Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
Vom Netzwerk:
blinzelte.
    Es regnete immer noch. Dicke, schwere Tropfen fielen schräg durch die aufgerissene Wand. Heißes Metall zischte, und das Schiff knarzte unheilverkündend, während es abkühlte. Die Notbeleuchtung brannte noch immer. Das Lager war ein einziges Durcheinander, die Proportionen stimmten nicht mehr, und überall lag Zeug herum.
    Morbus sah sich um, für einen Augenblick nahm er seine Umgebung so neutral wahr, als ginge ihn das alles nichts an. Nox war fort. Eddie, der sich nicht hatte festhalten können und gegen die Wand geschleudert worden war, regte sich stöhnend. Arris hob den Kopf und schaute sich verwundert um. Hinter dem riesigen Proviantcontainer, den die Fliehkräfte gegen die Wand gedrückt hatten, klemmte Nelly, stumm und reglos. Von der Decke hing pendelnd ein zerrissenes, oberarmdickes Kabel, die Bewegung kam nicht zum Stillstand, und es dauerte eine Weile, bis Morbus begriff, dass nicht das Kabel der Schwerkraft zum Trotz schräg herunterhing, sondern die Virago Schieflage hatte. Erhebliche.
    Er versuchte, seinen Griff zu lösen. Als es endlich klappte, rollte er zwei, drei Umdrehungen den geneigten Fußboden entlang, bis er sich abfing. Das Kabel an der Decke fauchte stockend und spuckte eher klägliche als bedrohliche Funken. Seine Hände, die Arme, Beine, Füße, der ganze Leib, alles war taub, nur die gestauchte Wirbelsäule fühlte er deutlich wie eine brennende Linie mitten in all der Taubheit. So nah am Boden fiel ihm auf, dass er den leicht öligen Schimmer von Metallplast hatte, einem billigen Kunststoff, der nach dem Aushärten als außerordentlich hitzebeständig galt. Und als nicht ganz ungiftig. Argon hat wohl sparen müssen , dachte er, als spielte das irgendeine Rolle.
    Mühsam richtete er sich auf und sah, wie Arris über den schrägen Boden zu Nelly rannte.
    Nelly klemmte reglos zwischen Wand und Container. Immer noch. Verspätet ergab das einen Sinn, der Arris’ Eile erklärte.
    Morbus rappelte sich auf, torkelte Arris hinterher. Nox fiel ihm ein. Auch die Information, dass der Tiger-Beta durch das Loch hinausgerissen worden war, durch das jetzt der Regen peitschte, gewann entschieden an Tragweite, als sich sein Kopf klärte. Plötzlich war die Situation nicht mehr bizarr, sondern schrecklich real.
    Nellys Augen standen blicklos offen. Es zog ihm den Boden unter den Füßen weg.
    Dann schlossen sich kurz die Nickhäute über den Pupillen, die so stark geweitet waren, dass sie die gelbe Iris fast gänzlich verschluckt hatten. Nur Nellys Oberkörper ragte hinter dem Container heraus, ab den unteren Rippen abwärts war sie in einem Spalt verschwunden, der Morbus so schmal vorkam, als passte nicht einmal ein menschliches Kleinkind dahinter.
    Mit einem Ruck überwand Arris die Betäubung, die sie für einen Augenblick beide erfasst hatte, packte den Container an der Kante, setzte einen Fuß knapp neben Nelly an die Wand und spannte die Muskeln an. Es sah lächerlich aus, zum Scheitern verurteilt, aber Morbus hätte alles, was er besaß, darauf gewettet, dass Arris es schaffen würde. Er griff sich die vordere Kante des Kastens. Nicht dass er eine große Hilfe wäre – ihr teameigener Captain Darkbuster hatte sich die Knochen verstärken lassen müssen, damit seine aufgepeppten Muskeln sie nicht brachen wie spröde Zweige.
    Arris nickte ihm zu. »Auf drei.«
    »Nicht!«, stieß Nelly heiser hervor.
    Die beiden Männer hielten augenblicklich inne, so gewohnt, auf sie zu hören, dass das eine Wort wirkte, als hätte sie die Stopptaste gedrückt.
    »Keine Zeit.« Ihre Stimme klang belegt und war über dem Trommeln des Regens kaum zu hören. »Außerdem geht es dann nur schneller. Zu den Fahrzeugen und ab mit euch.«
    Arris starrte sie ratlos an. »Was geht schneller?«
    »Das Verbluten, du Idiot.«
    Er blinzelte. »Scheiße, Nelly!«
    Kurz sahen Nelly und Morbus einander an. Ihr Blick war ganz klar. Er hatte sie erlebt, wie sie mit zwei Kugeln in der Brust und einer üblen Stichverletzung im Rücken noch den Überblick behalten und Anweisungen gegeben hatte, bevor sie sich dem Luxus der Bewusstlosigkeit ergab. Damals hatte sie nicht die leiseste Andeutung gemacht, sie sollten sie zurücklassen. Sein Blick wanderte weiter zu dem erschütternd schmalen Spalt, in dem sie steckte, über ihre zu hellem Grau erblasste Schuppenhaut.
    Nelly war zur Feldärztin bestimmt gewesen, noch bevor man ihren Gencocktail zusammengeschüttet hatte, ihre Kindheit und frühe Jugend hatte sie im

Weitere Kostenlose Bücher