Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
Laden und kaufte spontan die Jacke. Sie fühlte sich gut an und ich verliebte mich spontan in das weiche Leder. Draußen stopfte ich die Jeansjacke in die Tüte, zog die Lederjacke über und ging weiter. Jap, die Frauen hatten recht. Ich fühlte mich gleich entspannter. Etwas ziellos irrte ich durch die Gegend, bis ich das Free eagle gefunden hatte. Der Club lag im Erdgeschoss eines Bürogebäudes, war von außen eher unscheinbar, doch die leuchtend blaue Neonreklame erweckte meine Aufmerksamkeit, also trat ich näher. In zwei Schaukästen hingen Flyer für anstehende Veranstaltungen des Clubs. Billardturniere, eine italienische Band hatte nächste Woche einen Liveauftritt und heute Abend würde ein irischer Folksänger da sein. Die Getränkekarten hingen aus, so wie Fotos des Clubs mitten im Nachtgeschehen.
Ja, das sah weitaus besser aus.
Ficken ist ein schönes Wort
Ich zögerte es lange hinaus, nach Hause zu gehen. Am liebsten würde ich mir Mut antrinken, aber in meiner doch etwas prekären Situation noch mit einer Fahne anzukommen, käme Selbstmord gleich. Mutter würde mich glatt übers Knie legen und Großmutter schwingt den Teppichklopfer. Ja, sowas haben wir noch. Großmutter klopft die Teppiche noch immer regelmäßig einmal im Monat aus. Ich will das Ding nicht spüren. Andererseits … vielleicht steh ich ja drauf und weiß es nicht. Im Geiste lachte ich laut auf, denn sollte ich es jemals herausfinden, ob ich auf die etwas harte Tour stehe, dann hoffentlich nicht im Beisein meiner Großmutter.
Gemütlich schlenderte ich nach Hause und seufzte genervt auf, als ich Großmutter am Gartentor tratschend vorfand. Doch als ich das Thema aufschnappte, knurrte ich leise auf. Auch wenn sich mein Hinterstübchen erneut fragte, warum ich so seltsame Laute von mir gab, ignorierte ich es.
„Er ist vielleicht selbst schwul! Stell dir den Skandal vor, Edith. Mein Enkel, ein Homo!“
„Nun warte ab, Beatrix. Vielleicht hatte er sich nur dorthin verlaufen. Du sagtest doch, dass er es nicht wusste.“ Edith Pavel, die betagte Dame aus dem Nachbarhaus, versuchte Großmutter zu beruhigen.
„Mag ja alles sein, aber er hätte mich sofort begleiten müssen!“, ereiferte sich Großmutter weiter.
„Warum? Nur weil du die spießige Meinung vertrittst, schwul wäre pervers, muss das nicht für mich gelten.“ Ich grinste, denn ich beschloss, in diesem Moment meine Übung von eben zu testen. „Wenn Robin und Dan lieber Kerle ficken, dann geht uns das nichts an!“ HA! Bestanden! Robin wäre bestimmt stolz auf mich. Naja, Großmutter war leider so gar nicht stolz auf mich, denn sie verpasste mir eine schallende Ohrfeige.
„Wehe dir, du nimmst solche Worte noch einmal in den Mund!“, fauchte sie. Na hallo, Bestie.
Ich starrte sie geschockt an, die Hand auf der brennenden Wange, dann platzte ich. „Sag mal, geht’s noch?“, schrie ich und konnte kaum glauben, dass mir meine Großmutter wegen dem F – Wort eine gelangt hatte. „Ich glaubs ja nicht! Ficken, Ficken, Ficken … Fiiiiiiicken!“, keifte ich und stieß sie ziemlich unsanft beiseite, um ins Haus zu stampfen. So wütend war ich, glaub ich, noch nie gewesen.
„Jacob! Du kommst sofort zurück!“
„Warum? Damit du mir noch eine kleben kannst? Vergiss es!“ Ich fixierte sie zornig und verschwand ins Haus.
Als mir Mutter entgegen kam und mich sah, hob sie die Augenbrauen. „Ich sags ja. Irgendwann hast du den falschen Umgang und wir verlieren dich vollständig.“
Fast lachte ich laut los, doch ich konnte mich gerade so beherrschen. „Den falschen Umgang, ja? Oh glaub mir, den habe ich schon lange. Achtzehn Jahre, um genau zu sein!“ Ich knallte meine Zimmertür hinter mir zu und schloss ab, doch mir hätte klar sein müssen, dass meine Mutter nicht einfach aufgab.
„Was soll denn das heißen? Jake, mach sofort die Tür auf!“
„Ich denk ja nicht dran! Geh zu deiner beknackten Mutter und frag sie! Ihr seid doch alle gleich!“, keifte ich zurück. Meine Wut vernebelte mein Bewusstsein, sonst hätte ich gemerkt, dass der überspannte Bogen kurz vor dem Zerreißen war. Doch da ich das nicht sah, hielt ich auch die nächsten Worte nicht auf, nicht wissend, ob Mutter noch vor der Tür stand, oder nicht. „Warst du nicht in der Lage, mich allein aufzuziehen? Was mischt sich diese Frau eigentlich permanent in mein Leben ein? Ein Kind, Mum, und nicht mal das kriegst du allein auf die Reihe! Was machen erst die armen Frauen, die zwei oder drei Kinder
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