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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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war schlimmer, als sich später auf Filmaufnahmen zu hassen, die man aber unbedingt verwenden musste. Ganz davon abgesehen, dass sie nicht als unausgeschlafenes Monster in die Filmgeschichte und vor allem nicht in Ares Erinnerung eingehen wollte.
    »Und ich habe mit Frau Dohm gesprochen, sie weiß eine Menge über diese alten Filmstars, die hier gewohnt haben. Wir können sie interviewen«, sagte Nick.
    »Die mit dem Goebbels-Bild?«, fragte Stella.
    »Genau.«
    »Wow, kann ich da mit?«
    Nick zögerte. »Ich weiß nicht ...«
    »Ich denk mir auch die Fragen aus«, bettelte Stella.
    »Okay, vielleicht.«
    »Gleich morgen?«
    »Mann, bist du hartnäckig. Aber ja, ich kann mit ihr sprechen.«
    Stella strahlte. »Wow, super. Eine echte Zeitzeugin.«
    Ares nahm die Kamera herunter und sah zu Nick.
    »Hey, hast du nicht gesagt, Frau Dohm ist dement?«
    »Nein, nein, nicht so richtig. Sie weiß schon, wer ich bin.«
    »Okay«, sagte Olivia nachdenklich, »nichts gegen Frau Dohm, aber wir sollten auch überlegen, wie wir den Film auch ein wenig ... interessant machen. Denkt an letztes Jahr, als das Thema Dokumentarfilm war. Mann, gab es da langweilige Filme!«
    Nick grinste bei der Erinnerung. »Aber wir hatten uns etwas Besonderes ausgedacht.«
    »Ja, was denn?«, fragte Stella interessiert.
    »Wir haben einen Film über Müller-Stein gemacht«, sagte Ares.
    »Nein, über einen Lehrer unserer Schule«, korrigierte Olivia.
    Nick lachte. »Ja, wir haben ihm eine GoPro auf die Stirn gesetzt, die hat er den ganzen Vormittag durch die Schule getragen.«
    »Eine kleine mobile Kamera, kann man an nem Stirnband tragen«, erklärte Olivia.
    »Und dann haben wir ihn zuhause besucht. Er war ziemlich überrascht, aber das gehörte dazu.«
    Sie lachten. Stella musste zugeben, dass das eine ziemlich gute Idee gewesen war.
    »Der Film war sicher erfolgreich.«
    »Yep!«, sie gaben sich einen High-Five.
    »Und egal was wir machen, auch unser neuer Film wird großartig!«, sagte Olivia und hielt Stella ihre Hand hin, bis sie einschlug.
    Nick lächelte. »Wisst ihr, was Sergej Eisenstein gesagt hat?«
    Olivia stöhnte. »Mensch Nick, das war gerade ein richtig guter Abschluss der Szene.« Sie hielt die Hand vor die Kameralinse. »Ares, mach die Kamera aus, Nick zitiert.«
    Nick schob ihre Hand weg und sein Gesicht dicht an die Kamera. »Nein, ich will, dass alle da draußen das jetzt hören. Das wird unser Motto. Sergej Eisenstein sagt nämlich, dass es ihm ziemlich egal ist, mit welchen Mitteln ein Film arbeitet. Ob es ein Schauspielerfilm ist, mit inszenierten Bildern oder ein Dokumentarfilm. Denn er sagt - und nun alle herhören in der Welt der Oberflächlichkeit, Unterhaltung und billigen Ablenkung - in einem guten Film geht es um Wahrheit, nicht um Wirklichkeit.«

36
    Nachdem sie ein paar Ideen diskutiert hatten und sich nur selten einig waren, wie viel Action, Humor, Spannung, oder Wissen ihr Film enthalten sollte, sagte Olivia.
    »Wir sollten an Müller-Steins Bewertungssystem denken.«
    Nick und Ares nickten.
    »Noten?«, fragte Stella.
    »Ja und nein«, sagte Olivia. »Zu 50 Prozent bewertet Müller-Stein den Film, aber die anderen 50 Prozent lässt er das Publikum entscheiden, das den Film am Ende des Schuljahres ansieht.«
    »Okay, und was ist das für ein Publikum?«
    »Alle«, sagte Nick, »die irgendwie mit der Schule zu tun haben: Eltern, Schüler, Lehrer, der Hausmeister, die Frauen von der Essensausgabe, Freunde.«
    »Wolltet ihr deshalb keinen Dokumentarfilm machen?«, fragte Stella skeptisch und sah in die Runde. Alle schwiegen. »Ich meine, geht es nur darum? Ob man erfolgreich ist? Was ist mit dem Anspruch? Den wichtigen, guten Filmen? Die haben selten viel Publikum.«
    »Es gibt ja auch erfolgreiche Dokumentarfilme«, sagte Nick.
    »Ja, Super Size Me oder Eine unbequeme Wahrheit !«, stimmte ihm Ares zu.
    »Aber, ihr habt etwas gegen Dokumentarfilme«, sagte Stella.
    »Nein, wir lieben bestimmte Dokumentarfilme, nicht Nick?!«
    »Stella hat schon recht«, sagte Olivia sachlich, »einer der erfolgreichsten Filme auf YouTube ist eine sprechende Orange. Und im Kino laufen Komödien und Actionfilme am besten.«
    »Yep!«, riefen Ares und Nick und gaben sich einen High-Five.
    »Beachte sie gar nicht«, sagte Olivia und grinste. »Es sind im Grunde oberflächliche Idioten.«
    »Hej, wer hat hier die Zeitzeugin ausfindig gemacht?«, rief Nick gespielt empört.
    »Und wer hat den einzigen Gedenkstein in der Gegend

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