Jungs zum Anbeißen
sagt Mr Teifert mit einem Lachen.
Ich mache ein entsetztes Gesicht, weil ich mich soeben wie ein Volltrottel angehört habe, nicht wegen des Vorschlags, Jake Wilder zu küssen. Das ist kein Entsetzen. Das ist Romantik. Ein fantastischer Traum, der wahr wird. Aber das kann ich Mr Teifert kaum erklären, oder?
»Mit mir ist alles in Ordnung. Tun wir's«, antworte ich und zwinge meine Stimme, wieder normal zu werden. Ich hüpfe auf die Bühne, wobei meine Beine buchstäblich zittern und ich nur hoffen kann, dass man es nicht sieht. Jake taucht einen Moment später auf und steht mir jetzt gegenüber.
»Okay, die Szene ist die: Conrad und Kim sind bei der Probe für die Ed Sullivan Show . Sunny, du rezitierst deine Conrad-Birdie-Fanclub-Ansprache und dann kommst du, Jake. Du langweilst dich und willst lieber einen draufmachen, deshalb unterbrichst du sie und, tadadada, dann küsst du sie. Ronald«, Mr Teifert blickt zu dem großen, mageren Jungen hinüber, der Kims Freund Hugo spielt. »Du stehst auf dem Balkon und funkelst Birdie an, so richtig eifersüchtig. Sunny, nach dem Kuss wirst du ohnmächtig.«
Eine Ohnmacht nach Jake Wilders Kuss? Sollte nicht allzu schwierig werden, das realistisch darzustellen!
Mr Teifert klatscht in die Hände. »Alles klar? Dann alle auf eure Plätze.«
Und los geht's. Ich erkläre Conrad Birdie, auch bekannt als Jake Wilder, meine Liebe. Und er unterbricht mich, dann reißt er mich an sich und küsst mich fest auf den Mund.
Die Zeit scheint stehen zu bleiben.
Als er seine Lippen auf meine drückt, gebe ich einen widerstrebenden Seufzer von mir. Nie, nie hätte ich gedacht, dass ich jemals eine Chance bekommen würde herauszufinden, wie es ist, von Jake Wilder geküsst zu werden. Und es fühlt sich besser an, als ich es mir in meinen wildesten Träumen hätte ausmalen können.
Er stutzt einen Moment lang, als überrasche ihn irgendetwas, dann macht er sich meinen leicht geöffneten Mund zunutze und dringt mit seiner Zunge ein. Arghh! Was für ein unglaubliches Gefühl. Ich glaube, ich werde gleich explodieren, es fühlt sich so gut an. Jake Wilder küsst mich.
Mit einem Zungenkuss. Ist es überhaupt vorgesehen, dass er mir für die Aufführung einen Zungenkuss gibt? Ich dachte ... oh, wen schert es, was vorgesehen ist und was nicht. Er tut es, das ist alles, was zählt.
»He, Leute, okay, das reicht. Du sollst an dieser Stelle ohnmächtig werden, Sunny.« Mr Teiferts Stimme klingt
Millionen Meilen entfernt.
Jake löst sich von mir, widerstrebend, wie es scheint.
Unsere Gesichter sind noch immer nur wenige Zentimeter voneinander entfernt - ich kann seinen warmen, nach Pfefferminz riechendem Atem auf meinem Gesicht spüren.
Dann grinst er schwach und flüstert: »Ich glaube, wir brauchen mehr Übung«, und das so leise, dass nur ich es hören kann. »Findest du nicht auch?«
Dann werde ich ohnmächtig. Oder zumindest tue ich so, obwohl ich tatsächlich das Gefühl habe, dass ich nach dem, was soeben geschehen ist, beinahe wirklich das Bewusstsein verlieren könnte. Jake Wilder. Küsst mich.
Klar, es war nur für die Aufführung, aber irgendwie fühlte es sich nach mehr an. Es fühlte sich so an, als hätte er es genossen.
Ich weiß, dass ich es getan habe.
Danke, Heather, dass du heute fehlst. Danke, danke, danke.
Dafür hat sich jede langweilige Probe, jede vergeudete Stunde für das Lernen der Rolle gelohnt.
Und das Beste ist, wir müssen es noch einmal machen.
Mehrmals. Übung macht den Meister, du weißt schon.
Als die Probe vorbei ist, klettere ich von der Bühne und gehe zurück nach hinten, wo ich meine Büchertasche gelassen habe. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding.
»He, Sunny!«
Die Tasche in der Hand, drehe ich mich um. Ich zwinge mich, den Mund nicht vor Schreck aufzureißen, als mir klar wird, wer da hinter mir aufgetaucht ist.
»Hey, Jake«, sage ich schüchtern und senke den Blick.
Boah, er ist so süß. Ich kann es kaum ertragen. Wie kann bloß ein einzelner Typ in puncto Aussehen so viel mitbekommen haben? Ich meine, nicht mal Brad Pitt kann Jake Wilder das Wasser reichen.
Jake fährt sich mit der Hand durchs Haar und aus irgendeinem Grund wirkt er ein wenig nervös. Sehr merkwürdig, ich sollte hier diejenige sein, die zittert wie Espenlaub, nicht er.
»Du warst, ähm, große Klasse da oben«, sagt er und tritt von einem Fuß auf den anderen.
Das Kompliment entlockt mir ein Strahlen. Ich weiß, es ist uncool, deswegen so aus dem
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