Junimond (German Edition)
entdeckt?«, rief Ares.
Sie gaben sich wieder einen High-Five und Stella musste lächeln.
Olivia blätterte in Stellas Poesiealbum.
»Hört euch den an: Als Freunde lernten wir uns kennen, als Freunde werden wir uns trennen, als Freunde auseinander gehen, als Freunde uns bald wiederseh'n. «
Ares machte ein fragendes Gesicht und hielt die Cola-Flasche wie ein Mikro in die Runde.
»Was heißt das? Kann mir einer von euch sagen, was das heißt?«
»Das heißt, je älter Freunde werden, desto wahrscheinlicher haben sie Alzheimer!«, sagte Olivia und kicherte albern.
»Wo ist der Unterschied zwischen uns trennen und auseinander gehen ?«, fragte Ares und hielt Stella das Cola-Flaschen-Mikro hin.
»Na ja, ich würde sagen, trennen ist nur für kurz und auseinander gehen eher für länger ...« Stella war überrascht, wie ernst sich ihre Worte anhörten. Sie schwiegen.
»Vermisst du deine Freunde in Berlin?«, fragte Nick in die Stille.
»Manchmal«, sagte Stella ausweichend und sprang auf. Sie mochte Nick, Ares und Olivia, aber in manchen Situationen fühlte sie sich ausgeschlossen. Aber jetzt wollte sie nicht an Dana und schon gar nicht an den Skater-Boy denken.
Olivia schlug das Poesiealbum zu.
»Ich glaub, wir brauchen mal eine Pause. Wisst ihr, was wir jetzt machen?«
Alle sahen sie fragend an.
»Wir spielen manhunt .«
»Verstecken spielen mit Kameras«, erklärte Ares.
»Ich und Stella suchen, okay?«, rief Olivia.
»Wen denn?«
Olivia lachte und sah Stella fast mitleidig an. »Na, die Jungs! Und wir wollen die GoPro«, sagte sie zu Nick.
Nick öffnete seinen Filmkoffer und nahm eine kleine Kamera und einen Skateboard-Helm heraus. Er nickte Stella freundlich zu. »Wir machen das öfter.« Dann hielt er ihnen eine kleine Kamera hin. »Wer will die tragen?«
»Ich«, sagte Stella, der es gerade lieber war zu filmen, als gefilmt zu werden. Nick montierte die Kamera auf dem Helm und reichte ihn Stella.
»Tja, dann, zählt mal bis Hundert«, sagte Nick und verließ mit Ares das Zimmer.
37
Sie warteten bis die Jungs im Haus nicht mehr zu hören waren dann aktivierte Olivia die Kamera an Stellas Helm.
»Ich glaube, ich weiß, wo sie sein werden«, sagte Stella.
»Ich höre, Sherlock!«
»Oh, ich bin jetzt Sherlock? Liegt am Helm, oder?«
Olivia lachte. »Nö, nur weil du kombinierst. Watson würde übrigens vorschlagen, in die Küche zu gehen und noch einen Kaffee zu trinken.«
»Du willst sie versauern lassen?«
»Kriegstaktik.«
»Aber wie erklären wir das der Kamera?«
Olivia grinste. »Okay, was denkst du, wo sind sie?«
»Im Keller.«
»Aus alter Sentimentalität? Ich denke Dachboden. Da hast du die Leiter stehen lassen. Und sie wissen, dass ich Angst vor Spinnen habe«, sagte Olivia.
»Okay, Dachboden«, sagte Stella entschlossen. »Und – ich habe keine Angst vor Spinnen.«
Stella war nur einmal kurz auf dem Dachboden gewesen, um ihn Dana zu zeigen. Sie wusste, dass oben noch ein paar Möbel und Kisten mit Zeitschriften standen, dort konnte man sich gut verstecken. Die Jungs waren zwar mit lautem Getrappel die Treppe hinuntergelaufen, aber das konnte ein Trick sein.
Olivia ging vor Stella her zu dem Einstieg zum Dachboden, der sich am anderen Ende des Flures befand.
Die Leiter stand noch genau da, wo sie sie vor ein paar Tagen stehen gelassen hatte. Sie sahen nach oben und Stella achtete darauf, dass die Kamera alles einfing.
Auf dem Dachboden war es heller als erwartet, da durch zwei Dachluken Sonne in den Raum fiel. Die Möbel und Kisten waren auf beiden Seiten des Dachbodens verteilt und standen unter den niedrigen Teilen der Dachschräge. Überall gab es Spinnweben und Olivia hielt sich dicht an Stella, die mit einem alten Besen ein paar Netze wegfegte, die tief herunterhingen. Sie waren alt und staubig, Stella bezweifelte, dass sie noch benutzt wurden. Aber sicher gab es Spinnen und den Geräuschen nach zu urteilen auch noch andere Tiere.
»Hörst du das?«
»Das Getrippel? Sicher Mäuse«, sagte Stella um zu testen, wie Olivia darauf reagierte. Für sie waren Mäuse kein Problem, aber Ratten waren ihr unheimlich.
»Meinst du, sie haben sich hier versteckt?«, flüsterte Olivia.
»Na klar, deshalb sind wir hier oben. Leise.«
»Nein, ich meine früher ... die Leute«
»Verfolgte? Juden?«
»Genau.«
Stelle fragte sich, ob sie den Mut gehabt hätte, einen Verfolgten in ihrem Haus zu verstecken. Darauf hatte damals die Todesstrafe gestanden. Und nun war ihre
Weitere Kostenlose Bücher