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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Puke im Gebrauch eines Messers unterweisen lassen. Aber sie hatte es nie gemocht, und wie immer staunte sie über das schiere Gewicht und darüber, wie seltsam alltäglich sich eine Waffe für die Finger anfühlte, während der Kopf ganz andere Gefühle beisteuerte.
    Sie riss das Kabel aus der Waffe, das sie mit dem Gürtelakku verband, hob die Misanthrope mit beiden Händen und richtete die Mündung auf den Fremden.
    Ihre Hände zitterten nicht.
    Er lächelte.
    Er kicherte leise.
    Er breitete die Arme aus und lachte.
    Es war kein markerschütterndes, donnerndes Lachen, sondern das Lachen eines Mannes, der gerade einen guten Witz gehört hat. Ein ganz normales, fast sympathisches Lachen. Er lachte eine ganze Weile, dann hörte er damit auf und schüttelte den Kopf. »Aber Nova«, sagte er, es klang wie der gutmütige Tadel eines geduldigen Vaters. »Weißt du denn gar nicht, wer ich bin?«
    Sie atmete aus und hielt die Waffe ganz ruhig. Sie wusste nicht, wer er war, aber sie wusste, was er war, und sie hatte die Schnauze voll von irgendwelchen durchgeknallten Irren, die ihr wehtaten.
    »Du kannst mich nicht erschießen«, verriet er ihr vertraulich und klang, als hätte er eine Dreijährige vor sich, die ihn mit einer Erbsenpistole bedrohte.
    Sie drückte ab.
    Je weiter sie sich vorarbeiteten, desto stiller wurden sie. Es war nicht so, dass der Fluss von Lucies hell erleuchtet gewesen wäre, aber sie machten einander längst nicht mehr auf jedes der Biester aufmerksam, das unter ihnen vorübertrieb. Wie viele waren inzwischen an ihnen vorbeigezogen – fünfzig? Vermutlich mehr. Oft waren es kleine Trauben von drei oder vier Stück, das hätte das Zählen selbst dann schwierig gemacht, wenn jemand es versucht hätte. Die Biester verbissen sich ineinander und versuchten, auf ihre Artgenossen zu klettern, um aus dem Wasser zu kommen. Morbus fragte sich reflexhaft so einiges, was ihr Sozialverhalten betraf, die Hierarchie untereinander und die Frage, wie sie überlebten, wenn sie unablässig aufeinander losgingen, aber er wusste mit Sicherheit, dass er nicht vorhatte, hierzubleiben oder gar irgendwann zurückzukehren, um Feldstudien anzustellen.
    Als die erste Lucie es bis an den Rand des Flusses schaffte, schoss Arris, ehe es einer der anderen auch nur bemerkte. Kreischend verschwand sie im dunklen Wasser. Die nächste erwischte Morbus, allerdings erst mit dem zweiten Schuss. Niemand kommentierte, dass er beim ersten Mal danebengeschossen hatte.
    Die dritte kletterte ihnen entgegen. Morbus bekam an seiner Position ganz hinten zuerst kaum etwas mit, nur die plötzliche Unruhe, dann das dumpfe, zweifache Krachen von Arris’ Waffe. Im nächsten Augenblick hatte sich Argon abgestützt, das Lasergewehr in Anschlag gebracht und jagte der Lucie einen grellroten Strahl entgegen. Vor Morbus hielt Toro an, weil vor ihm der Junge anhielt … die ganze Seilschaft kam zum Stillstand.
    »Eieiei«, hörte er Arris sagen, und Argon fluchte leise. »Morbus, du hattest recht – bewegt sich an der Wand, als ob sie dran haften würde. Verdammt schnell.«
    »Dann sollten wir auch mal verdammt schnell machen«, verlangte Eddie. »Los, vorwärts!«
    So ein Kilometer an der Wand war sehr viel mühsamer und länger als am Boden. Niemand spekulierte mehr darüber, was sie am Rand des Plateaus vorfinden würden.
    »Wenn wir hier nicht bald rauskommen«, grollte Toro irgendwann, »dann sind sie mit dem Shuttle schon auf und davon. Wenn es überhaupt eins gibt.«
    »Ruhig«, sagte Argon. »Wir holen sie da schon raus.« Er stutzte und warf einen raschen Blick auf die Uhr. »Es kann draußen noch nicht wieder Tag sein, oder? Seht mal – irre ich mich, oder wird es da vorn heller?«
    Morbus wusste, was für einen Blick Eddie ihm jetzt zugeworfen hätte, wenn er könnte. Argons Stimme klang, als gäbe es keinen Zweifel daran, dass sie es rechtzeitig schaffen würden, aber was auch immer man gegen ihn sagen konnte – er war kein solcher Idiot, dass ihm nicht klar war, dass es für ihre Pilotin knapp wurde. Und für sie alle, falls Scar es tatsächlich vor ihnen bis zum Shuttle schaffte … wenn es denn überhaupt noch da war. In ihm stieg die Vision auf, wie sie auf einem kleinen Landeplatz standen, inmitten von Leichen, die Scar zurückgelassen hatte, und dem Shuttle hinterherschauten, das zwei Sekunden vor ihrer Ankunft in den Orbit aufgestiegen war. Überrascht registrierte er das Bedauern bei dem Gedanken, das nicht ihrem Schicksal galt,

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