Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Muskeln, und am Ende kein warmer Körper, in den man seine Krallen und Zähne schlagen konnte.
Das Mondlicht sickerte in dicken Fäden zu Boden und bildete Tümpel, die aussahen, als könnte man daraus trinken. Geduckt schlug Nox einen weiten Bogen auf der Suche nach seiner verlorenen Spur. Wen auch immer er da jagte, er hatte unten in den Eingeweiden der Virago überlebt, mitten im Geheul der Jäger. Das war eine Beute, die er nicht unterschätzen durfte.
Flames wusste, dass er sich nicht geirrt hatte. Mit jedem Schritt, den er tat, atmete er die Gewissheit, dass etwas geschehen war, etwas Unumkehrbares, Monumentales. Aber als die Tür entriegelt wurde, kaum dass er nach ihr griff, und dass das Mädchen unmittelbar vor ihm stand, sobald er eintrat, als hätte sie nicht anders gekonnt, als seinem Ruf zu folgen – all das bestätigte seine Gewissheit auf wunderbare Weise.
Der Schein seiner eigenen brennenden Haut entriss das Mädchen der schützenden Dunkelheit – mit schreckgeweiteten Augen, in denen sich die Flammen spiegelten, starrte sie ihn an, und zum ersten Mal sah er, was er bisher nur gespürt hatte: Wie Schleim klebte das Interim an ihr, waberte um die zierliche Gestalt in dem zu großen Overall, hinterließ eine Sickerspur, wo sie sich bewegte. Die Verunreinigung war abstoßend, unnatürlich, und sie war infektiös.
Sie hatte Angst. Sie war sich nicht bewusst, was für eine Verhöhnung der Natur sie darstellte. Dass nicht Wunder wirken durfte, wem das Recht dazu nicht verliehen worden war. Ihre psionischen Fähigkeiten speisten sich aus der falschen Quelle.
Fast überkam ihn Mitleid, als er ihre Angst sah. Früher hatte er kein Mitleid mit jenen verspürt, die er richten musste. Erregung stieg in ihm auf. Mitleid und Vergebung. Er starrte sie an, sie, die in einer Pfütze stand, die der an ihr hinabsickernde Schleim bildete, und er brannte darauf, sie zu reinigen.
»Hallo Nova«, sagte er leise, um sie nicht zu erschrecken, nicht mehr jedenfalls, als es sein musste. »Mein Name ist Flames.« Und er spürte, dass sie wusste, wer er war und weshalb er gekommen war. Dass jemand zu Ende bringen musste, was vor einigen Monaten nicht hatte vollstreckt werden können. Sie hatte doch nicht wirklich geglaubt, sie würde entkommen, nur weil sie den Planeten verließ?
Hinter dem Mädchen: eine Bewegung. Der Widerschein von Flammen schimmerte auf stumpfem Fell.
»Was ist das für eine gottverdammte Scheiße?«, jaulte eine schrille Stimme. »Was für ein Freak bist …«
Verärgert und ohne recht darüber nachzudenken, griff Flames nach ihr, wie er es sonst mit seinen Händen getan hätte, nur bewegte er den Körper nicht um einen Millimeter. Er griff nach ihr und bekam sie zu packen. Sie stieß ein ersticktes Gurgeln aus.
Das Mädchen wich einen weiteren Schritt zurück. Noch einen. Starrte die fellbedeckte Gestalt an, die reglos dastand und röchelte. Die Waffe fiel der Beta aus der Hand und landete klappernd auf dem Boden.
Flames lächelte. Er rief die Flammen. Es war nur eine Beta, sie war nicht würdig, die Erste seit seiner Erweckung zu sein, aber er wollte sich ungestört dem Mädchen widmen.
Wofür er bisher eine Berührung gebraucht hatte, gelang jetzt mit einem leichten Neigen des Kopfs aus mehreren Metern Entfernung.
Sie stand ihm im Weg. Und sie brannte.
Hitze. Auf einmal ging Hitze von Scar aus, eine Welle wie nach einer Explosion. Novas Ohren verschlossen sich, als hätte sich urplötzlich der Luftdruck verändert. Ungläubig sah sie, wie Scar aufglühte. Nicht ihre Haut brannte, nicht ihr Fell … vielmehr sah sie aus wie ein halb durchsichtiger Behälter, in dem eine Stichflamme aufschoss.
Fassungslos taumelte sie von ihr fort. Sah mit weit aufgerissenen Augen, wie Scar wortlos schrie, weiß aufloderte … und zusammenbrach.
Stille. Eine so tiefe Stille, dass sie überdeutlich den Fremden atmen hörte. Schluchzend tastete sie mit noch immer fühllosen Händen nach etwas, das Scar fallen gelassen hatte. Was es war, fiel ihr erst wieder ein, als sie das kühle Metall berührte. Die Laserpistole war erstaunlich schwer.
Nova mochte keine Waffen. Die anderen hatten immer darüber gespottet, vor allem Gwenni, die keine Gelegenheit ausgelassen hatte, damit zu protzen, wie selbstverständlich der Umgang mit Knarren für sie war und wie erotisch die kühle Klinge eines Messers auf der Haut sein konnte. Nova hatte gelernt, mit Schusswaffen umzugehen, und sie hatte sich vom gutmütig spottenden
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