Jungs zum Anbeißen
nachdenke, warum sollte ein Kaffeehaus überhaupt Wein servieren? Haben diese Lokale denn eine Schanklizenz?
Dann checke ich es.
Oh. Mein. Gott.
Ich spucke meinen Schluck »Wein« ins Glas zurück und mein Magen krampft sich vor Ekel zusammen. Ich glaube, ich muss mich übergeben. Ich blicke zu Magnus auf, der mir von der anderen Seite des Tisches selbstgefällig zulächelt. Ich brauche all meine Willenskraft, um ihm nicht eine zu verpassen.
»Du hast mich überlistet!«, rufe ich. »Das ist Blut, nicht Wein, stimmt's?«
»Ich wusste, dass es dir schmecken würde»,sagt er schlicht. »Du hast behauptet, es sei Merlot«, beschuldige ich Charity.
Sie grinst. »Lord Magnus bittet darum, dass wir es so nennen. Es klingt . . . zivilisierter«, fügt sie mit einem Kichern hinzu. »Und, na ja, wenn man in der Öffentlichkeit ist, darf man das B-Wort nicht benutzen, weil die Leute einen sonst einsperren und den Schlüssel wegwerfen würden.«
In eben diesem Augenblick ist mir stark danach zumute, mich selbst einzusperren und den Schlüssel wegzuwerfen.
Ich kann nicht fassen, dass ich soeben das Blut von irgendeinem Gothicmädchen getrunken habe.
Ich kann nicht fassen, dass es mir geschmeckt hat.
Ich kann nicht fassen, dass ich das Glas anstarre und den Wunsch habe, noch einen Schluck zu nehmen.
»Igitt. Was passiert mit mir?«, stöhne ich.
»Hör mal, Sunny«, sagt Magnus, beugt sich über den Tisch und sieht mich mit seinen dunklen, seelenlosen Augen an.
»Du würdest viel besser mit der ganzen Sache klarkommen, wenn du einfach anfangen könntest, deinen inneren Vampir anzunehmen.«
»Aber ich will kein Vampir sein!«
Er seufzt »Das hast du außerordentlich klargemacht, glaub mir. Wie dem auch sei, bis es uns gelingt, deine
Transformation aufzuhalten, verwandelst du dich in einen Vampir. Daran gibt es nichts zu rütteln. Daher musst du die Dinge tun, die Vampire eben tun. Und wenn du kein Blut trinkst, wirst du einfach kränkeln und sterben, bevor du die Chance bekommst, dich zurückzuverwandeln.«
Okay, ich schätze, da hat er nicht ganz unrecht. Ich sehe mich in dem Lokal um, überzeuge mich davon, dass niemand mich beobachtet, dann nippe ich zaghaft an dem Blut in meinem Weinglas. Schon bald kippe ich das Zeug mit wilder Begeisterung herunter. Ekelhaft, ich weiß. Aber irgendwie kann ich nicht dagegen an. Es schmeckt einfach so lecker.
»Sehr gut«, sagt Magnus, als lobe er eine Einjährige, die soeben ihr erstes Brot gegessen hat.
»Yeah«, murmele ich zwischen zwei Schlucken. »Was immer ich tun muss.« Eins steht fest, ich werde auf gar keinen Fall zugeben, wie köstlich ich das Zeug finde oder wie sehr ich mich nach einem zweiten Glas verzehre.
»Vielen Dank, meine Damen«, sagt Magnus an die Spenderbräute gewandt. Er zieht ein Portemonnaie aus seiner Hosentasche und reicht beiden ein Bündel Scheine.
Ich schätze, sie werden die Einnahmen nicht unbedingt versteuern. »Ihr dürft gehen.«
Sie nehmen das Geld und kichern noch einmal, als sie Magnus auf beide Wangen küssen.
»Danke, Maggy«, sagt Charity. »Du bist der Beste.«
»Wir sehen dich dann morgen Abend«, fügt Rachel hinzu.
»Bis zum nächsten Mal, mein göttlicher Unsterblicher.«
Oh, bitte. Neben diesem Mädchen wirkt Rayne direkt normal.
Ohne weitere Umstände winken die Mädchen mir zum Abschied zu und verlassen das Lokal. Magnus sieht ihnen nach, dann dreht er sich zu mir um.
»Wie ich schon sagte ...«
»... ein wenig überwältigend«, beende ich seinen Satz nickend.
»Ich verstehe total, was du meinst.«
»Also«, sagt Magnus und räuspert sich. »Ich habe einige Nachforschungen angestellt.«
Ich beuge mich aufgeregt vor. »Und?«
Er hält inne. »Willst du die guten Nachrichten oder die schlechten?«
Warum stellen die Leute immer diese Frage? Er zieht die Spannung nur in die Länge, meinst du nicht auch? Und wirklich, welchen Unterschied macht es, ob man das eine oder das andere zuerst erwähnt?
»Dann lieber die guten Neuigkeiten.« Wenn ich die guten Neuigkeiten kenne, werde ich in besserer Verfassung sein, um mit den schlechten fertig zu werden.
»Die gute Neuigkeit ist, dass es den alten Texten zufolge eine Möglichkeit gibt, den Verwandlungsprozess
rückgängig zu machen. Eine Möglichkeit, dich wieder in einen Menschen zu verwandeln.«
»Hurra!«, rufe ich und hebe triumphierend die Faust. Das sind wirklich gute Neuigkeiten! »Ich wusste, dass es eine Möglichkeit geben muss!«
Überglücklich, kann
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