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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Schulhof her näherten. Sie klangen, als würden sie jeden Moment über unseren Köpfen zusammenschlagen.
    »Tja, also, alles okay mit dir?«, fragte er.
    Ich nickte. Fügte sofort hinzu: »Ja. Mir wurde plötzlich schlecht, kann gar nicht genau sagen   –«
    »Ich habe mitgekriegt, was passiert ist.«
    »Oh.« Ich merkte, wie ich rot wurde. So viel zum Thema ›das Gesicht wahren‹.
    »Ja, das war ziemlich   … übel.«
    Er zuckte die Achseln. »Hätte schlimmer sein können.«
    »Findest du?«
    »Klar.« Seine Stimme klang gar nicht so dröhnend, wie ich vermutet hätte, sondern dunkel und gleichmäßig. Fast sanft. »Du hättest sie richtig verprügeln können.«
    Ich nickte. »Ja, vielleicht hast du recht.«
    »Ist aber besser, dass du es nicht gemacht hast. Das wäre es nicht wert gewesen.«
    »Nein?«, fragte ich. Dabei hatte ich daran nicht einmal im Traum gedacht.
    »Nein. Selbst wenn es dir zu dem Zeitpunkt vielleicht gutgetan hätte. Vertrau mir.«
    Das Seltsame war, dass ich es tat. Intuitiv. Ihm vertrauen, meine ich. Ich schaute auf das Päckchen, das er neben meine Füße gelegt hatte, nahm es in die Hand, zog noch ein Taschentuch heraus. Gleichzeitig hörte ich aus meiner Tasche ein surrendes Geräusch. Mein Handy.
    Ich holte es raus, blickte auf das Display. Meine Mutter. Kurz zögerte ich, das Gespräch anzunehmen. Ich meine, es war schon schräg genug, mit Owen Armstrong auf dem Rasen hinter der Schule zu hocken. Da konnte ich nicht auch noch meine Mutter gebrauchen. Auf der anderen Seite hatte ich in dem Moment auch nichts mehr zu verlieren, wenn man bedachte, dass Owen mir   – nun schon zum zweiten Mal   – beim Übergeben zugeschaut hatte, heute zudem mit der speziellen Dreingabe, wie ich vor der halben Schule ausgeflippt war. Das Stadium der Begrüßung, Vorstellung und anderer Formalitäten hatten wir dementsprechend längst hinter uns. Was war also schon dabei, wenn ich in Owens Beisein mit meiner Mutter telefonierte? Nichts.
    »Hallo.«
    »Hallo, mein Schatz.« Ihre Stimme drang so laut durch den Hörer, dass Owen sie vermutlich über die Entfernung zwischen uns hinweg hörte. Ich presste das Handy fester ans Ohr. »Und, wie war dein Tag?«, fragte sie.
    In dem Augenblick bemerkte ich den nervösen, schrillenUnterton in ihrer Stimme, der sich immer dann einstellte, wenn sie sich wegen irgendetwas Sorgen machte, aber so tat, als wäre alles in bester Ordnung.
    »Alles bestens. Mir geht es gut. Was gibt’s denn?«
    »Whitney ist noch in der Mall. Sie hat einige nette Sachen im Ausverkauf gefunden, aber den Film verpasst. Und sie möchte ihn so gern sehen. Deswegen rief sie an und meinte, dass sie in eine spätere Vorstellung geht und erst anschließend heimkommt.«
    Ich wechselte das Telefon an mein anderes Ohr, weil in diesem Augenblick von der Seite des Gebäudes her Stimmengewirr ertönte und ich meine Mutter kaum noch verstehen konnte. Owen warf einen aufmerksamen Blick in die Richtung, aus der die Stimmen zu uns herüberdrangen, aber nach ein paar Sekunden entfernten sie sich wieder. »Sie holt mich also nicht ab?«
    »So wie es aussieht, nicht, nein.« Natürlich versuchte Whitney, am ersten Tag Freiheit für sich rauszuholen, was ging. Und natürlich sagte meine Mutter zuerst:
Selbstverständlich, kein Problem, kommst du eben ein wenig später nach Hause.
Und drehte erst dann durch. »Aber ich kann dich abholen. Oder vielleicht kannst du bei einer deiner Freundinnen mitfahren?«
    Einer meiner Freundinnen. Schon klar. Ich schüttelte den Kopf, fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Mama   …«, begann ich und bemühte mich, meine Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. »Es ist nur schon so spät und   –«
    Prompt fiel sie mir ins Wort: »In Ordnung, kein Problem. Ich komme und hole dich ab. Bin in einer Viertelstunde da.«
    Sie wollte eigentlich nicht, das war uns beiden klar. DennWhitney konnte ja in der Zwischenzeit anrufen. Oder nach Hause kommen. Oder, was noch schlimmer war:
nicht
nach Hause kommen. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, dass wir beide einfach sagten, was wir dachten. Aber das war   – wie so vieles   – schlicht unmöglich.
    »Ist okay, lass mal. Ich werde schon jemanden finden, der mich mitnimmt.«
    »Sicher?« Doch ich hörte bereits, wie sie sich entspannte, weil dadurch zumindest dieses Problem gelöst war.
    »Klar. Falls nicht, rufe ich noch einmal an.«
    »Tu das«, antwortete sie. Und fügte gerade, als ich drauf und dran war,

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