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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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ohne erkennbare Mühe den Hebel herunterzog. Nach fast einem Jahr gemeinsamer Arbeit hatte er es längst aufgegeben, sich durch so etwas frustrieren zu lassen. Gemeinsam bahnten sie sich den Weg zurück zu Eddie frei.
    »Wir können nur zwei mitnehmen«, sagte Eddie, ohne sie anzuschauen. Er atmete stoßweise und war inzwischen so bleich, dass er im Zwielicht fast leuchtete. »Kann nicht fahren, unmöglich. Sind Frosch und Jeep okay?«
    »Sieht so aus.« Morbus warf einen Blick auf den Jeep, erfreulicherweise ein Modell mit geschlossenem Dach, und zögerte einen winzigen Augenblick, dann entschied er sich. »Nelly passt hinten rein. Ich den Jeep mit Nelly, ihr beide im Frosch.« Mit einem gewagten Sprung setzte er über das Zeug, das aussah wie morsches Holz, und wühlte sich zur nächsten Fahrzeugbucht durch. Zu seiner Erleichterung war die Tür des Jeeps unverschlossen, er riss sie auf und fand unter dem Beifahrersitz ein MedSet, die abgespeckte Variante eines MedPacks, mit der auch Halblaien wie er etwas anfangen konnten.
    »Friss Scheiße«, spie Eddie hinter ihm aus. »Nelly ist tot. Hat nur vergessen, mit dem Atmen aufzuhören, das sture Biest.«
    Er hatte recht. Und falls sie noch lebte und bei Bewusstsein war, würde sie ihm den Kopf abreißen, wenn sie jetzt zurückkehrten, um sie zu holen. Aber Morbus sah den leeren Jeep vor sich, wenn sie es nicht versuchten, sah Nelly vor seinem geistigen Auge, wie sie eingequetscht im Lagerraum eines fremden Raumschiffs verblutete. Und dann sah er Argon, der sie fand, während sie bewusstlos war, sie in die Krankenstation schleifen ließ und sie ausreichend wieder auf die Beine brachte, um sie einem Verhör zu unterziehen. Nichts gegen Argon, wirklich nicht, man konnte wunderbar mit ihm Karten spielen – etwas Positiveres fiel ihm gerade nicht ein, das mochte an der Eile liegen –, aber er war ein kompromissloser Scheißkerl, wenn es um seine eigene Haut ging. Das hatte er oft und zuletzt auch nachdrücklich genug bewiesen.
    »Wenn Argon sie findet, weiß er, dass wir hier waren«, sagte er und eilte an Eddie vorbei in den Gang.
    »Wenn wir die Fahrzeuge nehmen, weiß er das auch«, zischte Eddie hinter ihm her.
    »Dass jemand hier war«, erwiderte Morbus im Laufen, vermutlich konnte Eddie es gar nicht mehr hören. »Nicht dass wir es waren.« Und während er es noch sagte, wurde ihm klar, dass er recht hatte, und er fragte sich, wie viel Eigennutz in seinem Gedanken an Nelly steckte. Andererseits – welche Rolle spielte es, jetzt, wo er sich entschieden hatte?
    Arris folgte ihm wie ein Schatten, der Rückweg kam Morbus kürzer vor. Nelly war noch am Leben, er hörte ihren flachen, pfeifenden Atem, aber sie sah kaum auf, als sie hereinkamen, und er war nicht sicher, ob sie ihn und Arris überhaupt erkannte.
    »Wir haben jede Menge Platz«, sagte er knapp, als hätte sie das in Zweifel gezogen, nahm ihr seine Waffe wieder weg und öffnete das MedSet. Er verpasste Nelly ein neongelb markiertes Stay-With-Me -Pflaster auf den Hals, das ein ganzes Arsenal stabilisierender und schmerzstillender Drogen in ihren Blutkreislauf abgab und anschließend ihre Herzfrequenz verlangsamte, und packte sie dann, so gut er es vermochte, um sie zu stützen. Ihre Schuppenhaut war kalt und klamm, der leicht gepanzerte Tarnanzug hatte sich mit Blut vollgesogen.
    »Bereit?«, fragte Arris, und auf Morbus’ Nicken hin rückte er den Container ab. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, tat er es nicht gerade mit links, sondern stemmte sich mit aller Kraft dagegen, ächzte einmal, zweimal und lief besorgniserregend dunkelviolett an, bis sich der riesige Kasten endlich rührte und Nelly freigab. Mit einem Laut, der Morbus bis in seine Träume verfolgen sollte, sackte sie zusammen, und mit einem Mal sah er sich unter gefühlten Megatonnen Waran-Beta begraben. Kurz flammte eine Erinnerung auf: Er und Sky, die zweite Tiger-Beta ihres Teams ( rest in stripes , echote es beim Gedanken an sie in seinem Kopf, weil Nox es immer sagte), lockten Nelly auf eine mit einem Messgerät versehene Platte, weil sie ihnen partout ihr Gewicht nicht verraten wollte. Sky hatte besser geschätzt als er, der hoffnungslos zu niedrig gegriffen hatte – es waren ziemlich genau sagenhafte dreihundertfünfzig Kilo. In diesem Augenblick hätte er sie jedoch auf mindestens achthundert geschätzt, und wenn Arris nicht sofort zur Stelle gewesen wäre, dann wären sie beide zu Boden gegangen, was für ihn hässlich geendet hätte.

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