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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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nicht, was der Unterschied ist.«
    »Sprechen Sie nicht mit mir, als wäre ich ein verdammtes Kind!«, fuhr Milan seinen Lehrer an. »Ich habe Ihnen das Leben gerettet. Ich habe mich um Sie gekümmert, Ihnen etwas zu essen gegeben, Sie gesund gepflegt. Ich habe Sie nicht verraten. Sie können mir jetzt nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe!«
    »Wenn du diesen Mann umbringst«, sagte Stein mit bedrohlicher Stimme, »dann versaust du dir dein ganzes Leben.«
    »So wie Sie?«, rief Milan außer sich. »Sie bereuen doch eher, dass Sie nicht früher damit angefangen haben. Oder etwa nicht? Seit dreißig Jahren warten Sie auf die Chance, einen Unterschied zu machen. Dreißig Jahre! Ich werde nicht so lange warten, das können Sie mir glauben.«
    »Aber du hast damit nichts zu tun!«, zischte Stein. »Es ist nicht dein Vater, der ermordet wurde!«
    »Ich tue es für Zeni«, widersprach Milan. »Für ihre Mutter. Und für ihre Geschwister. Für die Kinder ihres Großvaters. Ich tue es für die Gerechtigkeit.«
    Stein lachte verächtlich. »Das ist doch lächerlich! Du brauchst niemandem etwas zu beweisen. Wozu? Die ganze Sache geht dich nichts an.«
    Stein schüttelte enttäuscht den Kopf. Er war wieder ruhig geworden. Seine natürliche Autorität kehrte zurück. Nun war er nicht mehr der hilflose Patient der letzten Woche, sondern der alte Lehrer, der immer alles am besten wusste.
    »Du kriegst es sowieso nicht hin«, fuhr er fort. »Und weißt du auch warum? Weil du keinen blassen Schimmer hast, worum es hier geht. Wieso solltest du auch? Du kannst es verstehen, das ist klar. Ja. Du kannst es verstehen, genauso wie du ein historisches Ereignis im Geschichtsunterricht verstehen kannst. Du bist ein kluger Junge, das weiß ich. Aber spüren kannst du es nicht. Nein, das geht nicht. Und ohne es zu spüren, kannst du niemanden umbringen. Niemals! Das ist vollkommen unmöglich. Es ist eine Sache, jemanden töten zu wollen, aber etwas ganz anders, es auch zu tun.«
    Milan starrte Stein herausfordernd an. Er wollte ihm widersprechen, doch er wusste, dass es ihm nicht gelingen würde. Nichts, was er sagte, könnte das Gegenteil beweisen. Es gab nur eine Möglichkeit: es wirklich zu tun.
    Die Türklingel durchbrach die Stille. Milan fuhr überrascht zusammen. »Wer ist das?«, fragte er alarmiert. Er konnte einen Schatten neben der Haustür ausmachen, aber erkennen konnte er die Gestalt nicht.
    Stein schaute auf die Uhr. »Keine Ahnung. Dorothy kann es nicht sein.« Er machte zwei Schritte zur Tür und verlor plötzlich das Gleichgewicht. Als er zu Boden sackte, packte ihn Milan instinktiv unter dem Arm und hielt ihn fest.
    »Herr Stein, ist alles in Ordnung?«, fragte Milan und hievte den schweren Mann hoch. Stein fasste sich an die Wunde und atmete schwer. Im gleichen Augenblick klingelte es erneut an der Haustür. »Setzen Sie sich hin ...«
    Milan half seinem Lehrer aus der Küche. Er schnappte sich den Stuhl vom Esstisch und stellte ihn vor Herrn Stein hin. Mit einem Grunzen ließ sich der geschwächte Geschichtslehrer auf dem Stuhl nieder. Milan ging leise durch den Raum und blieb vor der Haustür stehen.
    »Wer ist da?«, rief er.
    Zunächst sagte der Besucher nichts. Dann hörte er eine Stimme, hell und jung: »Milan?! Bist du das?«
    Milan erkannte die Stimme sofort. Es war Alex.
    Verzweifelt blickte Milan zu Stein zurück. Der Geschichtslehrer saß in Jogginghose and Sweatshirt auf dem Stuhl. Er sah krank aus, aber es gab kein Anzeichen von der Schusswunde, die er eine Woche zuvor zugezogen hatte. Stein nickte Milan zu und er machte die Tür auf.
    Alexander stand an der Türschwelle und starrte Milan erstaunt an. »Was machst du denn hier?«, fragte er verblüfft.
    Milan senkte kurz den Blick. »Ich dachte, ich schaue doch vorbei«, antwortete er knapp.
    »Warum hast du mich nicht angerufen?«, wollte Alexander wissen. »Wir hätten zusammen kommen können.«
    »Ich habe versucht dich zu erreichen«, wich Milan aus und machte einen Schritt zur Seite. »Komm rein.«
    Alexander runzelte verwirrt die Stirn, betrat aber trotzdem das Haus und sah Herrn Stein am Esstisch sitzen. Kaum hatten sie sich begrüßt, schlüpfte Milan an Alexander vorbei. »Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagte er zum Abschied und ließ seinen Freund mit Herrn Stein zurück. Dann ging er zielstrebig auf seine Vespa zu. An Steins Worte wollte er nicht mehr denken.

Das Attentat
    Als Milan zum District-Six-Museum zurückkehrte, war die

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