Jurassic Park
Forschungen zu unterstützen?«
»Da müßte ich nachsehen«, erwiderte Grant. »Aber so ungefähr um diese Zeit. Mitte der 80er.«
»Und Hammond kennen Sie nur als reichen Dinosaurierbegeisterten?«
»Ja.«
Morris machte sich weiter Notizen.
»Hören Sie«, sagte Grant. »Wenn das Umweltschutzamt dermaßen interessiert ist an John Hammond und an dem, was er tut - die Ausgrabungsstätten im Norden, die Bernsteinkäufe, die Insel in Costa Rica - warum fragen Sie ihn nicht einfach selber?«
»Im Augenblick können wir das nicht«, antwortete Morris. »Warum nicht?« fragte Grant.
»Weil wir keinen Beweis für irgend etwas Ungesetzliches haben. Allerdings bin ich persönlich der Ansicht, daß Hammond eindeutig versucht, das Gesetz zu umgehen.«
»Den ersten Hinweis bekam ich vom OTT, dem Büro für Technologietransfer«, erklärte Morris. »Das OTT überwacht den Export von amerikanischer Technologie mit potentieller militärischer Bedeutung und ähnlichem. Die riefen mich an und sagten, daß InGen in zwei Fällen einen eventuell illegalen Technologietransfer betreibe. Zum einen ließ InGen drei Cray XMP nach Costa Rica transportieren. InGen bezeichnete es als Transfer zwischen verschiedenen Abteilungen des Konzerns und gab an, sie seien nicht für den Verkauf bestimmt. Aber das OTT konnte sich nicht vorstellen, wofür die in Costa Rica all diese Computerkapazität brauchen.«
»Drei Crays«, wiederholte Grant.
»Ist das eine Art Computer?«
Morris nickte. »Sehr leistungsstarke Supercomputer. Damit Sie sich ein Bild machen können: Mit den drei Crays besitzt InGen mehr Computerkapazität als jedes andere Privatunternehmen in Amerika. Und diese Dinger haben sie nach Costa Rica geschickt. Da sollte man sich schon fragen, warum.«
»Ich gebe auf. Warum?« sagte Grant.
»Das weiß kein Mensch. Und die Hoods machen uns noch mehr Sorgen«, fuhr Morris fort. »Hoods sind automatische Gensequenzierer - Maschinen, die selbständig genetische Codes analysieren können. Die Hoods sind so neu, daß sie noch gar nicht auf der Liste der Exportbeschränkungen stehen. Aber jedes Gentechniklabor, das sich die halbe Million Dollar pro Stück leisten kann, wird sich eine solche Anlage anschaffen.« Er blätterte in seinen Unterlagen. »Na, und wie's aussieht, hat InGen 24 Hood-Sequenzierer nach Costa Rica verschifft.
Auch hier hieß es, es sei ein Transfer zwischen Abteilungen des Konzerns und kein Export«, fuhr Morris fort. »Das OTT konnte nicht viel tun. Die Anwendung transferierter Technologie geht das Büro offiziell nichts an. Aber das OTT war beunruhigt, weil InGen offensichtlich eins der leistungsfähigsten Gentechnologielabors der Welt in einem obskuren mittelamerikanischen Land errichtet: Einem Land ohne entsprechende gesetzliche Regelungen. So was Ähnliches ist schon einmal passiert.«
Es habe bereits Fälle von amerikanischen Biotechnologiefirmen gegeben, die in andere Länder auswichen, um Einschränkungen durch Gesetze und Vorschriften zu entgehen. Das eklatanteste Beispiel, so erläuterte Morris, sei der Biosyn-Tollwut-Fall gewesen. Im Jahr 1986 hatte die Genetic Biosyn Corporation mit Sitz in Cupertino auf einer Farm in Chile einen gentechnisch produzierten Tollwutimpfstoff getestet. Die chilenische Regierung war ebensowenig informiert worden wie die betroffenen Arbeiter auf der Farm. Der Impfstoff wurde einfach freigesetzt.
Dieser Impfstoff bestand aus lebenden Tollwutviren, die gentechnisch so verändert wurden, daß sie angeblich nicht mehr virulent waren. Die Virulenz war aber nicht getestet worden; Biosyn wußte also nicht, ob der Virus noch Tollwut auslösen konnte oder nicht. Schlimmer noch, der Virus war verändert worden. Normalerweise kann man sich mit Tollwut nur anstecken, wenn man von einem Tier gebissen wird. Doch Biosyn modifizierte den Virus so, daß er über die Lungenbläschen in den Blutkreislauf eindringen konnte; man konnte sich also schon beim Einatmen anstecken. Angestellte von Biosyn brachten diesen lebenden Virus im Handgepäck an Bord einer Linienmaschine nach Chile. Morris fragte sich oft, was wohl passiert wäre, wenn der Behälter während des Flugs aufgebrochen wäre. Jeder im Flugzeug hatte sich mit Tollwut anstecken können.
Es war ein unerhörter Vorgang gewesen, unverantwortlich, kriminell, fahrlässig. Aber nichts wurde gegen Biosyn unternommen. Die chilenischen Farmer, die, ohne es zu wissen, ihr Leben riskierten, waren in den Augen der Verantwortlichen nur
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