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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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große Unbekannte: Owens Musikgeschmack.Ich hatte allerdings so meine Vermutungen, stellte mich daher auf Punkrock oder Thrash Metal ein, jedenfalls auf irgendetwas Schnelles, Hektisches, Lautes.
    Doch stattdessen hörte ich nach dem anfänglichen elektronischen Surren beim Starten jeder CD   – Zirpen. Lautes Gezirpe, wie von einem veritablen Grillenchor. Gleich darauf ertönte eine Stimme, die in einer mir unbekannten Sprache sang. Zirpen und Gesang wurden lauter und es war fast so, als würden sie einander abwechselnd etwas zurufen. Owen neben mir fuhr konzentriert vor sich hin und wippte dabei leicht mit dem Kopf.
    Nach vielleicht anderthalb Minuten siegte meine Neugier. »Und? Was ist das?«
    Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Spirituelle Gesänge der Mayas.«
    »Bitte was?« Ich musste laut sprechen, um das Gezirpe zu übertönen, das mittlerweile echt ziemlich heftig abging.
    »Spirituelle Gesänge der Mayas«, wiederholte er. »Sie wurden mündlich überliefert, wie früher Geschichten von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurden.«
    »Ah ja«, erwiderte ich. Der Gesang war jetzt so laut, dass ich fast schreien musste. »Wo hast du das her?«
    Er langte nach vorne und drosselte die Lautstärke ein klein wenig. »Aus der Unibibliothek. Hab’s in der Ton- und Kulturabteilung entdeckt.«
    »Ach wirklich?« Owen Armstrong war also spirituell veranlagt. Wer hätte das gedacht? Andererseits: Wer hätte gedacht, dass ich je mit ihm zusammen in seinem Auto sitzen und diese Musik hören würde? Ich jedenfalls nicht. Vermutlich niemand. Und doch   – da saßen wir.
    »Du stehst wohl ziemlich auf Musik.« Ich blickte vielsagend auf die C D-Stapel .
    »Du nicht?« Er wechselte die Spur.
    »Klar. Tut doch jeder, oder?«
    »Nein«, sagte er knapp.
    »Nicht?«
    Owen schüttelte den Kopf. »Manche Leute meinen von sich, sie würden Musik mögen. Aber in Wahrheit haben sie keinen blassen Schimmer, worum es überhaupt geht. Sie machen sich nur etwas vor. Außerdem sind da die, die Musik wirklich lieben, aber das falsche Zeug hören. Denen fehlt im Prinzip die Orientierung. Und dann gibt es noch Menschen wie mich.«
    Für eine Sekunde saß ich nur stumm da und beobachtete ihn von der Seite. Er hatte nach wie vor den Ellbogen im offenen Fensterrahmen abgestützt und saß zurückgelehnt auf seinem Sitz. Sein Kopf streifte fast das Autodach. Ich stellte plötzlich fest, dass ich immer noch ein wenig Angst vor ihm hatte   – gerade jetzt, während ich so dicht neben ihm hockte. Aber aus anderen Gründen als bisher. Es lag an seiner schieren Größe, klar, aber auch noch an anderen Dingen: seinen dunklen Augen, seinen muskulösen, drahtigen Unterarmen, seinem durchdringenden Blick, den er flüchtig auf mich richtete, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.
    »Menschen wie du?«, fragte ich. »Was meinst du damit? Was sollen das für Menschen sein?«
    Er setzte erneut den Blinker, wurde allmählich langsamer. Vor mir tauchte meine alte Schule auf. Ein gelber Schulbus fuhr genau in diesem Augenblick vom Parkplatz. »Menschen, die für Musik leben und ständig neue Sachen aufspüren müssen, überall, wo es nur geht. Die sich kein Leben ohne Musik vorstellen können. Sie sind erleuchtet.«
    »Aha«, entgegnete ich, als hätte diese Antwort für mich tatsächlich einen Sinn ergeben.
    »Überleg doch mal: Musik ist das, was uns alle vereint. Eine unglaubliche Macht. Etwas, das selbst Leute gemeinsam haben können, die sonst in allem anderen verschieden sind.«
    Ich nickte, war mir aber nicht sicher, was ich dazu sagen sollte.
    »Außerdem ist Musik die ultimative Konstante.« Offenkundig erwartete er gar keine Antwort. »Darum haben wir so eine starke, geradezu physische Beziehung dazu, verstehst du? Weil ein Lied dich nämlich in einen bestimmten Moment zurückversetzen kann oder an einen speziellen Platz oder sogar zu einem Menschen. Egal, wie du oder die Welt sich verändert haben: Dieses eine Lied wird immer gleich bleiben, genauso wie dieser Moment. Was schon ziemlich erstaunlich ist, wenn man genauer darüber nachdenkt.«
    Es
war
erstaunlich. Genau wie dieses Gespräch, das komplett anders ablief, als ich es mir je vorgestellt hatte oder hätte vorstellen mögen. »Ja«, erwiderte ich langsam. »Stimmt.«
    Einen Moment lang fuhren wir schweigend weiter. Nur der Gesang war zu hören.
    »Ich wollte damit bloß sagen: Ja, ich mag Musik.«
    »Ich hab’s kapiert«, antwortete ich.
    Er bog auf das

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