Jurassic Park
vorstellen, und dann machen wir die Besichtigungstour.« »Ich muß wohin«, quengelte Lex. »Ich stelle dich als erstes vor«, sagte Ed Regis. »Nein, ich muß wohin.«
Aber Ed Regis war bereits bei der Vorstellung. Als erstes kam Opa dran, der beiden einen Kuß gab, und dann der Mann, mit dem er sich gestritten hatte. Er war muskulös und hieß Gennaro. Die anderen Namen vergaß Tim sofort wieder. Da war eine junge Frau in Shorts und ein Mann mit einem Bart, der Jeans und ein HawaiiHemd trug. Er sah aus wie einer, der die meiste Zeit draußen verbringt. Dann war da ein fetter Collegetyp, der irgend etwas mit Computern zu tun hatte, und schließlich ein dünner Mann ganz in Schwarz, der ihnen nicht die Hand gab, sondern nur kurz nickte. Tim war gerade dabei, Ordnung in seine Eindrücke zu bringen und starrte die Beine der blonden Frau an, als ihm plötzlich einfiel, daß er den Mann mit dem Bart kannte.
»Du hast den Mund offen«, sagte Lex.
»Ich kenne den da«, erwiderte Tim.
»Klar doch. Du hast ihn ja grade kennengelernt.«
»Nein«, sagte Tim. »Ich habe ein Buch von ihm.« »Was für ein Buch, Tim?« fragte der bärtige Mann.
» Die verlorene Welt der Dinosaurier «, antwortete Tim.
Alexis kicherte. »Daddy meint, Tim hat nur Dinosaurier im Kopf«, sagte sie.
Tim beachtete sie nicht. Er überlegte, was er über Alan Grant wußte. Alan Grant war einer der wichtigsten Vertreter der Theorie, daß Dinosaurier Warmblüter seien, und er leitete Ausgrabungen an dem sogenannten Eierhügel in Montana, der berühmt war, weil man dort so viele Dinosauriereier gefunden hatte. Professor Grant hatte die meisten der Dinosauriereier ausgegraben, die man je gefunden hatte. Außerdem war er ein guter Illustrator und zeichnete die Bilder für seine Bücher selber.
»Nur Dinosaurier im Kopf?« wiederholte der bärtige Mann. »Na, um ehrlich zu sein, ich habe das gleiche Problem.«
»Dad meint, daß Dinosaurier echt blöd sind«, sagte Lex. »Er sagt, Tim soll mehr an die frische Luft und Sport treiben.«
Tim wurde verlegen. »Ich hab gedacht, du mußt wohin.«
»Gleich«, erwiderte Lex. »Ich hab gedacht, du hast es so eilig.«
»Das weiß ich doch selber am besten, oder, Timothy?« sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften, wie sie es von ihrer Mutter kannte. Dieses Nachmachen ärgerte Tim sehr.
»Wißt ihr was«, sagte Ed Regis, »jetzt gehen wir alle zum Besucherzentrum hinüber, und dann können wir mit der Besichtigung beginnen.« Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Tim hörte Gennaro leise zu seinem Großvater sagen: »Dafür könnte ich Sie umbringen.« Als er den Kopf hob, sah er, daß Dr. Grant neben ihm ging. »Wie alt bist du, Tim?«
»Elf.«
»Und wie lange interessierst du dich schon für Dinosaurier? fragte Grant.
Tim schluckte. »Schon eine ganze Weile«, sagte er. Es machte ihn nervös, mit Dr. Grant zu reden. »Wir gehen manchmal in Museen, wenn ich die Familie dazu überreden kann. Meinen Vater.« »Dein Vater interessiert sich nicht besonders dafür?«
Tim schüttelte den Kopf und erzählte Grant vom letzten Besuch im Naturkundlichen Museum. Sein Vater hatte sich ein Skelett angesehen und gesagt: »Das ist aber groß.«
»Nein, Dad«, erwiderte Tim. »Das ist nur ein mittelgroßes, von einem Camptosaurier.«
»Ach, ich weiß nicht. Für mich sieht das ziemlich groß aus.«
»Der war aber noch nicht mal ganz ausgewachsen.«
Sein Vater warf dem Skelett einen argwöhnischen Blick zu. »Von wann ist es, aus dem Jura?«
»O Mann, nein. Aus der Kreidezeit.«
»Kreidezeit? Was ist der Unterschied zwischen Kreidezeit und Jura?«
»Nur ungefähr 100 Millionen Jahre«, erwiderte Tim.
»Und die Kreidezeit war früher?«
»Nein, Dad. Jura war früher.«
»Na ja«, sagte sein Vater und trat einen Schritt zurück. »Für mich sieht das auf jeden Fall ziemlich groß aus.« Er drehte sich Bestätigung heischend zu Tim um. Und Tim wußte, daß er seinem Vater besser zustimmte. Also murmelte er nur irgendwas, und sie gingen zum nächsten Ausstellungsstück.
Tim hatte damals sehr lange vor einem anderen Skelett gestanden, einem Tyrannosaurus Rex, dem gewaltigsten Raubtier, das es je auf der Erde gab. Schließlich sagte sein Vater: »Was schaust du dir denn so intensiv an?«
»Ich zähle die Wirbel«, antwortete Tim.
»Die Wirbel?«
»Am Rückgrat.«
»Ich weiß, was Wirbel sind«, entgegnete sein Vater verärgert. Dann stand er noch eine Weile da und fragte schließlich: »Und warum
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