Junimond (German Edition)
Hoodie und hatte die Kapuze aufgesetzt. Damit sah er in dieser Gegend allerdings auffälliger aus, als Nick in seiner normalen Alltagskleidung.
»Hi, hast .. Werk... da..?«
»Du brauchst nicht zu flüstern.«
»Ich rede nur leise.«
»Aber ich verstehe dich nicht.«
»Hast du Werkzeug dabei?«
Nick zeigte auf seinen Rucksack. »Ein Stemmeisen, Draht, Drahtschere, Hammer, Bohrmaschine, Sprengsätze.«
»SPRENGSÄTZE?«
»Nein, natürlich nicht, dafür warst du zuständig, Hurt Locker .«
Ares grinste. »Ich habe was anderes.« Er zog eine Videokamera aus seiner Bauchtasche.
»Was willst du damit?«
»Na, was wohl? Das hier werden exzellente Aufnahmen. Ich habe überlegt, wenn die Mädchen keinen Action-Film wollen, dann können wir auch einen Agentenfilm machen. Trenchcoat und so. Auf der Glienicker Brücke haben sie früher Spione ausgetauscht. Mensch, das ist sogar historisch, fast dokumentarisch.«
»Ja, ja«, sagte Nick, der in Gedanken schon ein Garagentor aufbrach und konzentriert den Maschendrahtzaun untersuchte.
»Wir müssen erst einmal ein Loch hier reinmachen. Schau mal nach, ob es irgendwo schon eins gibt.«
»Habe ich schon, das ist jungfräuliches Gebiet.«
»Okay.«
Nick sah sich kurz um und begann dann seelenruhig den Rucksack auszupacken. Nach seiner Erfahrung, die sich allerdings nur auf den Einbruch in Stellas Keller und ein paar Einbrüche in Lars´ Zimmer, um an die PS3 zu kommen, bezog, war es am besten, man tat etwas Verbotenes so, als ob es eine ganz alltägliche und normale Sache war. Er hatte hier eben mal kurz etwas zu reparieren. So war das nämlich. Er musste hier eine Art Tür in den Zaun machen, damit die Igel nach dem Winterschlaf freien Zugang auf die Straße hatten.
Um überfahren zu werden?
Nein, um sich fortpflanzen zu können.
Und warum öffnete er nicht einfach das Tor?
Weil der Schlüssel für das Tor im Archiv für ehemalige DDR-Güter abhanden gekommen war. Diese Sacharbeiter heutzutage, leider war ja nichts mehr so wie früher.
Klang doch gut.
Die Garagen hatten ihre Türen auf der von der Straße abgewandten Seite, was merkwürdig war, aber in diesem Fall ein Vorteil. Nick untersuchte das Vorhängeschloss, ein Kinderspiel für einen Profi mit gutem Werkzeug. Oder dem Werkzeug seines Vaters. Trotzdem zögerte er.
»Was ist, wenn noch ein Auto drin steht?«
»So´n alter Lada oder Trabbi oder was?«
»Könnte sein.«
»Hier könnten auch Garagenmonster wohnen, die Teenager fressen.«
»Nicht in meinem Film.«
»Brich es einfach auf, Bedenkenträger«, sagte Ares ungeduldig.
»Ich bin nur vorsichtig. Okay, ich breche es jetzt einfach auf.«
»Sag nur noch, auf deine Verantwortung , dann weiß ich, dass du voll dabei bist.«
»Okay: Auf deine Verantwortung . Ich mach´s.« Nick drehte das Schloss um. »Guck dir das an. Mann, ist das ein altes Ding, wir holen später ein neues.«
»Natürlich.«
Ares leuchtete mit seinem iPod in der einen Hand, in der anderen Hand hielt er sein iPhone, mit dem er drehte. Doch Nick setzte das Stemmeisen wieder ab.
»Wir wollen ihnen doch nicht noch Beweise liefern, oder?«
»Beweise?«, Ares grinste breit. »Gestatten, das ist unser Alibi. Wir drehen einen Dokumentarfilm.«
»Das heißt nicht, dass alles erlaubt ist!«
»Aber fast alles.«
Es war sinnlos, darüber mit Ares zu diskutieren. Nick seufzte und wandte sich wieder dem Schloss zu. Ein kräftiger Ruck genügte.
20
Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, aber es war sofort klar, dass kein Auto in der Garage stand. Ares ging tiefer in den großen Raum und leuchtete mit seinem iPod in die Ecken.
»Hier stehen Bierflaschen.«
»Aus welchem Jahrhundert?«
»Holozän.«
»Holo was?«
»Jetztzeit.«
Nick kam näher. Es waren zehn staubige, braune Halbliterflaschen Rex-Pils.
»Was sagt uns das?«
»Wir können Speichelproben nehmen.«
»Wir können uns auch den Pfand holen.«
»Und eine Südseeinsel davon kaufen?«
»Genau, was machen wir überhaupt hier in diesem finsteren Verlies?«
Nick holte eine kleine Taschenlampe heraus und leuchtete den Raum ab. Ares ging umher und kam dann zurück zu Nick.
»In der Ecke dahinten liegt eine alte Matratze. Schimmlig. Die muss raus. Ich meine, wenn wir den Raum benutzen wollen. Was denkst du?«
»Was machen wir mit Licht? Strom?«
»Batteriegitarre? Aber dahinten ist auch ein Lichtschalter.«
Nick lächelte nachsichtig. Natürlich war hier kein Licht. Wie naiv war Ares eigentlich?
Es
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