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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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wohl in sich zusammen, was einen eigentümlichen Effekt bewirkte: Ihr Rücken bog sich mehr und mehr durch, als führte sie eine besonders anspruchsvolle Yogatesübung durch, für die sie den Servierwagen als Stütze für ihre Stirn nutzte. Die Finger ihrer linken Hand öffneten sich und gaben die Statue frei, in der ohnehin schlechten Luft hing mit einem Mal der Gestank menschlicher Exkremente.
    Bruno stand einfach nur versteinert da, beide Hände vor dem Mund, wie eine Person, der man soeben ein schreckliches Geheimnis über die wahre Natur des Universums offenbart hatte.
    Scheiße. Pollock starrte auf das Blut, das von der Kante des Wagens auf eines seiner Räder tropfte und von dort dem Teppich entgegenperlte. Mit dem Auge, in das ihm sein eigenes Blut lief, nahm er das von Hughette in einem unnatürlichen Schwarz wahr, fast wie Öl, das aus einem demolierten Bot sickerte. Scheiße. Er tastete nach seiner Schläfe und fasste in einen glitschigen Spalt, an dessen Grund er seinen Schädelknochen spürte. Scheiße. Dann gingen ihm die Lichter aus.

33
    01.10.3042 A.D., 10:22
    System: Sol
    Planet: Erde
    Ort: Lantis Island, Himmel
    »Ich muss schon sagen, dass ich mir den Verlauf Ihres Aufenthalts hier deutlich anders vorgestellt hatte. Ich habe Sie rufen lassen, um Todesfälle aufzuklären, und nicht um neue herbeizuführen.«
    Die Miene von Wilbur Lantis war diesmal nicht die eines eingefleischten Fans. An diesem Morgen erinnerte sie Pollock eher an die eines Mannes, der beim Kauf eines Sportgleiters über den Tisch gezogen worden war und sich statt des erhofften Spaßbringers eine überlackierte Rostlaube hatte andrehen lassen.
    »Mir wäre es auch viel lieber, Hughette wäre noch am Leben«, verteidigte sich Pollock. »Ich hatte da nämlich noch ein paar wichtige Fragen an sie.« Und stattdessen sitze ich in einem von Esquirols Besprechungszimmern und muss mir haltlose Vorwürfe von Amateuren anhören.
    Pollock war nach seiner Ohnmacht in einem Krankenbett zu sich gekommen. Er hätte sich am liebsten sofort aus dem Himmel verzogen, aber Esquirol hatte darauf bestanden, dass er eine Nacht zur Beobachtung blieb. Übertriebenerweise, wie Pollock fand. Die Wunder der Nanomedizin hatten dafür Sorge getragen, dass sein Knie bereits wieder abgeschwollen und der Spalt in seiner Schläfe durch neue, babyglatte Haut geschlossen war. Gut, ihm hatte der Schädel ein bisschen gebrummt, aber er war in einem Waisenhaus aufgewachsen, wo die Erzieher eine harte Devise ausgegeben hatten: »Krank ist man erst, wenn man den Leichenbestatter rufen muss.« Insofern war es für Pollock eine Qual, dass er eine Nacht in den Fängen Esquirols verbringen musste. Ausgerechnet dieser Schleimscheißer, diese absolute Vollnull. Das Wissen darum, dass Bruno – nur als reine Vorsichtsmaßnahme, wie ihm Trudy in einem kurzen Telefonat versichert hatte – diese Nacht in einer Arrestzelle verbrachte, machte die ganze Angelegenheit nur noch unangenehmer.
    »Es war Notwehr«, erklärte er bestimmt zum fünften oder sechsten Mal. »Ein Unfall. Wenn Bruno nicht gewesen wäre, müssten Sie sich über mich gar nicht mehr so künstlich aufregen, Wilbur.«
    Lantis seufzte und ließ den Blick über die Schwarz-weiß-Porträts der Granden der Seelenklempnerei schweifen, die wie Ikonen in einer ungewöhnlichen Kapelle die Wände zierten: Freud und Jung – für Pollock eine schmerzhafte Erinnerung an die beschaulichen Tage in seinem freiwilligen Exil und die netten Plauderstunden mit seinen beiden Psychoanalyse-Avataren Sigmund und Carl –, Edwin »Über-Du« Oggersheimer, Mel »Meta-Kognition« Metz, Ursula »Angstlust« Dorn, Oliver »Familiengestimmtheit« Bathland … »Ich begreife das nicht, Pollock. Ich habe mich auf Sie verlassen. Ich habe alles getan, damit Sie Ihre Ermittlungen schnell und unkompliziert durchführen können. Ich habe Sie nach besten Kräften unterstützt. Ich habe Ihnen alle Freiheiten gelassen. Ich habe Ihnen sogar einen Gleiter geschenkt, verdammt!«
    »Ein Geschenk, das ich dankend abgelehnt habe«, erinnerte ihn Pollock. Komm mir bloß nicht so, Alter …
    »Tatsächlich?« Lantis kniff die Augen zusammen.
    »Mister Shermars Angaben sind korrekt«, rief ihm Themis’ geisterhafte Stimme ins Gedächtnis.
    In Pollocks Magen ballte sich die angestaute Wut zu einem sauren Knoten zusammen. »Vielen herzlichen Dank für die Unterstützung, Lady. Aber ich will Ihnen mal eins sagen: Ich fände es ausgesprochen fair, allen Richtern

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