Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
höchstwahrscheinlich Sex mit einem Beta, bevor sie auf mich losgegangen ist. Warum habe ich mich auf dieses Treffen eingelassen? Das war für ihn eigentlich kein so großes Rätsel. Gambela. Ich bin da nur hin, weil ich gehofft hatte, mehr über Gambela rauszukriegen. Dumm, dumm, dumm. Das war nur das Lockmittel für mich. Ich wusste doch längst, dass das Virus, mit dem sie morden, in Gambela entwickelt oder zumindest getestet wurde. Was hätte mir irgendein Schläger von der Wachmannschaft aus dem Bunkerlabor darüber Aufschlussreiches erzählen können? Dass das eine Anlage von FullCorp gewesen ist? Das wusste ich ja auch schon. Dumm, dumm, dumm, Pollock. Als ihm etwas klar wurde, das nicht für seine völlige Blödheit sprach, kroch ihm ein derart kalter Schauer den Rücken hinunter, dass er bei Mindy einen Kaffee orderte, um sich aufzuwärmen. Das war alles nur auf der Multibox dieses toten Bullen, damit ich es finde. Der Link zu dem Blogeintrag. Die Diskussion darunter. Es ist kein Geheimnis, dass Gambela der Fall gewesen ist, der mich in meine Auszeit getrieben hat. Sie haben das ausgenutzt, um mich genau dorthin zu kriegen, wo sie mich hinhaben wollten. Und wenn Consuela und ihr Kumpel nicht ausgerechnet darauf gestanden hätten, am liebsten Samba zum Klang von explodierenden Granaten zu tanzen, hätte mich dieses Nashorn locker in Fetzen gerissen. Sie hätten mich einfach das Klo runterspülen können. Sein Magen grummelte. Das war ein verdammt knappes Ding. Zum Glück hatte ich Bruno nicht dabei. Der würde mir jetzt so was von den Kopf damit vollmachen, dass ich mich habe fernsteuern lassen wie einen gut programmierten Lovebot. O Gott, er wird mir den Kopf damit vollmachen, sobald ich ihn sehe …
Das Piepen seiner Multibox riss ihn aus seinen tristen Gedanken. Diesmal checkte Pollock, wer ihn da erreichen wollte, ehe er den Anruf annahm. Aha, die hat mir gerade noch gefehlt!
»Ich kann dich beruhigen«, knurrte er, als die Verbindung stand. »Du brauchst deine Drehbuchaffen nicht zurückzupfeifen. Ich bin nur ein bisschen lädiert. Das wird kein Neuaufguss von Gambela.«
»Ich habe mir ernsthaft Sorgen um dich gemacht, Schätzchen.« Madonna zog einen Schmollmund. »Brasilia kann ein gefährliches Pflaster sein.«
»Was willst du?«
»Die weisen Männer sagen, dass nur Narren alles überstürzen«, sagte Madonna. »Aber bitte: Ich wollte nur, dass du dir die Flausen aus dem Kopf schlägst, Alliance hätte dir ein paar selbige in den Kopf gesetzt.«
»Dann ist das mit meiner zweiten kognitiven Matrix im Hirn wohl nur eine Fehldiagnose gewesen, oder wie?«
»Nicht ganz«, räumte Madonna ein. »Du solltest dir dringend angewöhnen, deine Verträge genauer zu lesen. Was dir Alliance verpasst hat, ist völlig normaler Kram. Eine Absicherung dagegen, dass du bewusst vertrauliche Informationen ausplauderst, die dem Konzern schaden könnten. Das ist doch Standardprozedere. Ich hab so was auch, Schätzchen, genauso wie wir alle unterschrieben haben, dass Alliance mit den Proben unseres genetischen Materials arbeiten darf, die uns regelmäßig entnommen werden. Daran erinnerst du dich hoffentlich noch. Machen die Kons ja erst seit ein paar Hundert Jahren so.«
Der Verweis auf die üblichen Gepflogenheiten im Verhältnis zwischen Konzern und Angestelltem beruhigte Pollock nur bedingt. Gut möglich, dass ich da was von wegen ›Selbstverständlich erteilt uns der Mitarbeiter das Recht, ein bisschen gepflegt an seinen Hirnwindungen rumzuschrauben‹ überlesen habe, aber das heißt noch lange nicht, dass es mir gefallen muss . »Und wie darf ich mir diese Absicherung gegen Geheimnisverrat vorstellen? Werde ich einfach nur bewusstlos, wenn mich jemand grob verhört, oder fährt sofort mein ganzes vegetatives Nervensystem runter?«
»Immer diese maßlosen Übertreibungen«, entrüstete sich Madonna geziert. »Worüber wir hier reden, ist nichts anderes als eine simple Blockade. Im Ernstfall kannst du schlicht und ergreifend nicht mehr auf die heiklen Informationen zugreifen. Vergiss nicht, das ist auch ein Schutz für dich.«
»Wovor?« Pollock grunzte verächtlich. »Etwa davor, dass man mich nicht nur halbherzig, sondern wenn schon so richtig schön durchfoltert, falls ich den falschen Leuten in die Hände gerate?«
»In erster Linie schützt es dich davor, dass Alliance Schadensersatzforderungen an dich stellt«, befand Madonna ernst. »Du weißt, wie knifflig Gutachten darüber sind, ob man bei einer
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