Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
zurückgreifen müssen, um diesen besonderen Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem Denken und Handeln vollkommen zusammenfielen. Das war doch mal leicht.
»Ist das ein neuer Daizuki Explorer?« Er ließ sich leicht nach links sacken, gegen die Flanke des Tigers, und drehte den Kopf, um den Flug eines völlig beliebigen Gleiters zu verfolgen, der draußen vorbeiflirrte. »Edles Teil, Mann!«
»Sitzen bleiben.« Der Tiger schob ihn hart und bestimmt von sich, das Nashorn packte von der anderen Seite zu.
»Okay, okay.« Manolete nahm seine frühere Haltung wieder ein. »Nicht so grob, ja? Das ist ein empfindlicher Luxuskörper.« Er hatte die Information, die er haben wollte. Er hatte an der Flanke des Tigers keinen harten Widerstand gespürt, also trug der Typ keine versteckte Waffe in einem Achselholster. Es sei denn, er ist Linkshänder, aber das züchtet man den meisten von uns aus Gründen der Materialeffizienz ja weg. Und ein Gürtelholster an der Hüfte hätte ich gesehen, und wenn er bei einem solchen Transport eins im Rücken hat, ist er ein Idiot. Außerdem würde er dann nicht so entspannt dasitzen.
Manolete blieb einige Minuten reglos. Ich brauche mich nicht zu beeilen. Meine Freunde hier waren ja so nett, mich in den Zeitplan einzuweihen.
Der Gleiter neigte sich leicht zu einer Seite hin, als der Pilot den Kurs korrigierte, um die Maschine in einem weiten Bogen nach Osten um den hochaufragenden, zentralen Turm der Hauptinsel herumzusteuern. Das Stachelschwein fasste sich plötzlich an den Kopf und kratzte sich am Hinterkopf. Es knackte vernehmlich, als würde man einen dürren Zweig abbrechen, und als die Hand des Stachelschweins für Manolete wieder zu sehen war, hielt es eine der dicken, spitzen Borsten zwischen den Fingern, die seiner Spezies ihren Namen verliehen hatten. Er schnupperte daran und knabberte dann eifrig an der Bruchstelle herum.
»Igitt!« Das Nashorn schüttelte sich. »Muss das sein?«
Der Tiger präsentierte seine Reißzähne in einem kurz aufflackernden Grinsen.
Manolete lugte zum Nashorn. Oh, sind wir etwa empfindlich, Madame? Gut zu wissen.
»Ja, das muss sein.« Das Stachelschwein knöpfte sein Jackett auf und griff in die Innentasche, wodurch sich Manolete davon überzeugen konnte, dass auch dieser Bodyguard kein Achselholster angelegt hatte. »Körperpflege ist wichtig.« Er verstaute den Stachel in einer Art Etui aus Metall und betrachtete leise summend die anderen Stacheln, die er darin aufbewahrte. Er nahm schließlich einen davon heraus, klappte das Etui zu und steckte es weg. Er begann, den neuen Stachel auf den Rücken seiner Finger zu balancieren und ihn auf dieser Unterlage durch feinste Bewegungen mal ein, zwei Zentimeter nach vorn, mal ein, zwei Zentimeter nach hinten wandern zu lassen.
Und da haben wir auch schon den Hobbymagier dieser illustren kleinen Truppe. Er seufzte innerlich. Wenn ich mir das anschaue, bin ich heilfroh, dass ich nie so einen Kerl in der Truppe hatte. Stachelschweine. Fast so niedere Geschöpfe wie Mulle … Egal. Es war an der Zeit, seine Strategie weiter voranzutreiben, und das Nashorn hatte ihm dafür einen wunderbaren Ansatzpunkt geliefert.
»Es sind nicht die alten Mösen, die man lecken muss, oder die hässlichen Schwänze, die man bläst«, sagte er unvermittelt und gutgelaunt.
»Was?« Das Nashorn wandte ihm den Kopf zu, die Lippen vor Ekel bebend.
»Halt die Fresse!« Der Tiger klang eher amüsiert als empört oder gar aggressiv.
»Das ist nicht das Schlimmste an meinem Job«, sagte Manolete in einem Tonfall, als würde er über das Wetter reden.
»Klappe!«, grunzte das Nashorn und sah aus dem Fenster.
»Lass ihn doch!«, mischte sich das Stachelschwein ein. »Ich würde das gern hören.«
»Logisch«, maulte das Nashorn.
»Was ist dann das Schlimmste?«, wollte das Stachelschwein wissen.
»Die Fußnägel«, antwortete ihm Manolete. »Ohne Scheiß jetzt. Es sind die verdammten Fußnägel.«
»Hä?«, machte das Stachelschwein.
»Glaub mir, Junge, du würdest dich wundern.« Manolete ächzte theatralisch. »Das Erste, was diese ganzen reichen Bonzen hier vernachlässigen, wenn die Demenz sie einholt, sind die Fußnägel. Sie lassen die einfach völlig verkommen. Ich habe da alles gesehen. Schartige Fußnägel, eingewachsene Fußnägel, vom Pilz ganz weich und schuppig gefressene Fußnä…«
»O bitte«, grollte das Nashorn. »Es reicht.«
»Sorry.« Manolete machte sich so klein, wie man sich mit seiner Statur
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