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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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übrig.
    «Du riechst nach Zahnpasta. Du hast doch geraucht.»
    «Stimmt nicht. Ich hatte so einen schlechten Geschmack im Mund, da darf man sich ja wohl die Zähne putzen.»
    «Ach, Mathias, versprich mir, dass du mir keinen Kummer bereitest. Was soll ich denn erzählen, wenn es nachher heißt, dass du bei mir mit dem Zigarettenrauchen angefangen hast?»
    «Ich hab ehrlich nicht.»

    Während Oma Emmi das Abendbrot vorbereitet, durchsuche ich wie ein Verrückter das Haus nach Munition. Lexi schleicht die ganze Zeit neben mir her und winselt, wenn ich ihn mal länger als ein paar Sekunden nicht beachte. Beim Abendessen fragt Oma Emmi, was wir überhaupt gemacht haben. Da ich mir sicher bin, dass sie etwas dagegen hätte, wenn ich in einem ungesicherten Teich bade, erzähle ich nur, dass ich Anschluss gefunden habe bei der Holzapfelfamilie. Das stimmt ja sogar, und Oma Emmi gibt sich zufrieden.
    Um 19 Uhr 30 läuft «Drei mal Neun» mit Wim Thoelke. Da keine Gewalt darin vorkommt, darf ich die Sendung schauen. Also sitze ich wie gestern im Fernsehsessel, und Lexi macht es sich bei mir bequem, während Oma Emmi wieder mit dem Sofa vorliebnimmt. Heute ist Rex Gildo mit «Fiesta Mexicana» zu Gast. Oma Emmi hört eigentlich nur Oper und Operettenmusik, ihr Lieblingssänger ist Hermann Prey mit seinem Lied «Figaro». Bei Rex Gildo hält sie sich demonstrativ die Ohren zu und sagt «Katzenmusik». Dann spielt das Orchester Max Greger die Titelmelodie, und Oma Emmi summt mit. Erwischt!

    «Das Glücksrad dreht sich, das Glücksrad dreht sich,
    für Sie ist heute alles drin.
    Das Glücksrad dreht sich, das Glücksrad dreht sich,
    es wartet heute auf Sie der Hauptgewinn.
    Spiel mit, das Glück macht heute eine Show,
    spiel mit, heute sagt Fortuna nicht No,
    ihr 1 × 1 heißt 3 × 9,
    man darf sich aufs Ergebnis freun.
    Das Glück überzeugt heute Abend auch Sie von unserem Spiel.»

    Am Ende setzt sich Wim Thoelke noch für die «Aktion Sorgenkind» ein. Heute wird aus einer Werkstatt mit geistig Behinderten berichtet, denen von den Erlösen der Lotterie ein Behindertentransporter gekauft wurde. Ich muss gleich an Tobias Schulz denken. Wie es dem wohl gerade so geht? Danach heißt es sofort ab ins Bett. Ich gehe wie immer als Erster, draußen lässt es Oma Emmi krachen, und als sie schließlich neben mir im Bett liegt und schnarcht, lausche ich noch den Zügen und den Grillen, bis ich eingeschlafen bin.

Fiesta Mexicana
    Die beiden Wochen vergehen wie im Flug. Ich treffe mich jeden Tag mit Manfred, und immer fahren wir zur Tonkuhle. Nur heute hatten wir Pech. Wieder herrscht herrliches Wetter, und man hätte sich ausrechnen können, dass Kempermanns kommen, schließlich ist Sonntag. Aber wir hatten irgendwie schon das Gefühl, das Grundstück gehört uns. Wir konnten jedenfalls in letzter Sekunde entkommen, obwohl unsere Sachen überall verstreut herumlagen. Eigentlich müsste man Kempermanns enteignen, wo sie ihr herrliches Refugium doch so gut wie nie nutzen. Trotzdem soll uns das eine Lehre sein. Sonst sind wir immer alleine hier, wirklich seltsam, dass bisher niemand außer uns dieses herrliche Fleckchen Erde entdeckt hat.

    Als ich an diesem Nachmittag unverrichteter Dinge bereits um vier Uhr wieder zu Hause bin, erwartet mich eine Überraschung: Im Garten steht ein von Kopf bis Fuß in Grün gekleideter Opi und mäht den Rasen. Aber nicht mit dem Rasenmäher, sondern mit einer Sense, wie vor hundert Jahren! Derweil sitzen Oma Emmi und Frau Donath im Dunkeln am Wohnzimmertisch. Man sieht Oma Emmi richtig an, wie sehr sie sich freut, dass ich einmal vor der Zeit zurück bin. Sie weiß ja nicht, dass das unfreiwillig ist, und ich beschließe, sie in ihrem Glauben zu lassen.
    Ich werde einfach sagen, dass ich auch gerne mal einen Nachmittag bei ihr verbringe. Lexi dreht sich vor mir wie ein Brummkreisel und kann vor Freude das Wasser nicht halten. Mir soll’s recht sein. Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass Oma Emmi selbst bei strahlendem Sonnenschein so gut wie nie auf der Terrasse sitzt, obwohl die doch eigentlich dazu einlädt. Die beiden alten Damen haben sich in ihre Blusen und Strickjacken eingemummelt und schweigen vor sich hin. Frau Donath sieht zusammengeschrumpelt aus wie eine Mumie, und der Sensemann schwingt wie aufgezogen die Sense. Oma Emmi erklärt mir, dass das Herr Brettschneider ist, der während der Sommerzeit alle vierzehn Tage zum Rasenmähen anrückt. Und dass ich gerade rechtzeitig komme,

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