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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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Servierwagen eingeschlagen, eine Pfütze Urin zwischen den leicht gespreizten Beinen. Er roch die Katzen, den Schweiß, das Blut. Zwei Sorten Blut. Ihr Blut. Und Pollocks Blut! O Gott, was mache ich nur, wenn er tot ist?
    Das war seine größte Sorge. Der logische Teil seines Verstands hielt sie für unbegründet: Die Sanitäter, die dank Hughettes LifeSaver-Chips nach nur fünf Minuten und noch vor den Troopers am Ort des tragischen Geschehens eingetroffen waren, hatten ihm mehrfach versichert, dass Pollocks Wunde nicht lebensbedrohlich war. Aber was, wenn sie sich geirrt haben?
    Er hatte sich widerstandslos von den Troopern abführen lassen, auch wenn sie ihn recht grob behandelt hatten. Und das, obwohl ich ihnen die Vorgänge sehr genau geschildert habe. Vielleicht hätte ich deutlicher betonen müssen, dass ich Miss Zelle persönlich kenne. Dann wären Sie bestimmt anders mit mir umgesprungen.
    Seine Reue darüber, was Hughette Winchester zugestoßen war, hielt sich in sehr engen Grenzen. Das war quasi der segensreiche Anteil am eidetischen Gedächtnis. Ganz gleich, ob er die schlimme Szene bewusst abrief oder sie sich von allein in sein Bewusstsein drängte, fiel sein Urteil jedes Mal gleich aus: Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Es war ein Unfall. Wenn ich nichts unternommen hätte, hätte sie Pollock getötet. Das einzig Unangenehme an dieser Selbstverständlichkeit, mit der er dieses Urteil fällte, war, dass er sich nicht sicher war – nicht sicher sein konnte –, worauf diese Einschätzung in letzter Konsequenz beruhte. Ist es meine menschliche Seite, die nach einer Erklärung für meine Handlungen verlangt, mit der ich leben kann? Oder ist es meine animalische Seite, die diese ganze Sache einfach als notwendigen Kampf gegen eine Bedrohung abhakt?
    Nicht minder schlimm fand er, dass man ihm sein Diktafon abgenommen hatte, genauso wie seine Multibox, seine Schuhe und seine Krawatte. Wenn ich doch nur Miss Presley und Doktor Woo-Suk Bescheid geben könnte. Sie könnten mir bestimmt irgendwie helfen. Er war noch nie lange allein ohne mich. Wer weiß, was das in ihm auslöst? Wenn er überhaupt noch lebt …
    Ein unförmiger, großer Schatten fiel in Brunos Zelle.
    »Alles klar da drin?«, fragte eine dumpfe Stimme, die klang, als würde ein Berg zu Bruno sprechen.
    Bruno kannte diese Stimme. Er rutschte unter der Pritsche hervor und setzte sich auf. Abul Abbas war so massig, dass er von seinen Dimensionen her mehr oder minder die gesamte fehlende Zellenwand ersetzte. Bruno hielt es nach wie vor für bescheidene Flunkerei, was ihm der Trooper bei einem erstaunlich freundlichen Gespräch zum Schichtwechsel vor acht Stunden gebeichtet hatte: dass er unter Elefantenbetas noch eher zu den Kümmerlingen gehörte.
    »Alles klar«, sagte Bruno. »Obwohl …«
    »Nur raus damit.« Abul hatte seinen Rüssel nach oben gekrümmt, damit der Schlauch aus Muskeln ihn nicht beim Sprechen störte. »Ich beiße nicht.«
    Natürlich nicht. Bruno schnupperte unsicher. Du kannst Quengler ja einfach auf deinen Stoßzähnen aufspießen. »Haben Sie etwas von meinem Partner gehört?«
    »Bei mir hat sich keiner gemeldet.«
    »Schade.«
    »Er ist bestimmt noch im Himmel«, sagte Abul beruhigend.
    »Ja, bestimmt.« Bruno fasste sich ein Herz. »Ihr Kollege hat vorhin etwas zu mir gesagt, das mich ein bisschen nervös macht.«
    »Was?«
    Bruno stand auf, näherte sich der roten Warnlinie bis auf einen Fußbreit und schielte nach rechts zu dem Ende des Gangs, das in den Raum mündete, in dem die diensthabenden Troopers vor einer Batterie Monitore die Zellen überwachten. Beide Drehstühle waren verwaist, und von dem sehnigen Kerl, der Bruno drangsaliert hatte, auch sonst nichts zu sehen. »Er hat gesagt: ›Du wirst nicht lange bei uns bleiben, du Ratte‹«, begann Bruno die einschüchternden Äußerungen herunterzuspulen. »›Aber nicht so, wie du denkst. Wir mögen hier keine Mörder. Und erst recht mögen wir keine beschissenen Betas, die auch noch Mörder sind. Normale Mörder, die können sich auf ein paar schöne Jahre in Australien freuen. Ein Rundum-Wohlfühlpaket mit Durst, Sandschippen, Schlägereien und Vergewaltigungen. Und die haben es immer noch besser als blutrünstige Missgeburten wie du. Weißt du nämlich, was wir mit denen machen? Ganz kurzen Prozess. Wir fahren einfach die Nabe hoch, bis zum Wasserfall, und da schmeißen wir sie runter. Futter für die Algen. Und noch was: Es heißt ja oft, man würde bei so einem

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