Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
doch ich hielt sie fest.
„Mum!“ Ich atmete noch einmal tief durch. „Lass mich bitte allein entscheiden, wann ich esse, okay?“
Sie funkelte mich aus ihren grauen Augen an, nickte dann und schüttelte den Kopf. „Komm aber nicht in zwei Stunden an und erzähle mir, dass du Hunger hast.“
Frustriert verdrehte ich die Augen. „Ich schaffs gerade noch so, mir ein Brot allein zu machen, keine Panik. Ich wäre dann gern allein, wenn es okay ist. Oh und, Mum, gewöhne dir endlich an, anzuklopfen. Ich bin keine sechs mehr!“
„Verheimlichst du mir etwas?“
„Nein! Ich möchte nur etwas mehr Privatsphäre, wenns recht ist.“
„Jake, ich bin deine Mutter. Wenn jemand deinen Körper kennt, dann bin ich es“, erwiderte sie beleidigt.
Ich zählte gedanklich bis zehn. „Mag sein, aber ich hätte dennoch gern Privatsphäre.“
Murrend und schimpfend verließ meine Mutter das Badezimmer, und ich wusste, dass sie das jetzt mit Großmutter am Mittagstisch ausdiskutieren würde. Mir war es egal. Ich schloss die Tür, legte mir zwei Rasierer auf den Badewannenrand und zog mich komplett aus. Dann schaute ich an mir hinunter. Brust rasieren … jap. Unterhalb des Bauchnabels … hm … nein, das fand ich schön. Um meinen Penis herum … ein definitives Ja! Beine … oh Mann, das war aber reichlich Haar. Ich legte einen dritten Rasierer bereit. Dann hob ich die Arme, betrachtete meine Achseln. Auch das würde weichen müssen.
Als das Wasser fertig war, setzte ich mich auf den breiten Wannenrand am Kopfteil und schnappte mir die Duschgelflasche. Bei all den Haaren wäre Dads Rasierschaum leer, das war zu auffällig. Noch einmal begutachtete ich den ersten Rasierer, hoffte, nicht Mums Badezimmer vollzubluten, weil ich mich vielleicht zu dämlich anstellte und seifte meine Brust ein. Das waren die einzigen Haare, die ich mit Wehmut gehen ließ. Sie waren es, die mir damals gezeigt hatten, dass ich kein kleiner Junge mehr war. Ich setzte den Rasierer an und nach nicht mal einer Minute war meine Brust haarlos. Ich strich mit der Hand über die Haut, lächelte zufrieden und rasierte meine Achseln. Das war schon weit komplizierter. Das Haar war dichter und länger. Stellte ich mich vielleicht zu blöd an? Ich war hartnäckig und kurze Zeit später war auch meine Achselbehaarung Geschichte. Zumindest für den Moment und ich hoffte, diese Prozedur nicht jeden Tag machen zu müssen. Das Nachrasieren würde hoffentlich schneller gehen.
So, was noch? Die Beine. Das Zentrum meines Körpers hob ich mir für den Schluss auf. Ich musste gestehen, ich war etwas panisch. Ich sah meinen Penis schon abrasiert im Badewasser schwimmen, neben all den Haaren, die meiner neuen Epoche zum Opfer gefallen waren. Das Beine rasieren erwies sich als ein Geduldsakt unnatürlichen Ausmaßes. Die Knöchelpartien waren der Horror, die Knie ebenfalls und bei den Oberschenkeln zeigte sich, dass langes Sitzen auf dem Badewannenrand, den Hintern einschlafen und die Beine zittern ließ. Ich stand auf, wartete, bis das Kribbeln im Hintern nachließ und setzte mich wieder. Mit ruhigen Fingern nahm ich die Arbeit wieder auf, entfernte Haare, wusch den Rasierer aus, wechselte zwischen dem linken und rechten Bein zum neuen Rasierer und bestaunte zwischendurch immer wieder meine Arbeit. Das Badewasser war mittlerweile kalt und mein rechtes Bein erst halb fertig. Ein kleiner Schnitt am Knie blutete ins Wasser, doch das interessierte mich im Moment nicht. Akribisch führte ich meine Arbeit fort, als es an der Tür übertrieben deutlich klopfte.
„Jake, ich würde gern auf die Toilette“, sagte meine Mutter. „Bedecke also kurz deine Intimzonen.“
Ich zeigte der Tür bei diesen ironischen Worten meinen Mittelfinger und sah mich um. Links neben mir lag der benutzte Rasierer, rechts der unbenutzte, den Dritten hielt ich in der Hand. Mein Blick glitt zum Haarbedeckten Badewasser. Kein netter Anblick, meine Mutter würde auf der Stelle umfallen. „Kannst du nicht unten gehen?“, rief ich zurück.
„Also, nun mach dich nicht lächerlich. Ich komme jetzt rein.“
Es war ein Reflex von wenigen Nanosekunden. Ich riss den Duschvorhang zu und glitt ins Wasser. Angewidert von der Kälte und den vielen Haaren verzog ich das Gesicht und würgte gespielt und lautlos. Das war ja wohl abartig.
Mum kam rein, setzte sich auf die Klobrille und ich stopfte mir die Finger in die Ohren. Himmel, wie schräg war das bitte? Ich saß zwischen all meinen dunklen Haaren
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