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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Scheiben gemacht.«
    Sie sah auf und lächelte diesmal ganz offen. »Man kann beides machen. Das habe ich doch heute von euch gelernt. Es kommt nur auf die Wahrheit an.«
    »Was denkst du denn, worauf es ankommt?«
    »Also ehrlich gesagt, und du kannst mich da gerne für naiv halten, habe ich gedacht, ein Dokumentarfilm zeigt die Wahrheit. Dass es darum geht. Und um die Botschaft.«
    »Die Botschaft? So was wie: Völker aller Länder ... «
    »Ja, du lachst, aber irgendeine Botschaft sollte unser Film, also, sollten die Sachen die man allgemein macht doch haben, oder?«
    Sie redete mit den Händen, das gefiel Ares, auch wenn er fand, dass sie das Messer beim Gestikulieren besser zur Seite legen sollte.
    »Also, okay. Welche Botschaft soll unser Film dann haben?«
    »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!«, sagte Olivia, und kam in die Küche geschlendert.
    »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es?«
    »Ist von Kästner«, sagte Stella schnell.
    Olivia riss den Kühlschrank auf. »Wir brauchen Öl!«
    »Steht da drüben auf dem Regal an der Wand. Olivenöl. Das darf nur nicht so heiß werden«, sagte Stella.
    Olivia schnappte sich ein Stück Paprika vom Tisch und biss ab. Ares fand das gar nicht gut. Es war eh zu wenig und was sollte Stella dann essen?
    »Wir reden hier gerade über wirklich wichtige Dinge, Olli.«
    Olivia stellte sich vor Ares und hielt ihm das Stück Paprika unter die Nase.
    »Öl ist wichtig, Essen ist wichtig, was noch?«
    »Die Botschaft.«
    »Ja, klar, du bist die Botschaft. Kannst du mir das Öl runterreichen, ich komm da nicht ran.«
    Ares fühlte sich etwas unwohl. Nick, Olivia und er machten oft Witze über Leute, die alles so ernst nahmen. Die politische Botschaft, das war doch alles totunmodern. Es war eine Art Code. Natürlich wusste er, dass es einfacher war, einen Witz zu reißen und weiter zu machen, als über bestimmte Dinge nachzudenken. Das Leben war schon kompliziert genug, warum es mit Gedanken an Botschaften und Sinn weiter komplizieren? Nur gerade jetzt war Ares nicht danach zu Mute. Stella nahm diese Dinge ernst, Sachen wie Mülltrennung und Ozonloch und vermutlich aß sie kein Fleisch, weil sie nicht wollte, dass man Tiere tötete, all das. Und für sie war er bereit, sich ernsthafter mit diesen Themen zu beschäftigen. Ab jetzt.
    Er trat hinter Olli, die sich nach dem Öl reckte. Ihr T-Shirt war hochgerutscht und entblößte einen Streifen zarter Haut über ihrem Rockbund. Ares war erstaunt, dass er darauf reagierte, wie bei allen anderen Mädchen. Es machte ihn an, dabei war es doch nur Olivia, Olli, Kumpel Olli.
    Für einen Moment drückte sich sein Körper an ihren, dann erwischte er die Ölflasche. Doch Olivia drehte sich um und kniff ihn frech in die Seite, eine sehr kitzlige Stelle, so dass ihm die Flasche entglitt und polternd zu Boden fiel.
    »Autsch, verdammt.«
    Sie sahen zu Stella, die ihren Daumen im Mund hatte. »Verdammt, ich hab mich geschnitten!«
    Ares sprang auf Stella zu, doch Olivia hielt ihn energisch zurück.
    »Ares?! Ares!«
    Natürlich wusste Olivia, dass er kein Blut sehen konnte, aber das wollte er gerade nicht zugeben. Schlug Olivia ihn etwa ins Gesicht?
    Ares hörte Stellas Stimme von weitem. »Ist nicht so schlimm«, sagte sie in Zeitlupe, während sich von rechts und links ein schwarzer Vorhang in sein Sichtfeld schob. Das war doch zu dumm, warum waren seine Beine so schwer.
    »Ares, leg dich hin!«, rief Olivia. Er folgte dem Befehl automatisch. Er fühlte sich wie benebelt. Seine Beine wurden energisch nach oben gehoben und auf der Sitzfläche eines Stuhles abgelegt. Er schloss die Augen kurz und öffnete sie angestrengt wieder. Wie peinlich. Warum fiel er immer um, wenn er Blut sah? Warum konnte er diese Dinge nicht steuern? Unter Kontrolle kriegen? Aber was konnte man schon unter Kontrolle bekommen? Fast nichts. Und, dass er kein Blut sehen konnte, das war ja nur die Spitze des Eisberges.
    Olivia stand bei Stella und wickelte ihr ein Handtuch um den Daumen. »Habt ihr Pflaster?«
    »In irgendeiner Umzugskiste.«
    »Okay, warte hier, schön pressen. Ich radele kurz rüber zu mir«, sagte Olivia und warf einen Blick auf Ares.
    »Und du bleibst schön liegen, Cowboy.«

40
    Stella saß auf einem Küchenstuhl neben ihm und hielt ihren in das Küchenhandtuch gewickelten Daumen zwischen ihre Beine gepresst. Sie war blass.
    »Du kannst kein Blut sehen, oder?«, hörte Ares sie sagen, er hatte die Augen geschlossen.
    »Ich glaube, der Daumen

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