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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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ersten Akkorde erklangen und ich spürte plötzlich schmerzlich, wie sehr ich Kirsten vermisste. Als Siebzehnjährige, während ihrer rebellischen Phase, hatte sie eine Vorliebe für Gitarrenrock der Siebziger entwickelt. Auf dem Höhepunkt jener Zeit und Besessenheit hörte sie das Album
Dark Side of the Moon
von
Pink Floyd
in einer Art Endlosschleife, und zwar   – wie mir damals schien   – über Wochen.
    Während ich noch daran dachte, blickte ich zu Owen hinüber, der mit den Fingern auf seinen Knien trommelte. Kirsten hätte niemals gezögert auszusprechen, was ihr durch den Kopf ging. Und mit ihrem Lied in den Ohren beschloss ich, ihrem Beispiel zu folgen. Oder es zumindest zu versuchen. »Wegen vorhin   …«
    Owen sah mich an.
    »Tut mir leid, wie das gelaufen ist.«
    »Wie was gelaufen ist?«
    Ich richtete meine Augen starr auf die Straße vor mir und spürte, wie ich rot wurde. »Als wir das Rollenspiel gemacht haben, bin ich ausgeflippt und einfach weggegangen.«
    Ich erwartete ein »Ist schon okay« oder »Mach dir nichts daraus«. Stattdessen sagte er: »Das nennst du ausflippen?«
    »Ich denke schon, ja.«
    »Mh. Okay.«
    »Ich wollte nicht so reagieren, so   … irgendwie sauer. Eingeschnappt. Aber wie schon gesagt: Ich komme mit Konfliktsituationen nicht gut klar. Was du, schätze ich, ziemlich deutlich gemerkt hast. Also   … es tut mir leid.«
    »Schon okay.« Er versuchte wieder sich zurückzulehnen, wobei sein Ellbogen gegen die Tür stieß. »Ehrlich gesagt   …«
    Ich wartete, dass er fortfuhr. Doch da er schwieg, fragte ich schließlich: »Was?«
    »Weißt du, für mich war das nicht wirklich ausflippen.«
    »Nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ausflippen bedeutet für mich laut werden. Schreien. Angeschwollene Adern. Leute auf Parkplätzen verprügeln. So was in der Art.«
    »Solche Sachen mache ich sowieso nie«, sagte ich.
    »Ich meine auch nicht, dass du es tun solltest.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar; für einen Sekundenbruchteil blitzte der Ring am Mittelfinger im Licht auf. »Alles bloß eine Frage der Definition, schätze ich. Fährst du die Nächste rechts rein?«
    Ich bog in eine Allee ein; lange Baumreihen säumten die Straße. Die Häuser waren ziemlich groß, hatten geräumige Veranden. Wir kamen an einer Gruppe Kinder vorbei, die in einer Sackgasse Hockey auf Inlinern spielten, sowie an einigen Müttern, die mit Kinderwagen an einer Ecke standen und schwatzten.
    »Da ist es, gleich da vorn. Das graue.«
    Ich bremste, fuhr dicht an den Bordstein heran. Ein sehr schönes Haus, das graue, mit einer großen Veranda,von der aus eine Flügeltür ins Innere führte. Leuchtend rosa Topfblumen standen entlang der Eingangsstufen; eine gelbe Katze lag auf der Schwelle und räkelte sich in der Sonne.
    »Hey, tolles Haus.«
    »Na ja, nicht gerade aus Glas. Aber okay.«
    Einen Moment lang saßen wir schweigend nebeneinander. Nur dass die Situation dieses Mal umgekehrt war: Ich wartete darauf, dass er hineinging.
    »Weißt du«, meinte ich schließlich, »ich wollte dir bloß sagen, dass du vorhin recht hattest. Es ist ziemlich schwer, so viel für sich zu behalten. Aber für mich ist es manchmal noch viel schwerer, es rauszulassen.«
    Keine Ahnung, was mich dazu brachte, das Thema
noch
einmal anzusprechen. Vielleicht wollte ich mich letztlich nur verständlich machen. Ihm? Oder mir?
    »Ja. Aber man muss es manchmal rauslassen. Sonst fängt es innerlich an zu gären, bis man am Ende platzt.«
    »Damit kann ich eher leben, als wenn Leute sauer sind. Das halte ich nicht gut aus.«
    »Wut ist nichts Schlechtes«, antwortete Owen, »sondern menschlich. Und überhaupt: Selbst wenn jemand sauer ist, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie es für immer bleibt.«
    Ich blickte aufs Lenkrad, zupfte daran herum. »Ich weiß nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es anders läuft: Wenn jemand, der mir wichtig ist oder nahesteht, erst mal wütend ist auf mich, dann war’s das. Für immer. Dadurch ändert sich das Verhältnis total.«
    Einen Moment lang sagte Owen gar nichts. Ein paar Häuser weiter bellte ein Hund. »Vielleicht warst du diesen Leuten doch nicht so nah, wie du dachtest.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt: Wenn dir jemand wirklich nahe steht, ist es okay, wenn du mal wütend bist. Oder der andere. Deswegen muss nicht alles den Bach runtergehen. Es ist Teil einer Beziehung. Passiert eben. Und irgendwann kommt man darüber hinweg.«
    »Du kommst vielleicht

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