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Jungs zum Anbeißen

Jungs zum Anbeißen

Titel: Jungs zum Anbeißen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Dollar ein. (Schließlich könnte ich das Geld ja benutzen, um mir einen dicken fetten Joint zum Frühstück zu finanzieren, klar?)
    Ich versuche, mich durch und durch fügsam und normal und nicht junkiemäßig zu benehmen, was sich als schwieriger als erwartet erweist, im Wesentlichen wegen meiner erschöpften, blutunterlaufenen Augen, die sich in unserer hellen, sonnigen Küche einfach nicht öffnen wollen. Pfui.
    Glücklicherweise ist die Küche heute Morgen eine knoblauchfreie Zone. Auf dem Speiseplan stehen Buchweizenpfannkuchen mit Möhren und es gelingt mir, sie hinunterzuschlingen, ohne kotzen zu müssen. Allerdings löschen sie keineswegs meinen Blutdurst, der in mir tobt, seit ich die Augen aufgeschlagen habe. Weißt du, wie das ist, wenn du deine Periode hast und einen wilden Hunger nach Schokolade verspürst? Diese Art wilden Hunger nach Blut habe ich heute Morgen, nur eine Million Mal schlimmer.
    Ich will Blut. Ich brauche Blut. Ich würde fast alles tun, um es zu bekommen. Ekelhaft, ich weiß, aber was soll ich sagen? Hey, mein Name ist Sunny und ich bin ein Blutjunkie.
    An einem besonders miesen Punkt fühle ich mich wie hypnotisiert von einer besonderen Ader am Hals meiner Mutter. Stell dir das vor, hier sitze ich, beobachte das Ding und fantasiere über das köstliche, sirupartige Blut, das ungehindert darin fließt. Die Ader pulsiert, beinahe als hätte sie ein eigenes Leben, und ich male mir aus, wie ich meine Zähne hineinschlage und einfach wie verrückt sauge.
    Dann ertappt Mom mich dabei, wie ich sie anstarre.
    »Was?«, fragt sie und fasst sich verlegen an den Hals.
    »Nichts, tut mir leid«, sage ich und reiße meinen Blick von dem verführerischen kleinen Puls los. Ich kann nicht fassen, dass ich meine Mutter gerade beäugt habe, als sei sie ein Stück feinste Lende.
    Ich brauche ernsthaft Hilfe.
    Um weiteren Peinlichkeiten vorzubeugen, entschuldige ich mich, gehe ins Badezimmer und schließe die Tür hinter mir ab.Ich spähe in den Spiegel. Wow. Wenn ich meine Mom wäre, würde ich auch denken, ich sei auf Drogen. Ich sehe beschissen aus. Mein Gesicht ist jetzt noch blasser - Michael-Jackson-blass - und meine Lippen sind so rot wie Blut. Wenn ich für alle Ewigkeit ein Vampir bleibe, werde ich nie wieder Lippenstift kaufen müssen.
    Meine Augen sind dunkel und blutunterlaufen und meine Pupillen sind total geweitet. Ich versuche, etwas Augentropfen hineinzuquetschen, weil ich hoffe, so das Problem lösen zu können, aber ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt einen Unterschied macht.
    Und dann sind da noch meine Zähne. Darüber will ich nicht einmal reden. Es würde dich einfach zu Tode erschrecken. In der Schule bin ich der reinste Zombie. Im Ernst, wenn ich diese Vampirgeschichte nicht bald auf die Reihe bekomme, werde ich am Ende noch die Schule schmeißen. In meinem gegenwärtigen Zustand kann ich mich unmöglich darauf konzentrieren, was die Lehrer sagen. Und ich bin absolut außerstande, unter den Leuchtstoffröhren irgendetwas scharf zu sehen, was bedeutet, dass ich bei Klassenarbeiten die Aufgaben kaum lesen kann.
    Als es zum letzten Mal klingelt, gehe ich voller Dankbarkeit in die Mädchenumkleide, wo ich mich mit Rayne treffen soll, damit wir uns umziehen und die große Zwillingsverwandlungsnummer durchziehen können.
    Unglücklicherweise werde ich, bevor ich es in die einzige Zuflucht der Mädchen schaffen kann, von einem Jungen aufgehalten.
    Aber nicht von irgendeinem Jungen. Ich werde von Jake aufgehalten. Jake Wilder, um genau zu sein. Mein Herz flattert ein wenig, als er sich vor mir aufbaut, während der Blick seiner dunklen, grüblerischen Augen gierig über meinen Körper wandert, als sei ich eine Art Gourmetdessert und er habe seit einer Woche nichts mehr gegessen.
    Er will mich. Sehr. Er verströmt förmlich Verlangen. Ich schaudere.
    »Sunny«, ruft er und seine normalerweise tiefe, samtige Stimme klingt ein wenig heiser. »Wo bist du gewesen?«
    Ich lege verwirrt den Kopf schief. Wovon redet er? Ich war in der Schule. Wie immer. »Ähm, hey, Jake«, sage ich ein wenig wachsam. »Was meinst du damit, wo ich gewesen bin?« Ich werfe einen verstohlenen Blick auf meine Armbanduhr. Magnus' Flugzeug hebt in einer Stunde ab und ich muss mich vorher noch umziehen. Aber ich kann den Traumtyp wohl kaum abweisen, oder? Was ist, wenn er mich wegen des Balls etwas Wichtiges fragen will? Zum Beispiel nach der Farbe meines Kleides, damit er sich einen dazu passenden Kummerbund

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