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Jungsspaß und Maedchenpanik

Jungsspaß und Maedchenpanik

Titel: Jungsspaß und Maedchenpanik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Klein
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Gefühl der Zufriedenheit durchströmte ihn.
    Ein gelungener Torschuss kann fast jeden Tag retten, selbst wenn er auf einem gottverlassenen Bolzplatz ohne Torhüter in einem öden Feriendorf am Ende der Welt stattfindet.
    Beim nächsten Versuch traf Pablo die Latte. Der dritte passte wieder ins Dreieck, wenn auch nicht ganz so genau wie der erste. Der vierte Schuss strich knapp über das Tor und segelte Richtung Hängebauchschwein. Ein paar Hühner stoben zur Seite, und Robert grunzte anerkennend, als Pablo den Ball holte.
    Das dicke Viech hatte recht, er war gut in Form. Pablo fuhr beschwingt mit dem Training fort, und es machte ihm überhaupt nichts mehr aus, dass er allein war. Der Ball war sein Partner, das reichte völlig aus.
    Nach den Weitschüssen übte Pablo Schlenzer und danach kamen Fallrückzieher dran. Zwischendurch jonglierte er den Ball in der Luft und stellte einen neuen persönlichen Rekord auf. Seine Form war nicht nur gut, sie war geradezu meisterlich. Pablo vertiefte sich so ins Spiel, dass er erst nach einer ganzen Weile die Veränderung bemerkte: Er war nicht mehr allein.
    Auf der anderen Seite des Platzes tänzelte etwas doppelt Blond- und Rosafarbenes auf dem holprigen Gras herum und zwischen den Pfosten befand sich ein großer bunter Farbklecks mit riesigen Handschuhen.
    Pablo schaute verstohlen hinüber. Er hatte noch nie einen Torwart gesehen, der eine Kluft aus selbst gestrickter Wolle in den Regenbogenfarben trug. Auch Fußballspielern mit Trainingsanzügen in der Farbe von Barbiepyjamas begegnete er zum ersten Mal.
    Möglichst unauffällig nahm er die Sache genauer in Augenschein. Die beiden Barbies tänzelten auf dem Platz herum wie in einem Ballettstudio. Blonde Locken flatterten um ihre Köpfe. Sie sahen sich zum Verwechseln ähnlich und liefen hinter dem Ball her wie Fotomodelle über den Laufsteg. Wenn sie dagegentraten, stießen sie bisweilen kleine spitze Rufe aus: »Hups!« und »Iiek!« und »Oooh!«
    Verfehlten die beiden das Leder, kicherten sie wie über ein Witzchen im Friseursalon und hielten eine Hand vor den Mund, als sei ihnen ein Stück Torte von der Gabel gefallen.
    »Besser zielen!«, rief der Torwart mit kräftiger Stimme. »Sonst bekomme ich zu wenig zu tun!«
    »Achtung, Mama! Jetzt!«
    Rosa zwei bekam ein halbwegs passables Zuspiel von Rosa eins. Sie traf den Ball einigermaßen und er rollte aufs Tor zu. Der Torwart plumpste zu Boden und begrub die Kugel unter der bunten Wolle. »Prima, Mädels! Ganz prima! Gleich noch mal!«
    ›Auweia‹, dachte Pablo.
    Der Torwart machte einen Abschlag. Der Ball landete mit einem PLÖPP auf den Locken von Rosa eins und hoppelte von dort ins Niemandsland.
    »Auah!«, jammerte sie und hielt sich den Kopf.
    »Stell dich nicht so an!«, rief der Torwart. »Du hast soeben eine echte Kopfballchance vertan, Madame!«
    »Beim nächsten Mal geht er rein, Mama!« Rosa eins kicherte wieder.
    »Wollen wir wetten?«, krähte Rosa zwei.
    Pablo wandte sich ab. Dieses Fußballteam war das Albernste, was er je gesehen hatte. Eine dicke Wolle-Mama in Regenbogenfarben und zwei rosa Goldengelchen! War so etwas auf einem Bolzplatz überhaupt erlaubt?
    Pablo legte sich den Ball zurecht und feuerte eine sehenswerte Granate in den linken Torwinkel ab. Er spürte, wie die rosa-bunte Mannschaft dabei zusah. Als er die Lederkugel aus dem Netz holte, setzten die drei sich in Bewegung und liefen ihm über den Platz entgegen. Sie überquerten die Mittellinie und blieben ein paar Meter entfernt stehen.
    ›Ach du Schreck‹, dachte Pablo. Er legte sich den Ball sorgfältig zurecht und fixierte den linken Torwinkel. Dabei stemmte er die Arme in die Hüften wie Cristiano Ronaldo und machte ein konzentriertes Gesicht wie ein Astronaut vor dem Start in den Weltraum. Er begann den Anlauf mit ein paar lässigen Trippelschritten.
    »Hallo«, sagten Rosa eins, Rosa zwei und die Tormama aus bunter Wolle.
    Pablo nickte knapp. Sahen die denn nicht, dass er mitten im Anlauf war?
    »Willst du mitspielen?«, fragten Rosa eins und zwei.

Das Team Rosa-Bunte-Wolle bittet zum Tanz
Das Team Rosa-Bunte-Wolle
bittet zum Tanz

    WAS?
    Pablo gingen mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Diese beiden rosa Schwestern fragten tatsächlich, ob ER MIT IHNEN Fußball spielen wollte? Ihn, der mit seinem besten Freund einen Mädchen=Luft – Schwur geschworen hatte?! Jetzt hatte er nicht nur seinen Gameboy vergessen, sondern auch schon das nächste Problem. Das konnte ja heiter

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