Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
diesem Tag, dass sie versucht hatte, Pop von einem Treffen mit Pollock Shermar zu überzeugen – und das dritte Mal, dass sie sich eine Abfuhr eingeholt hatte. Sie stand aus ihrem Rattansessel auf und blieb unschlüssig stehen. Der ganze aufgestaute Zorn in ihr musste dringend raus, aber wohin?
Zwei Minuten später war das Polster des Sessels komplett in Fetzen gerissen, und sie fühlte sich tatsächlich ein bisschen besser. Sie dachte darüber nach, nach Kes – oder vielmehr nach einem Eistee mit Schuss zu rufen, den er ihr bringen sollte –, da richteten sich ihre Ohren auf. Da raschelt doch was!
Sie fuhr herum, um zu sehen, woher das Rascheln kam. Jasper trat ziemlich genau an der Stelle aus dem Gebüsch, an die sie ihre Multibox gepfeffert hatte. Der Wolfsbeta – in seiner schwarzen Verkleidung als intellektueller Vordenker, inklusive Rollkragenpullover, Bundfaltenhose und Halbschuhen – hielt das kleine Gerät in der linken Hand. »Du hast da was verloren.«
»Du darfst es gern behalten.« Unbewusst fuhr Cleo die Krallen wieder aus. Jasper war zwar der Verbindungsoffizier einer eher gemäßigten Zelle, die chirurgischen Schlägen gegen Systemvertreter den Vorzug vor blindwütigen Massenmorden gab, doch darauf konnte sich Cleo ein Ei backen, falls seine Kameraden ihn geschickt hatten, um das Skalpell gegen sie anzuwenden.
Mit seinen gelben Augen betrachtete Jasper interessiert das ruinierte Polster. »Hattest du keinen schönen Tag?«
»Was willst du?«, verzichtete sie auf Nettigkeiten.
Er zog eine seiner Lefzen zu einem halben Grinsen hoch. »Ich muss schon sagen: Kes war eben viel freundlicher zu mir.«
»Dafür bezahle ich ihn unter anderem auch«, erwiderte Cleo.
»Aus deinem Vermögen, das du uns tapferen Streitern für die gute Sache so beharrlich vorenthältst.« Jasper setzte sich in den unbeschädigten Sessel auf der Lichtung und schlug die Beine übereinander. »Aber darüber einigen wir uns bei anderer Gelegenheit.« Er zupfte sich einen Grashalm vom Hosenbund. »Ganz sicher.«
»Habt ihr solche Geldprobleme?« Cleo rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Schau mal her. Das ist die kleinste Geige der Welt, und sie spielt nur für dich.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Wie kommst du eigentlich hierher?«
»Nach At Lantis? In diese Hochburg der Unterdrückung, wo jeder glaubt, der Pöbel wird schon vor den Toren bleiben?« Diesmal zog Jasper beide Lefzen hoch. »Überraschung, Miezi: Du bist nicht die Einzige unserer Art, die hier ihr Lager aufgeschlagen hat. Manche Leute sind zudem weitaus kooperativer bei der Unterstützung der Revolution.«
»Ich nehme an, du hast den weiten Weg nicht bloß auf dich genommen, um mir ein schlechtes Gewissen einzureden.«
»Ganz und gar nicht.« Die raue Stimme des Betas wurde ernst. »Uns hat wer gezwitschert, dass jemand in den dunkleren Ecken von At Lantis Propagandamaterial verteilt, auf dem unsere Slogans stehen. Das Spannende dabei ist, dass wir dieses Material nicht geliefert haben und es auch sonst keiner der üblichen Verdächtigen gewesen sein will.«
»Freu dich doch«, empfahl ihm Cleo. »Dann sieht es doch ganz danach aus, als ob jemand Neues hier den Befreiungskampf aufnehmen möchte. Frisch Bekehrte vermutlich. Oder verletzt das zu sehr euren Stolz, wenn jemand anderes genug Eier in der Hose hat, um hier Rabatz zu machen?«
»Nein«, knurrte Jasper. »Aber was unseren Stolz verletzt, ist, wenn du irgendwelchen armen, unbeteiligten Kontaktleuten von uns Flöhe ins Ohr setzt, wir würden demnächst eine große Nummer abziehen, ohne sie vorher einzuweihen.«
Angesichts dieser Eröffnung änderte Cleo ihre Meinung über Pop sofort. Der Escort-Manager war nicht nur ein sturer Bock – er war ein feiger und verräterischer sturer Bock. »Ich habe nur auf das reagiert, wonach es aussah«, verteidigte sie sich. »Daraus könnt ihr mir keinen Strick drehen.«
»Es gibt da aber etwas, woraus wir dir sehr wohl einen drehen könnten, wenn du nicht brav bist«, sagte Jasper lauernd. »Zum Beispiel auf Treffen zu drängen, auf die einer der Beteiligten keine Lust hat.«
»Wenn er eine solche Paranoia schiebt, dass er bei euch petzen geht, kifft Pop eindeutig zu viel«, entgegnete Cleo. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Und überhaupt: Ihr macht mir Vorwürfe, ich würde die gute Sache verraten, und habt kein Problem damit, was er treibt? Betas zu verhuren?«
»Worauf wir da aus sind, das nennt man Bettgeflüster«,
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