Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
aromatischen Dampf ein, der aus der Tasse aufstieg. »Aber Sie haben sicher Verständnis, dass es mich durchaus interessieren würde, weshalb Sie diese …« Er machte eine lockere Geste, die die drei Neuroiden einschloss. »… diese ungewöhnliche Form des Aufeinandertreffens gewählt haben.«
»Nehmen Sie es bitte nicht persönlich«, bat Cathy durch die Frau in Weiß und fügte über das Mädchen hinzu: »Ich bin von Natur aus etwas menschenscheu.«
»Schade.« Wenn du nicht damit herausrücken willst, bitte … »Worüber unterhalten Sie sich denn mit Mister Beauregard, wenn Sie sich nicht über meinen Charakter austauschen?«
»Oh, über dies und das.« Das Mädchen wippte mit dem Oberkörper hin und her. »Über die Tücken der Rosenzucht, über das, was in der Welt so vor sich geht, über alles Mögliche.« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Aber am meisten reden wir über früher. Über den Krieg. Andere Frauen fänden das vielleicht ein leidiges Thema, aber ich bin eine alte Kriegerwitwe, wenn Sie so wollen, und ich bin es gewohnt, mir Geschichten über Schlachtpläne und Verluste und Geheimoperationen anzuhören.« Cathy schlüpfte in den General. »Im Grunde genieße ich es. Ich fühle mich dann wieder jung, wenn Leo seine Anekdoten loswird. Er hat so viel erlebt. So viele ungemein aufregende Dinge.«
»Darf ich Ihnen eine etwas pikantere Frage stellen?«, erkundigte sich Pollock.
Erst lächelte die Frau, dann das Mädchen mit den Zöpfen und schließlich der General. »Nur zu. Solange Sie mir nicht unterstellen, ich hätte von einem gewissen Herrn aus der Nachbarschaft illegale Substanzen bezogen, um mir das Dasein zu versüßen oder meine Zipperlein zu kurieren.«
»Das liegt uns fern«, sagte Bruno hastig.
»Stimmt genau.« Pollock nickte. »Eigentlich wollte ich mit Ihnen gar nicht über Mister Beauregard reden.«
»Sondern?«, fragte die Frau in Weiß.
»Sie leben seit siebzig Jahren in At Lantis«, sagte Pollock. »Siebzig Jahre sind eine lange Zeit. Da bleibt es bestimmt nicht aus, dass man ein Gespür dafür entwickelt, wie die Dinge hier so laufen, oder irre ich mich da?«
»Haben Sie schon einmal davon gehört, dass es sich nicht schickt, eine Dame auf ihr Alter anzusprechen?«, fragte Cathy durch das Puppenmädchen. »Und sonderlich pikant fand ich Ihre Frage abgesehen davon auch nicht, Mister Shermar.«
»Geduld, Geduld. Ich baue hier nur behutsam vor, weil ich mir nicht sicher bin, ob Sie tatsächlich etwas über den Mann wissen, um den es mir hier geht. Sie haben selbst zugegeben, dass Sie menschenscheu sind, und möglicherweise bin ich bei Ihnen deshalb völlig falsch.« Pollock stellte fest, dass er nach dem Besuch im Guilty Pleasure immer noch angetrunken war und Gefahr lief, ins Faseln zu geraten. »Lassen Sie mich es einfach so sagen: Ich hatte gehofft, Sie könnten mir etwas darüber verraten, wie Wilbur Lantis tickt.«
Die drei Neuroiden schwiegen einen Moment reglos, und Pollock dachte bereits, er hätte Cathy irgendwie vor den Kopf gestoßen, da meldete sie sich über das Mädchen zurück. Verschämt zog es die Schultern hoch und schaute unter den Tisch auf seine Lackschuhe. »Oh, hat Wilbur über mich geredet?«
Was? Pollock reagierte mit einem nichtssagenden Vorschieben seines Kinns und einem vieldeutigen Brummen.
»Dann hat er mich doch nicht vergessen?«, entfuhr es Cathy aus der Frau in Weiß. »Nach all den Jahren …« Sie seufzte glücklich. »Was hat er Ihnen gesagt?«
»Dass Sie immer noch einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen einnehmen«, log Pollock wie aus der Pistole geschossen.
Bruno hüstelte erstickt und fing sich dafür von seinem Partner einen unsanften Tritt gegen die Wade ein.
»Wilbur …« Die Frau in Weiß schüttelte versonnen den Kopf. »Du weißt nicht, was du willst …«
»Gehe ich recht in den Annahme, dass Ihre Beziehung zu ihm … romantischer Natur war?«, stocherte Pollock weiter.
»Romantisch?«, blaffte der General. »Nur, wenn man eine sehr ungewöhnliche Definition von Romantik wählt.«
»Sie dürfen das nicht missverstehen«, sagte das Mädchen flehentlich. »Wilbur ist ein faszinierender Mann, und ein guter Mensch, ein selbstloser Mensch noch dazu. Sehen Sie sich doch nur an, was er geschaffen hat: einen Ort, an dem jeder das sein kann, was er sein möchte.«
Falls er die Eintrittspreise bezahlen kann. »Aber?«
»Er ist ihr hoffnungslos verfallen.« Auf der Stirn des Generals bildete sich eine unfassbar
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