Junger, Sebastian
hatte, sah einen Taliban-Kämpfer, der
draußen vor dem Drahtverhau auf einen Baum kletterte, und erschoss ihn. Ein
zweiter Kämpfer setzte zum Klettern an, und Chavez erschoss ihn ebenfalls.
Nachdem Chavez auch den dritten erschossen hatte, gaben sie endlich den Baum
auf und versuchten etwas anderes.
Eine RPG
schlug neben der Mörsermulde ein, und die Granatsplitter verwundeten den
Mörserschützen Sergio Abad schwer. Abad war vor mehreren Monaten von der Battle
Company gekommen, und als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, erholte er
sich in Camp Blessing und wartete nur darauf, nach Hause gebracht zu werden.
Jetzt aber lag er verwundet in der Mörsermulde und reichte Chavez Munition, der
damit beschäftigt war, über den oberen Rand der Sandsäcke zu feuern. Die
120-mm-Mörsergranaten, die in einem Radius von siebzig Metern tödlich wirken,
gerieten in Brand, und Chavez ergriff zusammen mit einem anderen Mann den
getroffenen Abad, um ihn in Sicherheit zu ziehen. Auf halbem Weg durch die Basis
wurden sie von einem MG-Feuerstoß erwischt, und Chavez traf es in beide Beine.
Er robbte dennoch weiter, um in Deckung zu kommen, und zog Abad hinter sich
her, bis mehrere Männer aus dem Kommandostand herbeigelaufen kamen und sie
retteten.
Abad starb
schnell. Er lag im Kommandostand zwischen Chavez und mehreren anderen
Verwundeten. Chavez machte sich Sorgen, in die Hoden getroffen worden zu sein,
und ließ sich mitten im Feuergefecht von Staff Sergeant Erich Phillips die Hose
runterziehen, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war. Es war in Ordnung. Der
brennende Missile Track explodierte schließlich, setzte einen afghanischen
Soldaten in Flammen und ließ Antipanzerraketen durch die Basis trudeln. Eine
landete im Kommandostand, und die Männer hörten, wie sich die Rakete selbst
scharf machte. Chavez konnte nur daliegen und warten. »Ich hatte solche
Schmerzen, dass ich mich nicht rühren konnte«, sagte er mir. »Ich sagte nur:
>Scheiß drauf, das war's mit mir.<« Aber dann kam Sergeant Phillips, hob
das Mistding auf, trag es nach draußen und schleuderte es weg.«
Inzwischen
waren die Feinde bis auf hundert Meter an den Drahtverhau herangekommen und
kurz davor, die Stellung zu überrennen. Das erste Granatenbombardement war über
die Stellung hereingebrochen und hatte jeden Mann verwundet oder kurzzeitig kampfunfähig
gemacht. Die Granaten schlugen ohne Unterlass ein und katapultierten die Männer
aus ihren Stellungen, rissen ihnen die Waffen aus den Händen oder sogar die
Helme vom Kopf. Der Specialist Matthew Phillips stand auf, um eine Handgranate
zu werfen, und war tot, bevor er den Stift herausziehen konnte. Specialist
Jason Bogar ignorierte die Geschosse, die an den Felsen vor ihm Funken
schlugen, und schoss Dauerfeuer aus seiner SAW. Sie bekam schließlich
Ladehemmung, als der Lauf weißglühend wurde und zu schmelzen begann.
Feindliche
Kämpfer schwärmten auf die Stellung zu, und sie waren einzig und allein durch
ununterbrochenes Sperrfeuer zurückzuhalten. Das konnten die Waffen jedoch auf
die Dauer nicht leisten. Wären Maschinengewehre in der Lage, unbegrenzt lange
zu schießen, fiele es einem einzelnen Mann nicht schwer, ein ganzes Battalion
aufzuhalten, aber sie blockieren nun mal. Und dann werden Stellungen überrannt.
Nachdem Bogars SAW ausgefallen war, ging dem M240 die Munition aus, und die
Männer mussten sich darauf beschränken, mit ihren Gewehren zu schießen und
Handgranaten zu werfen. Inzwischen war fast jeder verwundet, mancher sogar
schwer. Das Feuer war so heftig, dass es den Männern sehr schwerfiel, den Kopf
über die Sandsäcke zu heben, um gezielt schießen zu können. Die Specialists
Chris McKaig und Jonathan Ayers beschlossen, gleichzeitig hochzukommen, einen
Feuerstoß abzugeben und dann wieder wegzutauchen. Das taten sie mehrere Male,
bis Ayers ins Gesicht getroffen wurde und tot umfiel.
Sergeant
Ryan Pitts, der vorgeschobene Beobachter des Platoons, wurde in der
nördlichsten Stellung festgenagelt und schwer verwundet. Er hatte ein
Tourniquet an sein zerschmettertes Bein angelegt und war dabei, Handgranaten
über die Sandsäcke zu werfen. Zwischen den Explosionen erreichte er über Funk
den Kommadostand und gab durch, sie würden überrannt. Ein Drei-Mann-Team unter
der Führung von First Lieutenant Jonathan Brostrom verließ die Basis und rannte
mit Waffen, Munition und medizinischer Ausrüstung durch schweren Beschuss.
Einer von ihnen wurde augenblicklich getroffen. Brostrom
Weitere Kostenlose Bücher