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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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den Kopf. »Und ist es schlimm, wenn die Zellen in der Amygdala enger vernetzt sind?«
    »Für Beta-Humanoide ist das bis zu einem gewissen Grad absolut unbedenklich«, beruhigte ihn Woo-Suk. »Es wirkt sich sogar positiv aus. Wie du sicher weißt – und es ebenso sicher schon selbst erlebt hast –, haben Beta-Humanoide aufgrund der animalischen Anteile ihrer Triebe, Instinkte und Reflexe wesentlich größere Schwierigkeiten als echte Menschen, in emotional komplexen Situationen angemessen zu reagieren. Sie zeigen dann beispielsweise ein Abwehrverhalten, wo sich ein Mensch zu einem Angriffsverhalten entschließen könnte, und umgekehrt. In gewisser Weise sorgt das Virus dafür, dass ein Beta-Humanoider einen wesentlich klareren Blick auf die genannten Situationen und noch dazu ein signifikant erhöhtes Steuerungspotenzial für seine Reaktionen und das damit einhergehende Verhalten entwickelt.«
    Bruno war erleichtert. »Dann wollte FullCorp den Betas also eher etwas Gutes tun?«
    »Das sind nicht die Kategorien, in denen bei der Entwicklung solcher Produkte normalerweise gedacht wird«, dämpfte Woo-Suk seinen Optimismus. »Das Ziel bestand wohl vorrangig darin, Beta-Humanoide in ihrem jeweiligen Einsatzbereich effektiver zu machen.«
    Man wollte also bessere Soldaten, wie immer … Trotz dieser herben Erkenntnis fand Bruno die Aussicht, dank eines solchen Mittels persönlich etwas unabhängiger von seinen animalischen Impulsen zu werden, durchaus verlockend. »Gibt es Nebenwirkungen?«
    Woo-Suk nickte. »An vorderster Stelle wäre eine schwerwiegende psychische Abhängigkeit zu nennen.«
    »Wie kann man nach einem Virus süchtig werden?«, wunderte sich Bruno.
    »Indem die Leute, die es bauen, es so anlegen, dass es sich nur eine begrenzte Zeit vermehrt, und ohne das Virus bildet der Körper die Vernetzung schließlich wieder zurück«, erklärte Woo-Suk. »Es ist nicht als Geschenk an die Beta-Humanoiden gedacht. Es ist ein Produkt, das Gewinn abwerfen soll. Außerdem ist nicht davon auszugehen, dass es jemals weite Verbreitung findet.«
    »Wieso nicht? Weil es in der Herstellung zu teuer ist?«
    »Nein.« Woo-Suk lächelte kühl. »Weil es für Menschen leider gefährlich ist.«
    »Inwiefern?«
    »Nach einer Infektion und der deshalb einsetzenden Veränderung in der Amygdala werden zunächst beständig Stresshormone ausgeschüttet. Beta-Humanoide sind an diese ungemein hohen Konzentrationen gewöhnt, Menschen hingegen nicht. Paradoxerweise führt eine Infektion in ihrem Verhalten zum genau gegenteiligen Effekt als dem, der bei Beta-Humanoiden zu beobachten ist. Das Gehirn eines infizierten Menschen verarbeitet immer mehr äußere Wahrnehmungsreize nach und nach als Teil einer Bedrohungssituation, und die Person fällt dadurch auf krude, reflexhafte Verhaltensmuster zurück. Die Folgen reichen je nach bereits vorhandener psychologischer Verfasstheit von Gewaltausbrüchen – bei ohnehin tendenziell eher dominant-aggressiven Persönlichkeitsstrukturen – bis zu suizidalen Tendenzen, falls der Infizierte ohnehin mehr zu selbstzerstörerischen Episoden neigt.«
    Um Bruno herum schien sich alles zu drehen und er packte den Monitor links und rechts, um dem Schwindel nicht völlig zu erliegen.
    »Bruno? Alles in Ordnung?« Woo-Suk klang ernsthaft besorgt. »Bruno?«
    »Entschuldigung … ich … Sie … das ist …«, stammelte er.
    »Bruno!«, schlug Woo-Suk einen schärferen Ton an. »Reiß dich zusammen? Was ist denn mit dir los?«
    Die harte Ansprache weckte in Bruno den angeborenen Befehlsempfänger. »Entschuldigung, Doktor. Es ist … nichts. Beziehungsweise es ist toll! Sie haben uns auf unserer Mission hier einen entscheidenden Schritt weitergebracht. Ich …« Red nicht so viel von dir! »Ich muss Ihnen ein großes Kompliment aussprechen. So viele wichtige Informationen in so kurzer Zeit aus einem einfachen Modell zu gewinnen, das ist …«
    »Keine unnötigen Lobeshymnen«, unterbrach sie ihn. »Ich musste nur einige unserer Datenbanken durchforsten.«
    »Hä?«, entfleuchte es Bruno höchst unhöflich.
    »Das Patent auf dieses Virus wurde von FullCorp vor bereits etwa zwanzig Jahren eingetragen«, sagte Woo-Suk amüsiert. Sie hatte mit einem Mal die verstohlene Miene einer Frau, die einen heimlichen Triumph feierte. »Als Verschlusssache, die nur im Streitfall zu öffnen war. Mag sein, dass es außer uns niemanden gibt, der ahnt, was sich dahinter verbirgt, aber wir kennen den Erreger fast genauso

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