Junger, Sebastian
in
Heimaturlaub und muss dort feststellen, dass seiner Mutter nur noch Tage oder
Wochen bleiben, bevor sie an ihrer Leberkrankheit stirbt. Er nutzt acht Tage
Sonderurlaub und muss sich dann unerlaubt von der Truppe entfernen, um bis zum
Ende an ihrer Seite zu bleiben. Sie wird in letzter Minute durch eine
Transplantation gerettet, Gott sei Dank, aber als Solowski nach Vicenza
zurückkommt, wird er degradiert und muss Strafdienst leisten. Cunningham
klettert im Morgengrauen aus dem Bett, stellt sich draußen vor der Kaserne der Battle
Company auf und brüllt durch ein Megafon: »ALLAHU AKBAR!« Männer torkeln aus
dem Bett und denken, sie sind immer noch im Korengal.
O'Byrne
ergeht es nicht gut. Er beschließt, die Army zu verlassen, statt seinen Vertrag
zu erneuern, aber verwirrt, wie er im Kopf ist, kann er den nötigen Papierkram
nicht bewältigen. Seine Schwester kommt zu Besuch eingeflogen, und als sie
einen Spaziergang durch die Stadt machen, ist O'Byrne auf einmal überzeugt,
dass ihnen jemand folgt, und will Verteidigungsmaßnahmen ergreifen. Er war im
Korengal, wo man auf ihn geschossen hatte, weniger ängstlich als in Italien, wo
sich das meiste nur in seinem Kopf abspielt. Schließlich erfüllt sich sogar
seine Paranoia. Er wird in Venedig überfallen: Ein Typ zerschlägt eine Flasche
auf seinem Kopf, und O'Byrne muss in einen Kanal springen, um zu entkommen.
Bald darauf stürzt er eine Betontreppe hinunter, bricht sich einen Schneidezahn
ab und zieht sich eine Platzwunde an der Augenbraue zu. Auf Fragen erklärt er,
von einem Vielfraß angegriffen worden zu sein.
Als
ich nach Vicenza komme, hat O'Byrne sich unerlaubt entfernt. Das ist ein
Problem, denn sein Militärausweis läuft bald aus, und wenn das passiert,
befindet sich O'Byrne in einem sonderbaren Zwischenzustand: Er hat keinen
Zutritt zur Basis, aber darf sich auch nicht nach Hause entfernen. Eines Abends
veranstaltet der 2 nd Platoon ein Grillfest, und die Jungs stehen
herum und reden mit ein paar rumänischen Stripperinnen, als O'Byrne sich
endlich auf Hoyts Handy meldet. Hoyt redet kurz mit ihm und reicht mir dann das
Telefon mit einem »Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«-Blick. O'Byrne ist so
aufgeregt, dass er kaum sprechen kann. Er sitzt betrunken in einer Bar in Florenz
und seine Brieftasche ist verschwunden und der Akku seines Handys ist leer. Er
spricht von einem Handy, das er sich in der Bar von einem Gast geborgt hat.
»Die Army will mich umbringen«, sagt er. »Ich trau mich nicht, zurückzukommen.
Die wollen mich umbringen.«
Am
nächsten Tag taucht er schließlich doch auf, und Nevada fährt ihn in der Basis
herum, damit er seine Papiere zusammenbekommt. Ich häng mich dran, um zu
erleben, was passiert. O'Byrne nennt die Basis nur »Coward's Land«, weil sie
ein Ort ist, an dem Typen, die nie etwas anderes gemacht haben als Formulare
auszufüllen, Männer drangsalieren, die wirklich für ihr Land gekämpft haben.
Eine ganze Reihe neuer Regeln muss beachtet werden, die alle
Charaktereigenschaften, die ein guter Frontsoldat besitzen muss, unter Strafe
zu stellen scheinen. Wir parken vor dem sogenannten Transition Office, und
O'Byrne sagt: »Komm rein und sieh's dir an. Das wird jetzt lustig.«
Eine
schwarze Lady mittleren Alters, die sehr nett wirkt, sitzt hinter dem
Schreibtisch. O'Byrne nimmt sich ein Pfefferminz aus dem Glas auf ihrem Tisch,
gibt ihr auch eins und erklärt, dass er mit den Papieren spät dran ist und sein
Ausweis in zwei Tagen abläuft. Zu dem Zeitpunkt soll er aber auch in seinem
Flugzeug nach Hause sitzen.
»Der
einzig akzeptable Grund, nicht in dem Flugzeug zu sein, wäre der, dass Sie im
Gefängnis sitzen«, sagt die Frau. »Und wenn Sie nicht in dem Flugzeug sitzen,
werden Sie festgenommen und ins Gefängnis gesteckt.«
O'Byrne
behält die Fassung. »Was soll ich also tun?«, fragt er.
»Rufen
Sie Ihren kommandierenden Offizier an«, sagt die Frau, »und bitten Sie ihn,
Sie festnehmen zu lassen. Auf diese Weise würden Sie nicht die Bestimmungen
verletzen, die erfordern, dass Sie sich im Flugzeug befinden.«
Wenn
sie sich der Ironie dessen bewusst ist, was hier abläuft, lässt sie sich nichts
anmerken. »Lassen Sie mich das noch einmal klarstellen«, sagt O'Byrne. »Sie
wollen, dass ich darum bitte, festgenommen zu werden, damit ich später nicht
festgenommen werde?«
»Sehr
richtig«, sagt die Frau und wendet sich wieder ihren Formularen zu.
Wir
stehen auf, um zu gehen, und O'Byrne wendet sich mir
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