Jupiter
ihnen, und wenn sie es tat, wurde sie von den anderen gemieden und aß mit finsterer Miene allein am Kopfende des Tisches. Die einzigen Worte, die sie für die Mannschaft fand, waren Warnungen vor Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen und Beschwerden, dass ihre Arbeit im Simulator nachlässig oder sogar schlecht gewesen sei.
Die meisten Abende stahl Grant sich frühzeitig fort, um einige Zeit mit Sheena zu verbringen. Die anderen waren so auf die Mission und die damit zusammenhängenden Fragen fixiert, dass sie Grants »Verabredungen« mit dem Gorilla kaum erwähnten. Sogar Karlstad hatte ein neues Thema für die Tischgespräche gefunden.
»Mein Gott«, sagte er eines Abends beim Essen, »auf diese Weise angeschlossen zu sein, ist wirklich besser als Sex – beinahe.«
»Wenn Sie sich daran gewöhnt haben und die Möglichkeiten ausschöpfen«, erklärte Muzorawa, »können Sie über die Biochips sogar Verbindung miteinander herstellen. Es ist fast wie Telepathie.«
»Tatsächlich?« Karlstad wandte sich mit einem begehrlichen Blick zu O’Hara.
»Lassen Sie Ihren Verstand über der Gürtellinie, Egon«, sagte sie. »Es ist alles psychisch, nicht physisch.«
»Das Gehirn ist das wichtigste Geschlechtsorgan des Körpers«, konterte er.
Sie schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
Muzorawa erklärte Grant, dass die elektronischen Implantate auch miniaturisierte Halbleiter-Laser enthielten, die durch faseroptische Leitungen mit den Bordsystemen verbunden seien.
»Photooptik kann sehr viel mehr Information übertragen als Elektronik«, bemerkte O’Hara.
»Aber das menschliche Nervensystem ist elektrisch, nicht wahr?«, fragte Grant.
»Elektrochemisch«, berichtigte Karlstad.
»Aber was geschieht, wenn all diese photooptischen Daten ins Nervensystem gepumpt werden?«
»Es wird eine Überladung erzeugt«, sagte Muzorawa.
»Und die verrücktesten Empfindungen, die man sich vorstellen kann«,fügte O’Hara hinzu.
Karlstad seufzte schwer.
Nach dem Essen ging Grant wie gewöhnlich zu Sheena. Er bemühte sich noch immer, den Gorilla an das Kontaktnetz mit den Elektroden zu gewöhnen. Sie konnte es noch immer nicht richtig über den Kopf ziehen, aber nach und nach gelang es Grant, sie so weit zu beruhigen, dass sie seine Hilfe beim richtigen Anlegen des Netzes mit den Elektroden akzeptierte.
»Wenn wir ihr nur den Kopf rasieren könnten«, sagte Pascal sehnsüchtig, als sie eines späten Abends im Konferenzraum saßen und einen Imbiss einnahmen.
Auch Pascal hatte doppelte Pflichten übernommen: jeden Abend beobachtete sie Grant mit Sheena durch die Überwachungskameras und arbeitete im Tank an den Simulatoren. Sie sah so erschöpft aus wie Grant sich fühlte.
»Das würde sie sich nicht gefallen lassen«, sagte Grant.
»Wir könnten sie ruhigstellen.«
»Das würde nicht funktionieren«, sagte Grant. »Bis sie sich an die Tatsache gewöhnen würde, dass sie rasiert worden ist, wäre ihr das Haar nachgewachsen.«
Pascal seufzte. »Ja, da könnten Sie Recht haben.«
»Wenn Sheena zulassen würde, dass ich ihr das Netz unter dem Kinn befestige, könnten Sie bessere Kontaktstellen finden.«
»Wenn sie es zulassen würde.« Pascal legte die Gabel aus der Hand und zog die Stirn in Falten. »Ist Ihnen klar, dass das Versuchstier dieses Experiment leitet? Es kann einen zur Raserei bringen.«
Es überraschte Grant, dass Sheena als ein Versuchstier bezeichnet wurde. Und es überraschte ihn noch mehr, als er erkannte, dass er den Gorilla als eine Person betrachtete.
Um die Neurophysiologin zu besänftigen, sagte er: »Ich werde Sheena dazu bringen, dass sie das Netz trägt und mich vergewissern, dass die Elektroden guten Kontakt haben. Geben Sie mir noch ein paar Tage.«
»Wir werden in sechs Tagen starten.«
»Sheena kann nicht auf einen Zeitplan gesetzt werden, fürchte ich.«
»Ja, ja, ich verstehe«, sagte Pascal. »Trotzdem, es ist sehr frustrierend. Zum Verrücktwerden.«
»Ich kann die Konsole für Sie bedienen«, schlug Grant vor. »Ich werde die Daten sammeln und sie für Sie bereithalten, wenn Sie von der Mission zurückkehren.«
Pascal warf ihm einen zweifelnden Blick zu, sagte aber nichts.
Die Tür zum Korridor glitt zurück, und Red Devlin trat so beiläufig in den Konferenzraum, als wäre es seine Küche.
»Irene, sei gegrüßt. Wie geht’s?«
»Was tun Sie hier?«, wollte Grant wissen. »Es ist nicht erlaubt…«
»Na, na«, sagte Devlin. »Machen Sie sich nicht nass, Grant. Wer, meinen
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