Jungen und Maedchen - wie sie lernen
ff.)
Der normale Lernweg von einer Generation zur nächsten besteht darin, daß Kinder von PEERS (Altersgenossen und älteren Kindern) lernen und jüngere (jünger = jemand, der etwas noch nicht kann; nicht unbedingt altersmäßig jünger, vgl. auch Chronologisches Alter , Seite 94 f.) unterweisen, die deshalb zu ihnen „aufblicken“. So war es in der gesamten Menschheits-Geschichte (bis vor weniger als 250 Jahren) allgemein üblich. Und so ist es auch heute noch in großen Teilen der Welt. Man lernt von anderen jungen Leuten, nach dem Motto: Hier lerne ich (ich bin Schülerin), aber andere lernen auch von mir (ich bin Coach bzw. Lehrerin).
In unserem Regelschulsystem wird dieses wunderbare Verhältnis auf den Kopf gestellt : Das Kind soll vom Kindergarten bis zum Schulabschluß, bzw. bei einem Studium noch länger, von Erwachsenen lernen. Dabei lernt es allerdings auch etwas, worüber Erwachsene sich nicht im klaren sind. Es lernt nämlich: Ich bin NUR Schülerin, d. h., ich kann nichts, ich weiß nichts, ich habe nur aufzunehmen, kann nichts abgeben . Was immer ich lerne, ist uninteressant, nutzlos etc., denn es gibt ja niemanden, dem ich etwas weitergeben kann .
Früher gab es Großfamilien (eigentlich eher familiäre Wohngemeinschaften oder Patchwork-Familien), d. h., hier gab es noch größere und kleinere Kinder in Familie und unmittelbarer Nachbarschaft. So wurde das völlig unnatürliche System der Regelschule auf gesunde Weise zu Hause ergänzt. Aber seit wir nur noch Kleinfamilien haben und seit Kinder als Mieter nicht erwünscht sind, gibt es kaum noch Nachbarschaften, in denen ganze Kindertrupps ihre eigene Subkultur aufbauen und u. a. auch voneinander lernen oder sich gegenseitig unterweisen. Wir „degradieren“ Kinder zu „ewigen Lernern“, denen alle Erwachsenen sagen dürfen, wo es „langgeht“, und die selbst niemanden haben, dem auch sie etwas zeigen oder beibringen können. Diese unheilvolle Entwicklung geht einher mit einer Kultur, die geistige Leistungen nicht besonders schätzt, so daß Menschen, deren Hauptbeschäftigung (derzeitiger „Beruf“) LERNEN ist, keine Anerkennung dafür erhalten, im Gegenteil. Wundert es da, wenn immer mehr Jugendliche keinen Bock auf Lernen haben? Wohl kaum!
Vorschlag: Erstellen Sie mit den Kindern Ihrer Familie, Nachbarschaft etc. zusammen ein doppeltes ABC. 5)
In der einen Liste hält man fest (ja, auch Sie legen Ihre Liste an!), in welchen Bereichen man COACH sein könnte, in der anderen, in welchen Bereichen man als „Klientin“ noch einiges dazulernen möchte. Wichtig: Planen Sie für diese Liste mindestens 4 Wochen ein. Den meisten Menschen fallen im ersten Ansatz mehr „Schwächen“ und Lücken ein, an denen sie arbeiten wollen, aber weniger Stärken bzw. Aspekte, in denen sie sich auskennen. So hilft es, wenn andere sich gegenseitig beurteilen. Vielleicht bemerken Sie plötzlich, welch ungeheure Qualifikation Ihr 11Jähriger bei der Vorbereitung zu einer LAN-Party 6) aufweist, während er selbst da „gar nichts dabei findet“ und daher niemals auf die Idee käme, diese Fertigkeiten gegen seine Lese-Probleme aufzuwiegen . Also könnte er anderen Kindern helfen, die noch keine LAN-Erfahrungen haben, während er beim Lesen vielleicht von diesem LAN-Klienten oder einem anderen Kind Hilfe erhalten könnte (vgl. Lese-Techniken im Praxis-Modul, Seite 68 ff.)
Klangbild: Konsonanten-Experiment
(vgl. Seite 43 f.)
Stellen Sie sich vor, man gäbe Ihnen einen Text mit folgender doppelter Aufgabenstellung.
1.
Lesen Sie und suchen Sie alle „K“ im Text, und streichen Sie diese an. Am Ende zählen Sie, wie viele Sie gefunden haben. Dann sagt der/die VersuchsleiterIn:
2.
„ Ich lese Ihnen einen (anderen) Text vor, Sie hören bitte aufmerksam zu und zählen , wie viele „K“ Sie hören . Es folgen drei Fragen (Stift wieder griffbereit?)
Frage 1: Welche der beiden Aufgaben würde Ihnen leichter fallen?
□ Aufgabe 1 (Lesen und Buchstaben finden)
□ Aufgabe 2 (Zuhören und Buchstaben heraushören)
Frage 2: Sind Sie
□ männlich?
□ weiblich?
Frage 3: Nehmen Sie an, daß es Unterschiede bei Männern und Frauen gibt, wenn beide diese Aufgabe durchführen?
□ Ja, es gibt Unterschiede
□ Warum sollte es Unterschiede geben?
Tatsache ist, es gibt wirklich Unterschiede. Während Männer besser abschneiden, wenn sie den Buchstaben im Schriftbild SEHEND suchen, schneiden sie schlechter ab, wenn es gilt, denselben Buchstaben im KLANGBILD zu
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