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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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das sie als Sackgasse kennzeichnete. Er bog in den Kerkweg ein. Die Straße war schmal und kurvenreich. Sie schlängelte sich zwischen den Häusern hindurch. Die dicht gewachsenen Bäume, die in die Straße hineinragten, ließen die Gasse wie einen Tunnel wirken.
    Als Milan weiterfuhr, nahm er ein blaues blinkendes Licht wahr. Es blitzte zwischen den Bäumen auf, spiegelte sich in den Straßenlaternen und flimmerte rhythmisch auf dem glatten Asphalt. Milan bog um die Kurve am Ende der Sackgasse und hielt an. An der Stelle, an der die Straße in einem Wendeplatz endete, hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Es waren bestimmt dreißig Leute, die allesamt mit ihren Rücken zu Milan standen. Jeder bemühte sich, in das große Grundstück am Ende der Sackgasse hineinzuspähen. Über die Absperrung wagte sich allerdings keiner von ihnen. Zwischen den Schaulustigen und dem eingezäunten Haus standen zwei Polizeiautos, ein Kranken- und ein Leichenwagen. Auf allen drei Fahrzeugen drehten sich die Blaulichter.
    Milan fuhr näher und parkte seinen Roller an der Seite. Er setzte seinen Helm ab und mischte sich unter die Menschenmenge. Ein Blick auf die Hausnummer bestätigte seinen Verdacht: Kerkweg Nummer 12. Das Haus von Catherine de Koning. Er war an seinem Ziel angekommen.
    »Was ist passiert?«, fragte er einen alten Mann, der in seinem Bademantel ganz hinten in der Menschenmenge stand.
    Der Mann drehte sich um und schaute Milan verwirrt an. »Es ist die Catherine«, sagte er mit bebender Stimme. Die Tränen standen ihm in den Augen. »Sie ist tot.«
    Im gleichen Moment tauchten drei Notärzte vor dem Haus auf. Sie rollten eine Trage aus der Haustür. Unter der blauen Plastikplane war die Form eines Menschen deutlich zu erkennen. Die Ärzte schoben die Leiche den Gartenweg entlang, schlossen das kleine Tor auf und bahnten sich ihren Weg durch die Schaulustigen. Sie blieben mit der Trage vor dem Leichenwagen stehen. Einer von ihnen machte die Türen auf und verschwand kurz im Inneren. Als er wieder auftauchte, sprang er herunter und kam auf den alten Mann neben Milan zu.
    »Herr Venter?«, sagte er förmlich. »Sie sind der Nachbar von Frau de Koning, richtig?«
    Der alte Mann nickte unsicher.
    »Wären Sie in der Lage, die Leiche für uns zu identifizieren?«, fragte der Gerichtsmediziner vorsichtig.
    Der alte Mann schaute auf seine Pantoffeln, dann zum Gerichtsmediziner, als wäre er nicht sicher, ob er vielleicht träumte.
    »Ja, das kann ich machen«, murmelte er leise.
    Die Leiche wurde inzwischen in den Leichenwagen geladen. Der Mediziner half dem alten Mann einzusteigen und schloss die Tür.
    Alle Augen waren jetzt auf den Leichenwagen gerichtet. Erst langsam nahmen die Bewohner des Kerkwegs den fremden Jungen wahr, der neben ihnen stand. Sie starrten Milan perplex an, als störte es sie, dass ein Fremder ausgerechnet jetzt in ihrer Straße aufgetaucht war. Eine elegante ältere Dame mit blonder Dauerwelle trat aus der Gruppe hervor und machte einen Schritt auf Milan zu. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor sie anfangen konnte zu sprechen, gingen die Türen des Wagens auf und der Gerichtsmediziner tauchte wieder auf.
    »Könntest du mir vielleicht helfen?«, bat er Milan. Der Junge nahm sofort die Hand des alten Herrn und half ihm aus dem Leichenwagen. Er stand sichtlich unter Schock.
    »Sie ist es. Ich habe sie erkannt. Sie ist es«, flüsterte der Mann Milan zu. »Sie sieht so friedlich aus. So schön. Wie ein Engel. Sie hat gelächelt. Wie kann das sein? Lächelt man, wenn man stirbt? Ist der Tod so schön?«
    Der Mann stolperte kraftlos weiter und Milan stützte ihn.
    »Kannst du deinen Großvater nach Hause bringen, bitte?«, fragte der Gerichtsmediziner. »Er muss sich noch vom Schock erholen.«
    Milan nickte und warf einen Blick auf die blond gefärbte Dame. Sie starrte ihn immer noch skeptisch an. »Kein Problem.«
    Der Mediziner bedankte sich und übergab den alten Mann in Milans Obhut. Der Nachbar drückte Milans Hand fest, als wäre er sein eigen Fleisch und Blut.
    »Es war der Killer«, murmelte er aufgelöst. »Der Apartheid-Killer. Ich habe die Schusswunde gesehen. Eine einzige Kugel aus nächster Nähe. Es kann nur er gewesen sein.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Aber das Schwein hat die Falsche erwischt. Catherine war keine von denen. Sie hatte damit nichts zu tun. Sie war unschuldig. Ich weiß es. Ich habe sie mein ganzes Leben gekannt.«
    Milan machte das Gartentor auf und half

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