Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
niedrig, die Sauerstoffsättigung betrug laut des kleinen medizinischen Handscanners knapp über 70 Prozent. Die blinkende Warnung, dass Hirn- und andere Organschäden eintreten würden, verschwand jedoch, als Morbus Nellys Betatyp eingab und mit einbezog, welcher Medikamentencocktail sich in ihrem Blut befand … jetzt waren Organschädigungen nicht mehr unabwendbar , sondern nur noch wahrscheinlich .
»Ich sag doch, sie ist tot«, brummte Eddie, der sich mit Arris’ Hilfe auf den nackten Boden sinken ließ, ächzend das verletzte Bein ausstreckte und sich gegen den Jeep lehnte. »Nur zu stur, um es einzusehen. Ihr beide. Mann, du bist Xenobiologe, kein Arzt. Das nennt man Selbstüberschätzung.«
Irgendwo in Nellys stillem Leib gab es mindestens ein größeres Leck. Kurz entschlossen legte Morbus einige Gegenstände aus dem MedSet bereit, desinfizierte sich die Hände und das Allzweckmesser aus seinem Gürtel und schnitt die schmierige Schaumschicht über Nellys Hüften auf.
Auf sein Nicken hin robbte Eddie stöhnend näher und desinfizierte sich ebenfalls die Hände. »Mann, du tust ihr keinen Gefallen, das weißt du. Ihr Becken ist komplett zertrümmert, scheiße noch mal … bei den Schmerzmitteln, die sie brauchen wird, reichen unsere Vorräte vielleicht für drei Tage. Und danach wird sie sich eigenhändig erschießen. Ich hatte selbst mal einen Trümmerbruch, nur der Fuß, nicht das ganze verdammte Becken, und ich wäre fast durchgedreht vor Schmerzen.« Trotz seines Protests hielt er den Hautlappen beiseite, der Morbus im Weg war, es hatte verstörende Ähnlichkeit mit einer Leichensektion.
»Und du meinst echt, man kann das essen?«, fragte Arris vom Höhleneingang her.
»Er meint die Dinger da drüben«, erklärte Morbus, ganz verloren im blutigen Durcheinander von Nellys Körper. Das hier war eine Angelegenheit für einen Chirurgen oder eine wirklich ausgezeichnete medizinische Versorgungseinheit. Er war nicht mal sicher, ob Nellys Fähigkeiten ausgereicht hätten, um sich wieder zusammenzuflicken. Seine eigenen … Ein gebrochenes Bein richten, Schussverletzungen versorgen, alles kein Problem, aber mit inneren Organen hatte er normalerweise nur insofern zu tun, als er sie aus toten Leibern schnitt und zur näheren Untersuchung in Nierenschalen legte. Auseinandernehmen, ja, das konnte er, und er wusste auch, wo man nicht entlangschneiden sollte, um größere Sauereien zu vermeiden. Das war es aber auch schon.
Eddie klappte den Mund wieder zu. »Ach, die Dinger. Na, dann ist ja alles gut. Was für Dinger denn bitte?«
»Halt das mal. Irgendein lokales Raubzeug. Sind im Tiefschlaf, mach dir nicht ins Hemd.«
»Nö, mach ich nicht. Warum auch? Irgendein lokales Raubzeug, was soll’s. Sieht aus, als wäre der hintere Teil des Beckens okay, richtig?«
Morbus warf einen kurzen Blick auf das Display des Scanners, den Eddie mit der freien Hand über Nelly hielt. »Richtig. Nur vorne zertrümmert. Nieren intakt, Blase … Moment.« Für einen schrecklichen, langen Moment wusste er nicht, wo Nellys Blase war. Sie blinkte rot umrandet auf dem Display, aber Bild und Wirklichkeit unterschieden sich in Sachen Übersichtlichkeit erheblich voneinander, und dort, wo sich bei einem Menschen die Blase befand, gab es bei Nelly nur glitschige graue Darmschlingen. Kurz entschlossen schob er sie beiseite, fand die Blase, legte sie frei, heftete die Ränder des Risses mit selbstauflösenden Klammern zusammen und sprühte Schaum darauf. Es war erbärmlich. Für reine Fleischwunden reichte es, wenn man sich danach einige Tage lang nicht übermäßig bewegte, aber wenn sich die Blase füllte, stand sie unter Spannung … er bezweifelte, dass eine Schaumversiegelung dann reichen würde. Also unbedingt einen Katheter legen – ohnehin eine gute Idee. Nur hatte er das noch nie gemacht.
Der Darm war laut Scanner unverletzt, zur Leber mussten sie sich vorarbeiten, um einen Schnitt zu verschließen. Keine größere Arterie verletzt. Der vordere Teil des Beckens jedoch: ein Knochenpuzzle. Die ganz kleinen Splitter entfernten sie, die größeren Stücke rückten sie zurecht. Stück für Stück zogen sie sich aus Nellys Unterleib wieder zurück, ordneten und verschlossen dabei alles so gut, wie sie es eben vermochten.
Nach den Anweisungen des Scanners legte Morbus eine einfache Drainage, damit Blut und Wundflüssigkeit aus dem Bauchraum ablaufen konnten. Als er den Katheter legte, schaute Eddie weg und schüttelte den Kopf.
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