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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Metern, die Decke war nicht sehr hoch, und die Wände schienen zu flackern, als stünden sie in Flammen. Er streckte die Hand aus, um sie zu berühren, dann hielt er inne.
    Er brannte.
    Seine Cyberoos waren lebensecht und erzeugten sogar ein schwaches Licht, wenn er es wünschte. Aber es war nur ein leichter Schimmer, gerade genug für ihn, um in einem dunklen Raum ausreichend zu sehen, kaum mehr als eine Spielerei. Außerdem beschränkte sich der Effekt der Cyberoos naturgemäß auf die Haut, in die sie eintätowiert waren. Holo-Cyberoos waren seines Wissens noch nicht marktfähig. Die Flammen jedoch, die seine Hand einhüllten, schienen aus der Haut zu schlagen. Wo Kleidung seine Haut verhüllte, brannte nichts, aber als er einen Ärmel hochschob, leckten die Flammen heraus. An den Händen war es am stärksten. Fasziniert fragte er sich, ob auch sein Gesicht brannte.
    Sein Puls erhöhte sich sachte. Er schaute sich um und entdeckte eine Verriegelung an einer Seite des eisernen Zimmers. Der Riegel löste sich leicht, und er stieß die Türflügel auf. Ein dunkler Lagerraum. Ihm explodierte der Geruch der Virago entgegen, dieses eigenartige Gemisch aus tausend verschiedenen, wahllos zusammengewürfelten Waren, die leicht giftige Note der Dämpfe, die vom Bodenbelag aufstiegen, Metall, Rost. Dazu ein wenig Blut, Feuchtigkeit, getrockneter Schlamm, ein seltsam muffiger Geruch, der ihn an moosige Steine erinnerte.
    Vor ihm auf dem Boden lagen reglos einige der bleichen Geschöpfe. Auch sie roch er ganz deutlich. Und er spürte andere, ganz in der Nähe. Er spürte ihren Hunger, ihre Verwirrung, ihre Rastlosigkeit. Verwundert betrachtete er die leblosen Geschöpfe vor seinen Füßen. Sie sahen aus wie vertrocknete Blätter. Er stieß eins davon an. Es wog nicht allzu viel.
    Die Tür stand offen, dahinter lag einer der Gänge, die durch die gebogenen Stahlstreben an eine Speiseröhre erinnerten. Flames machte sich auf den Weg, blieb mitten im Gang stehen, lauschte. Er hörte seltsame Laute, aber sie verloren an Bedeutung gegenüber dem Singen und Ziehen in seinem Leib. Es war nicht der Hunger der Bleichen, den er spürte, sondern etwas anderes. Er schloss die Augen und spürte der fremdartigen Empfindung nach. Es dauerte eine Weile, bis er darauf kam, was es war.
    Es war das Mädchen.
    Er spürte ihre Gegenwart wie einen Misston in einer Symphonie, Hintergrundrauschen, eine Verzerrung in der Atmosphäre. So deutlich, dass er sich fragte, wie er es vorher nicht hatte wahrnehmen können. Als wäre er blind gewesen und taub. Ohnehin war ihm, als hätte er bisher nur durch halb geschlossene Lider in die Dunkelheit geblinzelt. Jetzt war es hell, seine Augen weit offen. Auch wenn seine echten Augen im Augenblick geschlossen waren, wusste er, was ringsum geschah. Und deshalb war er nicht überrascht, als er sie öffnete und das bleiche Wesen sah, das vor ihm im Gang stand, den schmalen Schädel mit den freiliegenden Zähnen gesenkt, die weißen Augen auf ihn gerichtet. Es war hungrig, obwohl es gefressen hatte, es war unruhig und schlief kaum jemals, und es wusste nicht, was es von ihm halten sollte.
    Flames lächelte und trat näher. Es floh nicht, Flucht war in seinem Verhaltensrepertoire nicht vorgesehen, es hätte nicht einmal gewusst, wie man das anstellt. Aber es griff auch nicht an. Als er die Hand nach ihm ausstreckte, fauchte es und schnappte, Zähne streiften Finger, und es kreischte misstönend auf, verstört, aber unfähig zu fliehen.
    Er musste es nicht berühren. Es reichte, ganz nah zu sein und seine Gegenwart zu spüren. Von seinen verletzten Fingerspitzen leckten Flammen, zuckten zu dem zischenden Geschöpf hinüber. Feuer erfüllte den bleichen Leib und brannte den Hunger aus, der in jeder Zelle lauerte.
    Die Kraft, die er empfing, war so rein, dass sie ihn für einen Augenblick förmlich überlud; ihm war, als vergehe er in einer grellen Stichflamme. Schmerz erfüllte ihn, aber als es vorbei war, stand er aufrecht, und das bleiche Wesen lag zu seinen Füßen, eine vollkommen leere Hülle. Immer hatte er etwas zurücklassen müssen, hatte nur einen Teil nehmen können … dieses Geschöpf jedoch hatte nichts zurückbehalten. Bis auf seinen Körper war nichts mehr da.
    Er zog seine Hand zurück und betrachtete sie. Die Haut brannte gleichmäßig, es war keine Verletzung zu erkennen.
    Es war also so weit. Er atmete tief durch. So lange hatte er auf diesen Moment gewartet, nun war er da, und es war erhebend und

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