Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

eingehenden Befragung durch Dritte nicht schon früher eingeknickt ist, als es bei der jeweiligen persönlichen Physis und psychischen Belastbarkeit hätte sein müssen.«
    Reizend! »Es ist schön zu sehen, wie viel Vertrauen mir mein Arbeitgeber entgegenbringt.«
    »Du bist ein recht undankbarer Kerl«, giftete Madonna. »Alliance hat wirklich alles dafür getan, dass du nicht in der Statistik über Vorzeitig Beendete Arbeitsverhältnisse landest.«
    »Und warum?«, giftete Pollock zurück. »Weil sie eine schöne Stange Geld mit mir verdienen. Darum.«
    Madonna schwieg und fixierte ihn mit einem langen Blick. Dann sagte sie: »Du hast wirklich nicht die geringste Ahnung, worüber du da so vorschnell urteilst.«
    »Und du hast wirklich nicht die geringste Ahnung, wie mich deine arrogante Art ankotzt«, beendete Pollock das Gespräch, nur um sich in der nächsten Sekunde darüber klar zu werden, dass er es vor einer Zeugin geführt hatte. Er verrenkte den Hals in Richtung Mindy. »Das muss sich jetzt sehr merkwürdig anhören, aber ich verspreche Ihnen, dass das mit mir und dem Respekt vor Frauen keine billige Ausrede war. Sie sind nur zufällig immer dabei, wenn ich mich an den falschen Frauen abrackere.«
    »Selbstredend, Sir.«
    Wie schon beim Hinflug wurde Pollock durch ein erneutes Piepen seitens der Multibox davor bewahrt, sich immer tiefer in die Bredouille zu faseln. Und da sag noch mal jemand, es wäre ein Fluch, immer und überall erreichbar zu sein!

56
    02.10.3042 A.D., 09:13
    System: Sol
    Planet: Erde
    Ort: Lantis Island, an Bord des Serviceliners Pleasant Surprise
    Quill hasste die Kabine, in der er und seine Kameraden sich eingenistet hatten. Dabei war es nicht einmal eine jener schäbigen Räume, in denen die ärmeren Passagiere der Pleasant Surprise davon träumten, eines Tages zu den wahren Atlantern zu gehören. Im Gegenteil: Es handelte sich um eine edel eingerichtete Suite auf einem der obersten Decks des Liners, inklusive zwei Schlafzimmern und einer Terrasse, auf der man sich herrlich sonnen und den Meerblick genießen konnte. Ein anderer Beta wäre womöglich angesichts von so viel Luxus beeindruckt gewesen und hätte der Kabine gegenüber etwas mehr Nachsicht walten lassen. Quill nicht. Er war ein Beta, dem das Hassen schon immer so leicht gefallen war, dass ihm selbst manchmal der Verdacht kam, es könnte ihm schlicht und ergreifend im Blut liegen. Er hasste Cornflakes und Aromata-Spender, Hardball und Golf, das herrschende Gesellschaftssystem und seine Alternativen, Menschen im Allgemeinen und im Besonderen, die meisten anderen Betas – und ab und zu hasste er sogar seine Kameraden aus dem Team, mit dem er einen Großteil seines Lebens verbracht hatte, seit er aus seinem Natus-Tank geholt worden war. Gerade erlebte er wieder so einen schier unerträglichen Moment.
    Er hasste Igor. Der Tiger hatte sich auf eine Couch gelümmelt und stopfte sich seit zwei Stunden quasi ohne Pause Dörrfleischfetzen ins Maul. Jeden einzelnen kommentierte er mit einem lauten Schnurren oder einem wohligen Stöhnen. Und er schmatzte. Laut und feucht.
    Er hasste Violet. Die Nerzlady kämmte sich das schimmernde Fell, als hätte irgendwer einen Preis für den gepflegtesten Justifier an Bord ausgelobt. Immer schön von oben durch, immer dem gleichen Ablauf folgend: erst das auf dem Kopf, dann war der linke Arm dran, danach der rechte Arm – und erst ganz zum Schluss der Hals. Nach jedem Durchgang säuberte sie ihre kleine Bürste und drückte die Haare, die sie zwischen den Borsten hervorzupfte, zu einem losen Ball zusammen.
    Er hasste Link. Der Schimpanse war zugebenermaßen ein brauchbarer Pilot und ein echtes Genie, wenn es um elektronische und digitale Spielereien jedweder Art ging. Aber hatte er es wirklich nötig, gleich auf zwei Rechnern gleichzeitig zu arbeiten? Mit dem auf seinem Schoß surfte er seinem lüstern-amüsierten Gesichtsausdruck nach auf irgendwelchen geschmacklosen Pornoseiten, für die er ein unheilbares Faible hatte. Auf dem zu seinen nackten Füßen programmierte er nebenbei Zeile um Zeile an einem Code, der aller Voraussicht nach zu nichts anderem nütze war, als sich unerlaubt Zugang in ein prall gefülltes Archiv mit noch geschmackloseren Filmchen zu verschaffen.
    Er hasste Igor, Violet und Link, weil sie alle krampfhaft versuchten, so zu tun, als interessierte sie der kleine Empfänger auf dem runden Glastisch inmitten der Sitzgruppe nicht die Bohne. Und dabei seid ihr alle