Jungs zum Anbeißen
Dieses Vampir-Dingsbums ist echt gesichert.
Eine Tür gleitet lautlos auf und wir treten über die Schwelle.
Hinein in absoluten Luxus.
Als meine Augen sich an das fahle Licht gewöhnen und ich sehe in was wir da hineingeraten sind, keuche ich unwillkürlich auf. Es ist wie eine Villa. Eine Untergrundvilla. Mit Kathedralendecken, Böden aus Marmor und den elegantesten Möbeln, die ich je gesehen habe. Ich verstehe jetzt auch, warum sie hier unten Fort-Knox-mäßige Sicherheitsanlagen brauchen. Es ist der wahr gewordene Traum eines jeden Grabräubers.
Lara Croft wäre total aus dem Häuschen.
»Heiliger Bimbam, Batman«, flüstere ich.
Magnus grinst. »Beeindruckend, wie? Wir Vampire schätzen unsere kleinen kreatürlichen Annehmlichkeiten.«
Ich schaue mich in dem Raum um und registriere die antiken Samtsofas und goldverzierten Leuchter. Die Da-Vinci-Gemälde und die Kristalllüster. Es ist wie im Buckingham-Palast. Wenn nicht noch luxuriöser.
»Ich schätze, euresgleichen ist zumindest keine Belastung für das Sozialamt.«
»Wenn du Tausende von Jahren lebst, neigen deine Investitionen dazu, zu reifen und hübsche Gewinne abzuwerfen.«
»Offenkundig.« Rayne hat eindeutig keine Witze gemacht, als sie von Reichtümern sprach, größer, als du sie dir in deinen wildesten Träumen ausmalen kannst. Vielleicht ist diese Vampirgeschichte doch nicht so schlecht, wie ich gedacht habe. Erstens werfen sich einem lauter scharfe Typen an den Hals und dann hat man auch noch genug Geld, um jeden Schuh zu kaufen, den Marc Jacobs je gemacht hat.
Nicht schlecht. Zu schade, dass die Sache auch Nebenwirkungen hat wie diese ganze Bluttrinkerei und das Nicht-raus-in-die-Sonne-Gehen. Wenn das nicht wäre, würde ich die ganze Geschichte definitiv noch einmal überdenken.
»Komm«, unterbricht Magnus meine Überlegungen.
»Lucifent erwartet uns.«
Lucifent - König der Vampire und ein niedlicher Bengel
Ich folge Magnus durch die leere Halle und frage mich, wo sich die anderen Vampire verstecken. Oder wo sie essen.
Schluck. Bei dem Gedanken beschleunige ich meine Schritte, um mit seinem Tempo mithalten zu können.
Wir gehen einen langen, von gedämpften Lampen gesäumten Flur hinunter. Nichts in dieser Gruft ist besonders hell, wie mir auffällt. Wahrscheinlich bekommt zu viel Licht den Vampiraugen nicht.
Am Ende des Flurs kommen wir in eine Wandelhalle, wo an einem Schreibtisch eine dünne blonde Frau sitzt, die sich mit gelangweilter Miene die Nägel feilt. Sie sieht aus wie jemand, den ich kenne, aber irgendwie kann ich sie nicht unterbringen.
»Hey, Marcia«, spricht Magnus sie höflich an.
Das ist es! Sie sieht aus wie Marcia Brady aus Drei Mädchen und drei Jungen. He.
Marcia blickt auf und ihre Augen weiten sich vor Freude, als sie Magnus entdeckt. »Oh, Magnus!«, ruft sie und ihre Stimme ist hoch und kokett und amerikanisch. »Ich freue mich ja sooo, dich zu sehen! Es ist viel zu lange her, mein Liebling.«
Hmm. Ich schätze, dieser Typ turnt nicht nur uns Sterbliche an. Er hat auch Groupies unter den Vampiren. Na, so was.
Ich unterdrücke ein kurzes Aufflammen von Eifersucht.
Was lächerlich ist. Schließlich, Blutsgefährte hin oder her, ich will auf keinen Fall mehr etwas mit Magnus zu tun haben, sobald diese Vampirgeschichte geregelt ist. Wenn Marcia ihn also will, dann kann sie ihn, was mich betrifft, gern haben.
Ich klinke mich wieder in das Gespräch ein.
»Ich freue mich auch, dich zu sehen, Marcia, Liebling«, sagt Magnus mit seiner tiefen Baritonstimme. »Wie ist es dir so ergangen?«
Die Vampirsekretärin läuft dunkelrot an. Mann, die hat's aber erwischt! Marcia, Marcia, Marcia! »Sehr gut, danke«, antwortet sie und kichert dann.
Ich könnte kotzen, wenn ich das sehe.
»Ähm, hallo?«, werfe ich ein, um das Gefühl der Übelkeit abzuwehren. »Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.«
Marcia wirft mir einen bösen Blick zu. »Wer ist das?«, fragt sie hochmütig. »Noch ein Anfänger? Wir sind heutzutage wirklich tief gesunken, wie?«
»Bitte?«, sage ich und ziehe eine Augenbraue hoch.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, das zu wiederholen?«
Vampir hin oder her, so was lasse ich mir nicht gefallen.
»Meine Damen, bitte«, sagt Magnus mit gequälter Miene.
»Marcia, wir sind hier, um mit Lucifent zu sprechen. Ist er bereit, uns zu empfangen?«
Marcia wirft mir ein letztes zorniges Funkeln zu, dann drückt sie schmollend auf die Gegensprechtaste ihres Telefons. »Ihr Acht-Uhr-Termin
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