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Jungs zum Anbeißen

Jungs zum Anbeißen

Titel: Jungs zum Anbeißen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Fahrer eines flammenden Triumpbwagens mit sechs weißen Pferden, denen der Schaum vorm Maul steht. Mit seinen stolzen eins fünfundachtzig, seinem schlanken, aber muskulösen Körper und den hohen Wangenknochen sieht er aus wie ein griechischer Gott. Hm, wie ein griechischer Gott oder wie Chad Murray, du kannst es dir aussuchen. Er hat kurzes blondes Haar und die seelenvollsten dunkelsten braunen Augen, die man sich vorstellen kann. Mit dem echten Schlafzimmerblick.
    Ich würde diesen Schlafzimmerblick nur allzu gern in einem Schlafzimmer sehen. Vorzugsweise in meinem Schlafzimmer. Tatsächlich würde ich für diese Möglichkeit meinen Status als Sunny das Unschuldslamm schneller aufgeben, als du »pup« sagen kannst.
    Das Problem ist, er hat keine Ahnung, dass ich überhaupt existiere. Nicht die blasseste.
    Ich gebe Heather Miller die Schuld daran.
    Es ist nämlich so, Jake Wilder spielt in diesem Jahr in unserer Klassenaufführung Bye Bye Birdie die Hauptrolle, den sexy Conrad Birdie. Und Heather spielt natürlich Kim.
    Was keine Überraschung ist. Ganz gleich, welche Aufführung wir machen, Heather reißt sich die Hauptrolle unter den Nagel. Little Shop of Horrors? Sie ist die Audrey. Oklahoma? Sie ist die Laurie. In der zweiten Klasse haben wir Der Igel und der Hase aufgeführt und Jake hat den Igel gekriegt und sie war der Hase. Sie ist die unbestrittene Bühnenkönigin. Schön.
    Blond. Vollbusig. Sogar intelligent, wenn du das fassen kannst. Man sollte doch wenigstens hoffen, dass sie nur Stroh im Kopf hätte, aber nein. Nein, sie ist außerdem die Vorsitzende der Ehrengesellschaft, was uns übrigen Sterblichen gegenüber einfach nicht fair ist.
    In diesem Jahr habe ich nicht mal eine kleine Rolle in dem Stück ergattert. Nicht mal einen Einzeiler. Nada.
    Stattdessen bin ich Heather Millers zweite Besetzung.
    Was bedeutet, dass ich die ganze Arbeit machen und den ganzen Text auswendig lernen muss, und nur wenn Miss Perfect krank ist, darf ich überhaupt einen Fuß auf die Bühne setzen.
    Was nicht so schrecklich ist, wie es klingt, da ich unter chronischem Lampenfieber leide, und wenn ich plötzlich in die Hauptrolle katapultiert würde, bin ich mir nicht sicher, ob ich damit fertig werden würde.
    Für mich ist der Schauspielunterricht schlicht die Erlaubnis Jake Wilder stundenlang pausenlos anzustarren, ohne dass jemand mich für einen Stalker hält.
    Mit diesem Gedanken schlüpfe ich in die vorletzte Reihe der Schulaula und nehme meinen Skizzenblock heraus. So weit hinten kann niemand sehen, was ich zeichne. Ich kriege so viele blöde Bemerkungen für meine Malerei, du würdest es nicht glauben. Die Leute haben einfach keinen Respekt.
    »Sunshine McDonald? Bist du das?«
    Ich blicke von meiner Zeichnung auf, einer ziemlich brillanten Skizze von Jake Wilder, auch wenn ich das selber sage. Der Schauspiellehrer, Mr Teifert, steht unten vor der Bühne und winkt mich zu sich.
    O-kay. Das ist komisch. Ich war davon überzeugt, dass er nicht mal meinen Namen kennt, geschweige denn jemals die Notwendigkeit sehen würde, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich stecke meinen Skizzenblock wieder in meine Büchertasche und trotte ein wenig argwöhnisch zur Bühne hinüber.
    »Sunshine. Gott sei Dank, dass du hier bist«, sagt Mr Teifert und fährt sich mit der Hand durch sein wildes schwarzes Lockenhaar. Er ist klein und untersetzt und sieht aus wie dieser Typ aus Animal House . »Heather ist krank. Du musst sie heute bei der Probe vertreten.«
    Ich starre ihn an, weil ich zuerst nicht ganz verstehe. Die Königin hat ihren Thron im Stich gelassen? Und ich muss sie vertreten? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das geschehen würde. Erst recht nicht heute, wo ich so viele andere Dinge im Kopf habe.
    »O-kay«, sage ich und schlucke das Lampenfieber herunter, das sich sofort wie eine Blase in meinem Magen bildet und meine Speiseröhre hinaufkriecht. »An welcher Szene arbeiten wir denn?«
    »An der, in der Birdie Kim küsst«, erklingt eine tiefe, sinnliche Männerstimme hinter mir.
    Ich wirbele herum und werde fast ohnmächtig, als mir klar wird, dass dort, gerade mal einen halben Meter von mir entfernt, der himmlische Jake Wilder steht und tatsächlich mit mir spricht. Und in einem Satz das Wort küssen benutzt.
    Einem Satz, der an mich gerichtet ist.
    »Küsst Kim?«, gelingt es mir, mit meiner Minni-Maus-Stimme vorzubringen. Toll, Sunny . So ungemein attraktiv und reizvoll. »Mach nicht so ein entsetztes Gesicht«,

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