Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
mit den Betas dran, aber lassen Sie FullCorp aus dem Spiel.«
»Was ist mit dem Ultimatum, das Sie mir gestellt haben? Gilt das noch?«
Lantis nahm den Kopf schräg. »Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie für sich behalten, was Sie über Themis herausgefunden haben?«
Pollock begegnete Lantis’ ernstem Blick. »Was Sie mit Themis treiben, ist Ihre Privatangelegenheit. Sie sind zwei erwachsene … Sie sind ein erwachsener Mann und eine erwachsene KI. Ich würde mich nur darüber freuen, wenn Sie mir kurz Bescheid geben würde, falls es in Ihrer Beziehung kriselt und Themis vorhat, die Station abzuschotten und sie mit Giftgas vollzupumpen oder einen Reaktor in die Luft zu sprengen oder so.« Er grinste. »Wissen Sie was?«
»Was?«
»Ich wette, jetzt sind Sie bestimmt ein bisschen froh darüber, dass ich ein Zyniker bin, hm?«
»Ach, Junge …« Lantis tätschelte ihm die Schulter, dann stieß er sich von Pollock ab und schwebte an Themis’ Seite. »Vergessen Sie das Ultimatum. Das haben Sie sich verdient, denn …«
»Wilbur!«, unterbrach ihn die KI. Die Miene ihrer sichtbaren Quasiverkörperung zeigte einen besorgten Ausdruck.
»Ja?«
»Ich habe eben eine Nachricht von Miss Zelle erhalten.«
»Gute oder schlechte Neuigkeiten, mein Schatz?«, fragte Lantis.
»Sowohl als auch.« Themis warf Pollock einen Blick zu, der ihm eine erneute Gänsehaut bescherte. »Es besteht die Möglichkeit, dass wir Mister Shermars Dienste nicht länger in Anspruch nehmen müssen.«
49
01.10.3042 A.D., 20:29
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Lantis Island, Apartment von Cathy Clark
Pollocks Neugier über das wahre Aussehen von Cathy Clark wurde am Ende doch noch gestillt. Obwohl es mir wesentlich lieber gewesen wäre, sie lebend zu sehen.
Cathy lag in dem Krankenbett, in dem sie gestorben war. Die Spezialmatratze, deren Stromzufuhr noch niemand gekappt hatte, gab ein sachtes Zischen von sich, als sie aus einigen ihrer Kammern Luft entweichen ließ, um sie gleichzeitig in neue Kammern zu pumpen – ein automatischer Vorgang, der verhindern sollte, dass sich die Person auf der Matratze Liegegeschwüre zuzog. Die sture Unbeirrbarkeit der Maschine hatte etwas Rührendes und zugleich unendlich Verzweifeltes. Pollock suchte am Bettgestell nach einem Schalter, fand ihn und stellte die Matratze aus. Cathy braucht keine Fürsorge mehr. Fahle Haut so dünn wie Pergament spannte sich über spitze Knochen. In einem ausgezehrten Gesicht klaffte ein offener, zahnloser Mund wie eine Spalte in einem Felsmassiv, die in finsterste Untiefen hinabführte. Hat sie nicht gesagt, sie hätte keinen Unfall gehabt? Ob sie ihn bei ihrem Treffen zu Lebzeiten nun belogen hatte oder nicht: Ihr Tod war jedenfalls kein Unfall gewesen. In welcher Reihenfolge die groben Misshandlungen stattgefunden hatten, war nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Man hatte ihr nicht nur die festimplantierten Steuerungseinheiten für ihre Neuroiden aus dem rasierten Schädel gerissen: Über dem Bettrand baumelte der blutige Schlauch einer Magensonde, und ihr schmächtiger Brustkorb war mit roher Gewalt zermalmt worden.
Sie war zudem nicht die einzige Leiche in diesem Raum, in dem sich inzwischen so viele Personen drängten, dass er trotz seiner an sich durchaus beachtlichen Größe stickig und eng wirkte: Drei Trooper sicherten Spuren, ein Paar Rettungssanitäter hatte sich ein wenig hilflos in eine der Ecke zurückgezogen, und rings um den zweiten Toten hatten Lantis, Trudy und der Mann Stellung bezogen, der den riesigen Bullenbeta in der militärischen Montur eines Justifiers zur Strecke gebracht hatte.
Leo Beauregard hatte seine Waffe – ein hochkalibriges Veloc, auf dessen Stutzen Pollock ironischerweise ausgerechnet das Logo von Alliance prangen sah – quer über die Schultern gelegt und generell die lässige Haltung eines erfolgreichen Großwildjägers. Gerade nickte er mit dem Kinn in Richtung der untertassengroßen Austrittswunde auf dem Rücken des Betas. »Er hat mir keine andere Wahl gelassen. Ich habe ihm gesagt, er soll die Hände hochnehmen und sich nicht mehr rühren. Nix zu machen. Da habe ich abgedrückt.«
»Sie wissen, wie ich zu tödlichen Waffen stehe, Leo«, sagte Lantis ruhig.
»Meine Kleine hier ist nur für den Hausgebrauch. Wenn ich sie nicht hätte, wäre ich jetzt wahrscheinlich auch tot. Schauen Sie sich doch nur an, was dieser Wichser der armen Cathy angetan hat.« Beauregard zuckte die Achseln. »Wollen Sie mich jetzt allen
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