Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
lange.«
»Zwanzig Jahre?« Bruno schauderte es.
»Es ist das gleiche Virus, das wir isolieren konnten, nachdem wir Pollock Shermars Körper von Gambela geborgen hatten.«
»Nein …« Es traf Bruno schwer, aber er begriff nun, dass er nicht der Einzige gewesen war, dem wie Pollock von Anfang dieser Mission an bestimmte Dinge verschwiegen worden waren. Sie haben es uns einfach nicht gesagt! »Sie wussten es. Sie und Miss Presley. Alle beide. Sie wussten, wie diese Todesfälle hier zu erklären sind.«
»Ja.«
»Aber warum haben Sie das mir und Pollock vorenthalten?« Es war nicht leicht, gegen eine Königin aufzubegehren, doch Bruno trug nicht nur das genetische Material von Nacktmullen in sich. »Er wäre doch völlig anders an die Ermittlungen herangegangen, wenn er das gewusst hätte.«
»Und ganz genau darum haben wir es nicht getan«, sagte Woo-Suk. »Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es für die Harmonisierung der beiden kognitiven Matrizen das Beste gewesen ist, unserem Patienten einen Fall zu präsentieren, an dem er sich lange reiben kann und für den er auf all seine Erfahrung zurückgreifen muss. Außerdem möchte ich dich daran erinnern, dass Madonna in genauer Absprache mit mir sehr wohl einige Andeutungen ihm gegenüber hat fallen lassen, die eine Verbindung zwischen seiner neuen und der auf Gambela gescheiterten Mission nahelegten. Wenn wir den alten Pollock Shermar wiederhaben und damit beweisen wollen, dass Projekt Lazarus rentabel ist, können wir ihn schlecht losschicken, um einen Fall zu lösen, wie ihn jeder x-beliebige andere Ermittler auch hätte lösen können. Darum ging es uns, und bis jetzt sehe ich nicht den geringsten Grund, an unserer Strategie zu zweifeln.«
Bruno stöhnte gequält. »Aber was erzähle ich ihm denn nun? Über das Virus, meine ich. Wenn ich ihm jetzt sage, dass es dieses Virus auch auf Gambela schon gab, besteht doch die Gefahr, dass der Schock zu groß ist und es doch zu einem Zerfall der Matrizen kommt.«
»Dann würde ich dir dringend empfehlen, dieses Detail nicht zu erwähnen«, riet ihm Woo-Suk.
»Ich soll ihn anlügen?«
»Du sollst ihn schonen.« Woo-Suk bewegte ihren Arm auf die Kamera zu. »Du wirst ihn schonen.« Dann wurde der Monitor schwarz, bis auf eine blinkende Nachricht am unteren Bildrand, die Bruno darüber informierte, dass seine Gesprächspartnerin die Verbindung unterbrochen hatte.
Eine Weile starrte Bruno reglos auf das dunkle Display. In ihm regte sich etwas, das er nicht einzuordnen verstand. Es war nicht die Verärgerung darüber, dass ihn Woo-Suk wie einen Idioten behandelte. Es war auch nicht die Furcht davor, Pollock könnte ihn durchschauen, wenn er sich verplapperte. Es war eher Trauer – ein kleines, fest eingeschnürtes Knäuel aus lange verdrängter Verzweiflung und Ohnmacht, das da langsam aus den Untiefen seines Unterbewusstseins aufstieg. Der konservierte Schmerz über den Verlust all seiner Freunde, die auf Gambela gestorben waren. Woo-Suk hatte nicht nur die Erklärung für die unheimlichen Vorfälle in At Lantis geliefert, wegen derer Bruno mit Pollock hierhergekommen war. Sie hatte ihm auch offenbart, weshalb er und Pollock sich vor zwanzig Jahren überhaupt auf Gambela begegnet waren. Weshalb Beleshi und Gelila und Haile und all die anderen für immer fort waren, blinde Flecken auf seiner Seele.
Weil ein Scheiß-Konzern ein Produkt testen wollte, ohne dass jemand davon Wind bekam. Weil niemand ein paar Dutzend oder ein paar Hundert Betas aus irgendeiner abgeschiedenen Minenkolonie je vermissen würde. Weil die verdammten Menschen bessere Soldaten brauchten …
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29.09.3042 A.D., 18:17
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Lantis Island, Plato Boulevard, Restaurant Seefood
Das Restaurant, das Cleo Purrtra für das Date vorgeschlagen hatte, verfolgte ein etwas eigenwilliges Konzept. Das Seefood versuchte, gleich zwei Bedürfnisse seiner Gäste zu befriedigen: das nach vorzüglichen Gerichten auf Fisch- und Meeresfrüchtebasis und ihren Voyeurismus. Das gesamte Personal – vom Empfangschef über die Bedienungen bis zu den Köchen in der offenen Schauküche – war splitterfasernackt, eine Parade haarloser, perfekter Körper. Und dennoch galten die Blicke vieler der hier an Glastischen versammelten Atlanter einer ganz anderen Attraktion.
Cleo Purrtra trug ein schulterfreies, schwarzes Abendkleid, das viel von ihrem kurzen, schwarzbeige gestreiften Pelz zeigte. Jede ihrer Bewegungen, mit denen sie den Lachs auf
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