doch Großmutters Bestie knurrte nur wild, wie ein räudiger Hund. „Du kommst jetzt sofort mit, Jacob!”
Und als würde eben genannte Bestie nicht schon angepisst genug sein, setzte Dan dem ganzen die Krone auf, indem er sich mit grazilem Hüftschwung den Fön schnappte, sich lasziv über die Lippen leckte und sehr tuntig fragte: „Jacob, darf ich Ihnen das Haar richten? Es sieht etwas zerzaust aus ...”
Ich spielte mit. Ich konnte gar nicht anders. „Ich bitte darum”, gab ich in übertriebener Höflichkeit zurück.
„Das hast du nicht umsonst getan!”, fauchte die Bestie - Schrägstrich Großmutter - und verließ mit wütendem Trampeln den Salon.
Kuscheln mit Anfassen oder doch rummachen?
Seufzend sah ich ihr nach und wandte mich dann den beiden Jungs zu. „Das gibt Ärger, aber gewaltig.”
Mit eben solch einem Seufzen ließ sich Dan auf den Stuhl neben mir sinken, musterte mich, genauso wie Robin, durch den Spiegel.
„Danke.”
Ich schaute Robin verwirrt an. „Wofür?”
„Naja, scheinbar sind wir in deinen Augen nicht abartig und pervers.”
„Quatsch. Aber ... ihr seid schwul. Warum habt ihr mir das nicht erzählt?”
Amüsiert hoben nun beide die Augenbrauen.
„Und wie?”, fragte Dan. Er reichte mir plötzlich die Hand, die ich noch verwirrter ergriff. „Hi, ich bin Dan, das ist mein bester Freund Robin. Willkommen in unserem Salon. Ich hoffe, du hast kein Problem damit, dass wir auf Ärsche stehen?”
Ich unterdrückte ein Lachen. „Hi, ich bin Jake. Und nein, ich habe damit kein Problem, auch wenn ich vermutlich aufgrund der Ausdrucksweise den Anschein gemacht hätte.” Ich nickte geschlagen. „Okay, du hast recht. Aber ich war ja schon ein paar Mal hier.”
„Hm ... irgendwie sagt man uns immer nach, wir wären offensichtlich schwul. Selbst dein liebes Großmütterchen wusste es. Da nahmen wir an, dass du es auch erkannt hast.”
„Ich?”, fragte ich erstaunt.
Die Jungs zögerten, dachten vermutlich in diesem Moment das gleiche wie ich: So herrlich naiv wie ich bin, hätten sie es auf der Stirn tätowiert haben können und ich hätte es nicht
Weitere Kostenlose Bücher