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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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Straße vollständig abgesperrt. Das Museum war von Gittern umzäunt. Zwei Polizeifahrzeuge standen vor dem Eingang, zwei weitere parkten in den seitlichen Nebengassen. Die einzigen Autos, die Zugang zum abgesperrten Bereich hatten, waren die Taxis, Mietautos und Limousinen, die die Gäste zur abendlichen Veranstaltung brachten. Milan erkannte den Sicherheitsbeamten wieder, der am Vormittag allein vor dem Museumseingang gestanden hatte. Jetzt befand er sich in einem Gedränge von Polizisten, Fotografen und zusätzlichem Sicherheitspersonal, das nicht nur die Einladungen der Gäste überprüfte, sondern auch Leibesvisitationen bei ihnen vornahm.
    Milan suchte wieder Deckung im Café gegenüber und beobachtete eine Weile das Geschehen vor dem Museum. Auf einem roten Teppich flanierten die ersten Gäste ins Gebäude hinein. Sie waren alle schick angezogen, in Abendgarderobe und den feinsten Anzügen. Sie lächelten breit in die Kameras der Journalisten, die ihre Ankunft für die morgigen Zeitungen fotografierten. Milan erkannte einige prominente Gäste: die Bürgermeisterin von Kapstadt, den Minister für Kommunikation, die Wohnungsbauministerin, zwei Schauspieler, die kürzlich in einem Kinofilm über das schicksalhafte Viertel mitgespielt hatten, ein paar hochrangige Soldaten, Herrn Abbot, den aus dem Fernsehen mittlerweile berühmten Polizeipräsidenten. Jeder, der in Kapstadt einen Namen hatte, war anwesend.
    Auch Milan hatte sich dem Anlass entsprechend angezogen. Er trug den schwarzen Anzug, den er bei Themba Mbetes Hochzeit anhatte. Damit sah er viel älter aus und machte sich daher auch wenig Sorgen, in der Menschenmenge unangenehm aufzufallen. Eine Viertelstunde vor dem Beginn der Veranstaltung trank er seinen Kaffee aus, bezahlte und überquerte die Straße zum Museumseingang. In seinem neuen Outfit und ohne das Rent-a-Plant -Käppi erkannte ihn der Sicherheitsbeamte nicht wieder. Milan zeigte seine Einladung vor, ließ sich kurz durchsuchen und wurde höflich ins Gebäude durchgewunken.
    »Schönen Abend, Sir!«, wünschte ihm der freundliche Museumswächter und Milan nickte ihm dankbar zu. Ein schöner Abend würde es sicherlich nicht werden.
    Der Veranstaltungsraum war bereits voll. Das Museum bestand zum großen Teil aus nur einem Saal. Allerdings war der Saal ziemlich groß. Im ersten Stock erstreckte sich eine Galerie und die Mitte des Saals blieb dadurch bis zur hohen Kirchendecke offen. Im Erdgeschoss waren die Stuhlreihen bereits voll besetzt. Nur die Bühne war noch leer. Ein Platzanweiser zeigte auf die Treppe und wies Milan an, auf die Galerie zu gehen. Der elegante junge Mann ging die Treppe hinauf und las die alten Straßenschilder, die an jeden Treppenabsatz geschraubt waren. Richmond Street. Tennant Street. Primose Street. Mit jedem Schritt war noch eine Straße geräumt worden. Mit jedem Schritt wurden Hunderte von Leben zerstört. Mit jedem Schritt fragte sich Milan, ob sein Großvater zugeschaut hatte oder nicht. Welche Straßen waren damals in seine Zuständigkeit gefallen? Die Roos Street? Clyde Street? Oxford Place? Es waren so viele.
    Oben auf der Galerie waren bereits eine Menge Leute versammelt. Sie drängten sich eng an die Balustrade und schauten nach unten auf die kleine Bühne und das wartende Publikum. Hier fand Milan auch seinen Platz. Von hier aus konnte er die ganze Veranstaltung im Auge behalten, auf die Pause warten, dann nach unten gehen und Steins Pistole aus der Toilette holen. Von hier oben sah er auch die Tür zum Hinterraum, wo sich die Gastgeber und die eingeladenen Redner vermutlich noch aufhielten. Auch damit hatte Alfred Smith recht gehabt. Der Aufenthaltsraum war nur wenige Meter von der Herrentoilette entfernt, leicht versteckt hinter einem provisorischen roten Vorhang. Diese Abtrennung zum großen Saal würde Milan dienlich sein.
    Bald war es so weit und die Veranstaltung konnte beginnen. Die Ehrengäste tauchten aus dem Hinterraum auf und betraten die Bühne. Sie nahmen an dem langen Tisch Platz und die Museumsleiterin eröffnete den Abend. Während sie über die heutige Relevanz des Museums sprach und dessen wichtige Aufgabe, die Vergangenheit nie in Vergessenheit geraten zu lassen, betrachtete Milan den Mann am Ende des Tisches. Peter Kriel. Er war der einzige Redner in Uniform. Er trug die schwarz-weißen Farben der Stadtpolizei, auf seiner Brust prangten zahlreiche Medaillen. Er war ein großer, kräftiger Mann, ungefähr im Alter von Herrn Stein –

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