Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
dieses kleinen Tribunals hier ins Gesicht sehen zu können, während Sie über mein weiteres Schicksal entscheiden. Selbst wenn einer von ihnen nur ein dämlicher Sekretärinnen-Avatar ist.«
Ein in die Platte des Konferenztischs eingelassener Monitor flackerte auf und zeigte dann Kopf und Schultern einer Frau mit olivfarbener Haut, dunkler Lockenpracht und strahlend blauen Augen. »Ist es so besser, Mister Shermar?«
Eine vorlaute Ansammlung von Algorithmen. Als ob mir das noch gefehlt hätte … Pollock lächelte abfällig. »Hübsch. Was Dunkles für zwischendurch. Und dabei hätte ich schwören können, Sie stehen auf Blondinen, Wilbur.«
Lantis wandte sich ernst an Esquirol, der zu seiner Rechten saß. »Sind Sie ganz sicher, dass Ihr Patient durch den heftigen Schlag gegen seinen Kopf keine bleibenden Schäden davongetragen hat, Doktor?«
»Äh …« Esquirol lugte ängstlich zu Pollock und verzog das Gesicht, als hätte dieser ihm soeben ein zweites Mal den Ellbogen in den Bauch gerammt. »Die Scans lieferten in dieser Hinsicht keine eindeutigen Ergebnisse?«
»Was willst du Flachzange damit sagen?«, blaffte Pollock. »Dass bei mir im Oberstübchen was durcheinandergeraten ist? Nur raus mit der Sprache.«
»Tja … also … Durcheinander ist da … also … ich würde jetzt nicht …« Esquirol wand sich wie der Wurm am Haken.
»Was Doktor Esquirol uns sagen möchte, Mister Shermar, ist Folgendes«, sprang Themis für den Arzt in die Bresche. »Aus ihren neuronalen Mustern lässt sich das Vorhandensein einer zweiten kognitiven Matrix ableiten, die die Hauptmatrix an einigen Stellen überlappt.«
»Ah«, machte Lantis. »Natürlich. Wieso überrascht mich das nicht?«
Nun zahlten sich die Unterhaltungen mit Sigmund und Carl für Pollock doch noch gehörig aus. »Sie meinen, ich habe Dinge in meinem Kopf, von denen ich nichts weiß?«
»Äh … genau … ja … das … äh …«, stammelte Esquirol.
»Sehen Sie«, ergriff Lantis das Wort, »ich bin kein Idiot, Pollock. Mir ist völlig klar, was das zu bedeuten hat. Sie sind Mitarbeiter eines Konzerns, und ich vermute, ihr Arbeitgeber hat für gewisse Eventualitäten vorgesorgt. Wenn ich richtig liege, geht es bei dieser zweiten Matrix darum, tunlichst zu verhindern, dass Sie Interna ausplaudern, falls Sie in die falschen Hände geraten.«
»Oh.« Pollock mahlte mit den Kiefern. Madonna, du falsche Schlange! »Sie denken, Alliance hat mir bei irgendeiner Standarduntersuchung die eine oder andere freundliche Handlungsanweisung ins Unterbewusstsein gepflanzt. So was wie ›Schluck deine Zunge runter, falls die falschen Leute dich verhören‹ oder ›Beiß dir die Pulsadern auf, wenn jemand nach Projekt X fragt‹.«
»Ist es nicht wunderbar, wenn man uneingeschränktes Vertrauen genießt?«, spottete Lantis.
»Sie haben sehr dramatische Varianten für Ihre Beispiele gewählt«, sagte Themis. »Weitaus weniger tödliche Anweisungen sind sehr viel wahrscheinlicher. Ihre Aggression, die Sie in dieser Unterhaltung an den Tag legen, könnte letztlich einer solchen Anweisung entspringen.«
Pollock lachte bitter. »Du kennst mich nicht sehr gut, Schätzchen. Dass ich mich über diese Scheiße hier aufrege, braucht mir keiner einzupflanzen.«
»Kann sein.« Lantis breitete die Arme aus und zuckte dabei mit den Achseln. »Aber ich würde meine Zeit auch lieber mit anderen Dingen verbringen als mit dieser Scheiße hier, wie Sie es so schön nennen. Apropos Scheiße.« Seine Stimme wurde merklich kühler. »Sie werden sicher einsehen, dass es mir schwerfällt, an die Theorie zu glauben, die Sie hier vor uns ausgebreitet haben. Dass FullCorp einen seiner Ex-Angestellten, der hier in meinem Reich einen schwunghaften Handel mit illegalen Medikamenten betreibt, und dessen Kunden liquidieren lässt, indem sie Beta-Escorts quasi als Überträger eines biologischen Kampfstoffs einsetzen. Das passt hinten und vorne nicht zusammen. Warum hat sich FullCorp nicht mit diesem Problem an mich gewendet? Ich hätte ihnen Slim Kaschgelejew und seine Kundschaft ausgeliefert. Sie kannten alle die Regeln: In At Lantis werden keine Deals gemacht, welcher Art auch immer. Sie mussten damit rechnen, dass ich sie auf keinen Fall decken würde. Tut mir leid, Pollock.« Er schüttelte den Kopf. »Mir ist klar, dass Sie nach Ihrer langen Auszeit einen spektakulären Fall mit einer möglichst genauso spektakulären Auflösung brauchen, um im Quotenrennen zu bleiben. Aber Sie haben sich
Weitere Kostenlose Bücher