Junimond (German Edition)
weitem auf seinem Fahrrad kommen, allerdings allein.
»Hej! Felix schafft es heute nicht«, sagte Nick außer Atem und bremste scharf neben Ares. Er machte eine Kopfbewegung und Ares holte sein Rad. Sie schoben die Räder wie immer auf den rückwärtigen Teil der Garage, damit man sie von der Straße aus nicht sah.
Ares räusperte sich, er sollte es gleich ansprechen.
»Nick?«
»Ja?«
»Wir sollten den Auftritt lassen. Es hat doch keinen Sinn, wir sind einfach nicht gut genug.«
Nick schloss sein Rad ab und sah auf.
»Was ist los mit dir?«
»Gar nichts. Ich bin nur realistisch.«
»Und seit wann?«
»Ich sage ja nur, dass wir uns das alles besser sparen sollten.«
»Nein, das denke ich nicht. Außerdem, was schert mich dieser Auftritt! Wir sind eine Band und deshalb proben wir jetzt.«
Nick ging zur Garage und Ares folgte ihm. Das waren vertauschte Rollen, normalerweise überzeugte er Nick von verrückten Dingen.
»Gib uns noch den einen Tag bis wir entscheiden, okay? Wir kriegen das hin. Felix glaubt auch daran«, sagte Nick und öffnete das Vorhängeschloss. Er machte eine einladende Handbewegung. »Willkommen in unserem Übungsraum.«
Sie übten zwei Stunden, dann holte Nick seinen Rucksack und verteilte Cola und Kekse und setzte sich auf die Matratze. Ares blieb lieber stehen.
» Green Day ist kein richtiger Punk. Die haben früher Punkmusik gespielt, aber als sie besser wurden, haben sie Rock gemacht. Wir müssen gut sein.«
»Ach«, sagte Nick und winkte ab, »Abiturienten sind auf ihrer Abschlussfeier immer betrunken, also müssen wir vor allem laut sein.«
»Laut sind wir!«
»Sag ich doch.«
Ares war nicht überzeugt. Es gab einen Punkt in der Arbeit, an dem man lieber scheiterte, als unterging. Noch wäre es nur eine Absage.
»Wie läuft es denn mit dem Film?«
»Oh, alles bestens!«, sagte Nick.
»Alles fertig geschnitten? Auch meine Aufnahmen?«
»Na ja, nicht ganz. Aber so ziemlich. Wird alles fertig bis Sonntagnacht.«
Ob es stimmte oder nicht, Ares war erleichtert. Wenigstens eine Sache, die nicht den Bach runter ging. Er nahm einen Schluck Cola, doch dann setzte er die Flasche ab. War da was? Er hörte etwas. Schritte und Stimmen. In der Nähe der Garage.
Nick hatte es auch gehört. Ares sprang schnell zum Schalter und löschte das Licht. Die Stimmen kamen näher, Nick und er warfen sich einen kurzen Blick zu und huschten dann zu der Ansammlung von Pappkartons im hinteren Teil der Garage.
75
»Ich denke, wir habe es gefunden!«, sagte eine tiefe Männerstimme. Der Lichtkegel einer Taschenlampe tanzte durch den Raum.
»Leuchte mal hier hin!«, forderte eine helle Mädchenstimme.
»Klar, wir sind richtig, das ist die Kampf-Rune.«
Nick sah Ares im Dunkeln fragend an, aber es war nicht der Zeitpunkt zum Flüstern. Jemand wählte eine Nummer auf einem Handy, jemand anderes schritt durch den Raum.
»Hier liegen Cola-Flaschen!«
»Und Rucksäcke«, sagte die tiefe Männerstimme.
»Sonstige Hinweise?«
»Pappkartons und nen altes Schlagzeug. Was sagt uns das?«
»Unwichtig.«
»Wir kriegen die Arschlöcher. Was sagen die P-Master?«
»Sie sagen, uns fehlt die Waffe. Die hätten wir mitbringen müssen.«
»Verdammte Scheiße!«, fluchte eine Jungenstimme. »Diese verdammten Perfektionisten. Wann ist die Erschießung?«
»Zwei Stunden, wir haben noch Zeit. Wo sind die anderen? GPS?«
»Schätze mal im Wald. Die wussten das mit der Waffe.«
»Okay, dann los!«, sagte die tiefe Männerstimme.
Von draußen fiel Licht in die Garage, als die Tür geöffnet wurde. Ares atmete auf, dann wurde die Tür von außen energisch zugedrückt und die Schritte entfernten sich.
»Die Luft ist rein!«
»Alter Schwede!« Nick kroch hinter den Pappkartons hervor. »Was war das denn?«
Ares ging zum Schalter, das Licht sprang wieder an. Der Raum sah wie vorher aus, nichts war verändert und fast kam Ares die Sache wie eine Halluzination vor.
Nick stand an der Wand. »Was haben die da entdeckt?«
»Die Kampf-Rune«, sagte Ares.
»Kampf-Rune?«
»Der Pfeil. Das ist eine Art Orden. Ein Abzeichen der Nazis für die Leute, die an die Reichsführerschulen gegangen sind.«
» Bitte? Woher weißt du das denn?«
»Von Helena. Sie hatte doch Nationalsozialismus als Prüfungsthema. Mein Vater hat erzählt, dass in dem Haus neben unserem mal ne Reichsführerinnenschule war.«
»Na, das erklärt ja alles!«, sagte Nick mit einem leicht ironischen Unterton. »Wieso haben wir da denn nie
Weitere Kostenlose Bücher