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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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enttäuscht: Die gesamte Szenerie besaß dank der emsigen Bots eine Sterilität, die seine Hoffnungen schwinden ließ, hier auch nur das kleinste Indiz dafür zu finden, dass auch Kaschgalejew unmittelbar vor seinem Tod außer seiner Zitteraalpartnerin noch einen weiteren, bislang unidentifizierten Besucher gehabt hatte. Um Zeit zu sparen und seine Nerven zu schonen, wies er Bruno an, diese Räumlichkeiten näher zu inspizieren. Wozu hat man einen Sidekick? Er selbst ließ sich von Trudy zum eigentlichen Tatort führen.
    Der Weg dorthin erwies sich dann doch als einigermaßen interessant. Sie durchquerten eine Reihe von Hallen, die es von ihren Dimensionen her mit dem ungewöhnlichen Spielplatz von Wilbur Lantis aufnehmen konnten, auf dem der Gründer von At Lantis aus allen Rohren auf unschuldige Botgegner feuerte. Kaschgalejew indes hatte in seinen Hallen anderen Trieben als reiner Zerstörungswut gefrönt: Die Räume waren in kleinere Parzellen unterteilt, wo auf Tischen unterschiedlichste Brettspiele aufgestellt waren. Manche – einfache Spiele ohne großes Zubehör wie Schach, Halma, Dame und Mühle – erkannte Pollock wieder. Andere hingegen hatte er noch nie gesehen, und für die meisten dieser Spiele brauchte man offenbar Dutzende Figuren, Marker, Würfel, Kartenstapel und weitere Hilfsmittel. Ihren Brettern fehlte auch die simple Eleganz, die die erste Gruppe auszeichnete: Die Felder waren hier keine simplen geometrischen Formen, sondern oft detailreiche Abbildungen von Orten, die der Wirklichkeit entlehnt waren – Länder, Kontinente, Sternensysteme. Offenbar simulierten diese Spiele Konflikte unterschiedlichster Natur, denn auf den Brettern standen sich immer zwei oder mehr Armeen aus Figuren gegenüber, die um Ressourcen, Territorien und diplomatischen Einfluss stritten. Die drückende Stille – nur durchbrochen vom Widerhall von Pollocks und Trudys Schritten auf dem kahlen Boden – und das damit einhergehende Gefühl, sich durch eine Blase stillstehender Zeit zu bewegen, verlieh der Gesamtatmosphäre etwas Museales. Das lag nicht zuletzt daran, dass Spiele, wie Slim Kaschgalejew sie gespielt hatte, heutzutage kaum noch Anhänger hatten. Wen die Spiellust packte, der tobte sich in virtuellen Welten aus, die in einer unüberschaubaren Vielzahl von Genres und Mechanismen dank solch technischer Gadgets wie der Multibox jederzeit und überall zur Verfügung standen: Shooter, RPG s, Actionquiz, Celebrity-Adventures, Datingspiele, Raumfahrtsimulationen, Raumfahrtsimulationen mit Datingspiel-Elementen … Es gab nichts, was es nicht gab, in perfekter Grafik und glasklarem Sound, austarierbar auf jeden beliebigen Schwierigkeitsgrad, kostenlos übers StellarWeb oder zum kostenpflichtigen Abo-Download. Sich mit einem anderen Menschen an einen Tisch zu setzen, um langwierig Figürchen hin und her zu schieben, wäre einem Großteil der Bevölkerung wie ein durch und durch öder Zeitvertreib vorgekommen. Ein Rückfall in eine Epoche, in der die Menschen unter beklagenswert unkomfortablen Umständen ein beschwerliches Dasein zu fristen hatten. Nur die Ärmsten der Armen – von der Entwicklung abgehängte, bedauernswerte Existenzen wie Slumbewohner oder Tagelöhner in entlegenen Kolonien – sahen sich gezwungen, auf derart primitive Spiele zurückzugreifen. Und auf der anderen Seite eine erlesene Clique unter den Superreichen, die sich aus unverständlichen Gründen als Hüter der Reste einer langsameren, rückständigen Kultur verstanden, die nach dem Aufbruch der Menschheit ins All, nach den Kon-Kriegen, nach dem Kontakt mit Ahumanen und nach all den anderen umwälzenden Ereignissen der letzten tausend Jahre ferne Vergangenheit war.
    Schließlich kamen Trudy und Pollock an der Parzelle an, wo Slim Kaschgalejew den Tod gefunden hatte. Vermutlich hätte Pollock sie auch ohne Trudy aufgespürt, denn niemand hatte die verschmorte Schalttafel und die beiden Stühle beseitigt, auf deren Sitzflächen braune Reste von versengtem Stoff und Fleisch klebten. Tja, Slim, da mühst du dich ab, altertümliche Spiele vor dem Vergessen zu retten, und dann erwischt es dich ausgerechnet bei Zitteraal.
    Unschlüssig umrundete Pollock die Überbleibsel der tragisch geendeten Partie. Hier gab es keinen so augenfälligen Beleg, dass Slim mehr als einen Besucher gehabt hatte. Womit hast du gerechnet, du Idiot? Mit einem dritten Stuhl?
    »Enttäuscht?«, fragte Trudy.
    Pollock ignorierte sie und ließ den Blick durch die Halle

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