Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
dieses Szenario wirklich durchgespielt. »Das ist doch sehr beruhigend.«
»Des Weiteren möchte ich Sie darauf hinweisen, dass wir Ihnen bei Ihren Ermittlungen keinerlei Steine in den Weg gelegt haben«, behauptete Themis. »Es verhält sich sogar so, dass ich Ihnen aus eigenem Antrieb einen wichtigen Hinweis auf eine mögliche Spur zu dem oder den Tätern übermittelt habe.«
Pollock schluckte. Meint sie … ? »Lee. Das Video mit der Nutte, die beim toten Artefaktsammler war.«
»Exakt.«
»Der Fehler im Sicherheitssystem, der Lees Chip ausgelöst hat.« Pollock starrte Themis ins hübsche, emotionslose Gesicht. »Das war kein Fehler.«
»Natürlich nicht.« Themis wandte sich an Lantis. »Soll er den Rest auch erfahren?«
Lantis nickte.
»Es war genauso wenig ein Fehler, dass sich eine Person wie Lee unbemerkt in At Lantis aufhält«, sagte Themis. »Wir setzen Menschen wie ihn gelegentlich für korrigierende Eingriffe in die verschiedensten Abläufe ein, in denen unsere Hand unsichtbar bleiben soll.«
»Agenten, die nicht einmal wissen, dass sie Agenten sind … Clever.« Pollock kniff die Augen zusammen. »Sagen Sie, ist Trudy Zelle in diese … Eingriffe … eingeweiht?«
»Mitnichten«, entgegnete Themis. »Wilbur und ich sind der Auffassung, dass Miss Zelle gut damit bedient ist, sich um ihre Kernaufgaben zu kümmern, für deren Bewältigung wir sie angestellt haben.«
Ich spreche mit einer KI. Die Tragweite dieser Erkenntnis sickerte langsam in Pollocks Bewusstsein durch. Einer echten KI. Keinem auf Hundeniveau kastrierten Programm, keinem auf ein bestimmtes Feld begrenztem Avatar … Nein, einer echten KI. Eine sonderbare Mischung aus Neugier, Überwältigung und ja, auch Ehrfurcht durchflutete Pollock. Mühsam bändigte er sie, um sich auf die Gedanken zu konzentrieren, die ihm in den letzten Tagen bislang am wichtigsten gewesen waren. »Das Video war hilfreich, das kann ich nicht bestreiten. Gibt es noch mehr?«
»Denken Sie, wir enthalten Ihnen etwas vor?«, fragte Lantis.
»Es ist nur so, dass ich Trudy noch um andere Aufnahmen gebeten hatte«, erklärte Pollock. »Von den Kameras, die vor den Wohnkomplexen der anderen Opfer hängen. Sie hat mir diese Bitte nie erfüllt.«
»Ich kann keine Angaben zu den Motiven von Miss Zelle machen«, sagte Themis. »Ich kann Ihnen diese Aufnahmen zukommen lassen, wenn Sie möchten, aber Sie sollten sich nicht zu viel davon versprechen, wenn es Ihnen dabei um Ihre These mit den Beta-Escorts geht.«
»Nein?«
»Nein. Es gibt genügend Mittel und Wege für einen Atlanter, den Besuch eines Escorts zu verschleiern«, sagte Themis.
Pollock schaute skeptisch. »Und dafür war der Artefaktsammler nicht schlau genug?«
»Mister Carter war notorisch leichtsinnig«, gab Themis zu bedenken. »Warum sonst hätte er einem Mann aus einem verfeindeten Kartell Einlass gewähren sollen, nur um ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu frönen? Sie sehen ja, wohin ihn dieser Leichtsinn gebracht hat.«
»Wir können in gewisser Weise von Glück reden, dass er diese Schwäche hatte«, sagte Lantis. »Als wir bemerkt haben, für wen er ein Besuchervisum beantragt hatte, war Themis so nett, ein Auge auf ihn zu behalten.«
»Daher auch das Video«, kombinierte Pollock. »Sie hatten befürchtet, dass ihm etwas zustoßen könnte.«
»Ist ihm dann ja auch«, meinte Lantis. »Nur eben auf etwas andere Art, als wir einkalkuliert hatten.«
Pollock wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Eines verstehe ich trotzdem noch nicht. Sie schicken mir erst auf ziemlich umständlichem Weg dieses Video, auf dem wahrscheinlich eine Beta-Escort zu sehen ist, und ich ziehe daraus meine Schlüsse. Dann komme ich dank dieser Schlüsse zu einer Theorie mit FullCorp, die die Betas als Teil einer knallharten Aufräumaktion verwendet, und die passt Ihnen dann plötzlich nicht.«
»Wir müssen uns missverstanden haben, Pollock«, sagte Lantis. »Ich habe nie abgestritten, dass Betas in diese Angelegenheit verstrickt sind. Ich bin nur nicht davon überzeugt, dass es mit FullCorp genauso ist. In dieser Hinsicht bin ich mir nämlich absolut sicher, dass sich FullCorp diskret an mich wenden würde, wenn sie stichhaltige Beweise hätten, dass einer ihrer früheren Angestellten jetzt bei mir einen schwunghaften Handel mit illegalen Substanzen betreibt.« Er war inzwischen so dicht an Pollock, dass er ihm eine Hand auf die Schulter legen konnte. »Anders gesagt: Bleiben Sie an der Sache
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